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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Weile verschwunden, wissen
Sie. Es ist durchaus möglich, dass sie bewusstlos war.«
    »Und sie war eindeutig benommen?«
    »Ja, daran besteht kein Zweifel. Ich
habe zwei Söhne großgezogen, die sich weiß Gott wie oft verletzt haben. Ich
kann sehr wohl erkennen, ob jemand wirklich verletzt ist oder nur so tut.
Außerdem glaube ich nicht, dass Sandy sich derart verstellen kann.«
    Vincent stieß ein kurzes Schnauben aus.
»Ganz bestimmt nich’. Sandy ist so verdammt ehrlich, dass es manchmal peinlich
is’. Außerdem hat sie ‘ne dicke Beule am Kopf, Frank, das has’ du doch eben
gesehen.«
    »Trotzdem, Vince. Darf ich mir die Tür
mal ansehen, Mrs. Kelling?«
    Emma trat zur Seite, um den Arzt vorbei
zu lassen. Er untersuchte die Tür von oben bis unten, tastete die Kante
mehrfach ab und machte zum Schluss sogar ein paar merkwürdige Turnübungen. Dann
schüttelte er wieder den Kopf.
    »Völlig unmöglich, dass sie sich die
Verletzung selbst zugefügt hat, Vince. Ich würde sagen, Sandy stand vor dem
offenen Kleiderschrank, als jemand von hinten kam und ihr eins über den Schädel
gab.«
    Vincent war alles andere als
begeistert. »Jessas noch mal!« platzte er heraus. »Dann gibt’s also zwei!«
    »Zwei was?«
    »Teufel noch eins, Frank, überleg doch
mal! Der Mistkerl, der Mrs. Kellings falsche Juwelen geklaut hat, war zu dem
Zeitpunkt schon tot. Was bedeutet, dass sich noch ‘n andrer Ganove hier auf der
Insel rumtreibt.«
    »Aber warum hätte er Sandy
niederschlagen sollen? Und warum ausgerechnet hier?«
    »Verflucht nochmal, das weiß ich doch
nich’! Sowas is’ hier noch nie passiert.«
    Er starrte Emma an, als sei alles
allein ihre Schuld. Sie entschied, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    »Ich vermute, Sandy war zum falschen
Zeitpunkt hier im Zimmer. Gehe ich recht in der Annahme, Vincent, dass die
Sabines Ihnen nie von ihrem Safe erzählt haben?«
    »Was für ‘n Safe? Wollen Sie damit etwa
sagen. Sie wüssten was über dieses Haus, das ich nich’ weiß?« Er war ziemlich
aufgebracht, was Emma nicht verwunderte.
    »Es bedeutet sicher nicht, dass man
Ihnen nicht vertraut hat, Vincent. Ich nehme an, die Sabines wollten auf diese
Weise verhindern, dass Sie im Falle eines Diebstahls verdächtigt würden«,
improvisierte Emma. Es wäre unhöflich, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass
eigentlich kein Grund bestand, einen Dienstboten in sämtliche Geheimnisse
einzuweihen.
    »Wie dem auch sei«, fuhr sie fort, »da
es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass Mrs. Sabine irgendwann in dieses Haus
zurückkehren wird, und ich nicht annehme, dass ihre Erben etwas dagegen haben,
sehe ich keinen Grund, Sie länger im Unklaren zu lassen. Hinter der
Zedernholzverkleidung in diesem Schrank gibt es tatsächlich einen kleinen
Wandsafe. Mrs. Sabine hat es mir verraten, weil sie annahm, dass ich vielleicht
Geld oder Wertgegenstände fortschließen wollte. Sie machte sich Sorgen, weil
sie die Gäste nicht kennt, die in diesem Jahr den Sommer hier verbringen.«
    Das schien den attraktiven Arzt zu
schockieren. »Wollen Sie damit sagen, dass Mrs. Sabine einen Haufen Leute
hierher eingeladen hat, die sie noch nie im Leben gesehen hat?«
    »Soweit ich weiß, hat sie die Leute
nicht einmal persönlich eingeladen. Sie hat die Auswahl Dr. Wont überlassen,
einem ihr völlig Fremden. Ich weiß, dass es verantwortungslos klingt, aber ich
glaube, dass man ihr damit Unrecht tut. Das alles berührt sie einfach nicht
mehr. Sie ist schon lange krank und sehr alt. Mrs. Sabine hat einfach so getan,
als sei alles in Ordnung, und versucht, so weiterzumachen, wie sie es immer getan
hat. Ihre Kinder sollten nicht merken, dass sie allen Lebensmut verloren hat.
Als eine Bekannte ihr erzählte, dass Dr. Wont eine Gruppe Maler und
Schriftsteller für den Sommer herbringen wollte, sah sie darin die Lösung ihres
Problems und ließ ihn alles organisieren. Wie schon gesagt, ohne ihn je gesehen
zu haben.«
    Auch diese Information schien ihrem
Hausmeister neu zu sein. »Bei Gottfried, wenn ich das gewusst hätte — «
    »Dann hättest du trotzdem haargenau
dasselbe getan«, beendete sein Bruder den Satz. »Was wäre dir sonst übrig
geblieben, Vince? Es ist immer noch Mrs. Sabines Haus, und sie ist nach wie vor
deine Arbeitgeberin. Du hättest keinen Grund gehabt, ihr Urteil in Frage zu
stellen. Es sei denn, sie hätte von dir verlangt, etwas Illegales oder absolut
Verrücktes zu tun. Sind Sie wohl so nett und zeigen uns den Safe,

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