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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mindestens genauso schrecklich war, sagte
jedoch nur: »Ich hole bloß noch schnell meinen Hut.« Die Sonne brannte
inzwischen vom Himmel, und sie hatte keine Lust, neben Theonia mit ihrem
hübschem Strohhut mit Adelaides ausgeblichenen Relikt gesehen zu werden.
Eigentlich waren all diese Dinge in der momentanen Situation völlig unwichtig,
doch der Mensch war nun einmal ein Gewohnheitstier. Sie rückte ihren Hut so lange
zurecht, bis sie zufrieden war, und ging dann mit Theonia zu dem
Kiefernwäldchen auf der Westseite des Hauses.
    Das Kreischen einer Kettensäge
bestätigte, dass ihre Vermutung richtig war. Bereits nach wenigen Minuten
hatten sie ausgemacht, woher der Lärm kam. Ted arbeitete allein, er entfernte
gerade die Äste von einer Kiefer, die er gefällt hatte. Er war sichtlich
erfreut über die Gelegenheit, seine Kettensäge auszuschalten.
    »Kann ich irgendwas für Sie tun, Mrs.
Kelling?«
    »Ich zeige Mrs. Brooks nur gerade die
Insel. Wo ist Neil?«
    »Unten am Dock, unterhält sich mit
seinem Onkel.«
    »Ist Lowell nicht auch Ihr Onkel?«
erkundigte sich Emma erstaunt. »Ich hatte den Eindruck, dass hier jeder mit
jedem verwandt ist.«
    »Ha! Nur gut, dass Vincent das nich’
gehört hat.«
    »Würde ihn das ärgern, Ted?« Theonia
sprach, als würde sie den jungen Mann schon seit Ewigkeiten kennen. »Weshalb
hast du eigentlich gesessen?«
    Ted war sichtlich erschrocken. Er riss
die Säge herum und richtete sie mit einer hässlichen, unentschlossenen Geste
auf sie. »Wovon reden Sie überhaupt? Wo soll ich gesessen haben? Was soll das?«
    »Die Frage kannst du sicher selbst am
besten beantworten, Ted. Du hast deine Bewährungsauflagen verletzt, nicht?«
    Der junge Mann starrte auf die Säge und
legte sie dann langsam und vorsichtig auf den gefällten Baum. »Sind Sie etwa ‘ne
Bewährungshelferin?«
    »Nein«, sagte Theonia. »Aber du tust
gut daran, mich trotzdem nicht anzulügen. Es ist alles in Ordnung, beruhige
dich. Ich zeige dich bestimmt nicht an, wenn du uns die Wahrheit erzählst.«
    »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?«
    »Versuch es einfach mal. Genauso, wie
du Jimmy Sorpende vertraut hast.«
    »Jimmy?« Jetzt war er völlig
fassungslos. »Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?«
    »Ich heiße Theonia Kelling und ich bin
mit Mrs. Kellings Vetter Brooks verheiratet. Sie stellt mich immer als Mrs.
Brooks vor, um Verwechslungen vorzubeugen. Du kannst mich ruhig auch so nennen,
wenn du möchtest. Warum hat man dich eingelocht? Lass mich raten. War es
Körperverletzung unter Alkoholeinfluss?«
    »Der Mistkerl hatte es nicht besser
verdient«, knurrte Ted. »Aber woher sollte ich wissen, dass seine Tante bei der
Polizei ist?«
    »Das Leben steckt voller
Überraschungen, Ted. Es war dein erstes ernsthaftes Vergehen, nehme ich an,
sonst wärst du nicht schon wieder draußen. Du stammst hier aus der Gegend.
Deine Eltern sind angesehene Bürger und mit Dr. Franklin befreundet. Sie
glauben, dass man dir Unrecht getan hat. Und du hast dich im Gefängnis gut
betragen, sonst wärst du jetzt nicht hier. Aber Vincent hat keine Ahnung, dass
du nur auf Hafturlaub bist, stimmt’s? Genau damit hat Jimmy dich dazu gekriegt,
ihn ins Haus zu lassen, oder?«
    Ted schluckte. »Was hätte ich denn tun
sollen?«
    »Du hättest da bleiben sollen, wo du
herkommst, und dich dort um einen Job bemühen können.«
    »Wie denn? Wer stellt schon ‘nen Knacki
ein?«
    »Es gibt momentan so viele
Arbeitsplätze, dass du sicher etwas Passendes gefunden hättest.«
    »Kann ich mir vorstellen. Kanalreiniger
oder Müllmann für den Mindestlohn.«
    »Selbst das wäre immer noch besser als
gegen die Bewährungsauflagen zu verstoßen und zu riskieren, dass man dich
wieder einsperrt, Ted. Aber das ist dein Problem, nicht meins. Ich will nur
wissen, mit wem Jimmy zusammengearbeitet hat. Mit dir sicher nicht. Selbst
Jimmy hätte sich keinen Komplizen ausgesucht, der zu Wutanfällen neigt. Nun
komm schon, Ted, was hat er dir erzählt? Und jetzt lass endlich die Säge in
Ruhe, am Ende verletzt du dich noch.«
    »Ich könnte noch was ganz andres damit
machen«, drohte der Junge.
    Theonia schüttelte den Kopf. »Das
würdest du nie tun, Ted. Du hast zwar etwas Dummes getan, aber ich glaube
nicht, dass du etwas Saudummes tun würdest. Was hat Jimmy gesagt?«
    »Er hat gesagt, ich soll tun, was er
sagt, sonst würde er rumerzählen, dass ich nur bedingt entlassen worden bin und
was angestellt habe. Meine Familie glaubt, ich wäre wegen guter

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