Jodeln und Juwelen

glauben, dass du allwissend bist. Es
beruhigt mich irgendwie in der vertrackten Lage, in der ich mich befinde.«
    »Dann darfst du mich weiter verehren,
so viel du willst. Mich stört es kein bisschen.«
    »Glaubst du, Ted wusste, weshalb Jimmy
hier war?«
    »Du meinst wegen des Colliers? Das ist
eine schwierige Frage, Emma. Wir müssen davon ausgehen, dass deine Tasche auf
der Fähre nur gestohlen wurde, um das Collier nach Pocapuk zu schmuggeln. Der
Mann, der es versteckt hat, könnte beim zweitletzten Stopp an Land gegangen
sein, in der Annahme, dass der Finder der Tasche auf jeden Fall in Pocapuk
aussteigen würde.«
    »Wäre das nicht ziemlich riskant
gewesen? Immerhin ist es ein äußerst wertvolles Schmuckstück«, argumentierte
Emma. »Was wäre passiert, wenn niemand mehr die Herrentoilette aufgesucht
hätte? Oder der Finder beim zweitletzten Stopp an Land gegangen wäre? Oder wenn
kein Passagier, sondern ein Crewmitglied die Tasche gefunden hätte?«
    »Für die Crew gibt es wahrscheinlich
eine eigene Toilette. Außerdem vermute ich, dass der Dieb sich in einer der
Zellen versteckt hat, bis er sicher sein konnte, dass die Tasche von der
richtigen Person gefunden wurde.«
    »Aber wie hätte er das wissen können?«
    »Weil er die Passagiere, die an Bord
kamen, genau beobachtet hat und wusste, welche Farbe ihre Fahrkarten hatten.
Tweeters und ich haben uns auf dem Hinflug schlau gemacht und herausgefunden,
dass man am Fahrkartenschalter für die einzelnen Stopps Tickets in
verschiedenen Farben bekommt. Der Preis richtet sich nach der Länge der
Strecke. Man zeigt seine Fahrkarte, wenn man an Bord geht, und gibt sie ab,
wenn man an Land geht, damit man nicht weiter fahren kann, als man bezahlt hat.
War es bei dir nicht genauso?«
    »Stimmt«, sagte Emma. »Soweit ich mich
erinnere, hatte ich eine scheußliche lachsrote Karte.«
    Theonia nickte. »Leicht zu erkennen,
wie du siehst. Und da nur wenige Passagiere nach Pocapuk fuhren, hat der Dieb
dich leicht wiedererkannt. Aber du hast Recht, er ist ein ziemliches Risiko
eingegangen. Wahrscheinlicher scheint es mir, dass die Person ursprünglich
selbst mit dem Collier nach Pocapuk wollte. Doch dann wurde sie nervös und
hielt es für sicherer, dir den Schmuck unterzuschieben, weil deine Tasche mit
dem Theaterschmuck ein hervorragendes Versteck war.«
    »Warum sagst du Person?« wollte Emma
wissen. »Es kann doch nur ein Mann gewesen sein, schließlich war er auf der
Herrentoilette.«
    »Man kann nie wissen. Wenn jemand
Jeans, Turnschuhe und ein weites Sweatshirt trägt, ist es manchmal ziemlich
schwierig festzustellen, ob man einen Mann oder eine Frau vor sich hat. Und der
Haarschnitt hilft einem heutzutage auch nicht mehr weiter.«
    »Stimmt, manchmal ist man sich wirklich
nicht sicher. Aber warum hätte die Person nervös sein sollen?«
    »Nun, meine Liebe, wenn es jemand aus
Dr. Wonts Gruppe war, würde ich annehmen, dass Alding Fath der Grund war.
Erzähl mir doch noch ein wenig mehr über sie.«
    Emma berichtete Theonia alles, woran
sie sich erinnern konnte. Ihre langjährige Erfahrung im Memorieren von Rollen
aus Gilbert und Sullivan-Operetten hatte ihr Gedächtnis enorm geschärft. Sie
war daher sogar in der Lage, den größten Teil der Unterhaltungen, die sie auf
der Fähre und während des Dinners gehabt hatten, wörtlich wiederzugeben. Es
gelang ihr außerdem, den Tonfall der Frau überzeugend nachzuahmen.
    Theonia ließ sich keine Silbe und keine
Modulation entgehen. »Du hast gesagt, sie sei dir aus der ganzen Gruppe die
Sympathischste gewesen, obwohl du sie für eine Schwindlerin hältst?«
    »Sie kann doch nur eine Schwindlerin
sein, oder?«
    »Da bin ich anderer Meinung. Sie mag
vielleicht an einigen Stellen ein bisschen übertrieben haben, das tun die
meisten Hellseher, um ihre Kunden nicht zu enttäuschen. Aber ganz ehrlich, wenn
ich ein heißes Diamantcollier bei mir hätte und mich in ihrer Gesellschaft
befände, würde ich versuchen, das Ding so schnell wie möglich loszuwerden. Das
mag dir zwar ziemlich merkwürdig erscheinen, aber wenn die Steine so groß sind,
wie du sagst, senden sie unglaublich starke Schwingungen aus. Ein echtes Medium
würde es bestimmt spüren.«
    »Du auch?«
    »Vielleicht, aber ich halte mich nicht
für ein echtes Medium. Es wäre ja nicht allein das Collier, weißt du. Auch der
Träger würde irgendwie auffallen, selbst wenn er ein hervorragender
Schauspieler wäre. Er würde deutliche Signale aussenden,