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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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Abgründen der Finsternis beobachteten und dennoch nahe genug waren, um ihr ins Ohr zu atmen, nahe genug, dass sie eine Gänsehaut bekam von der Präsenz ihrer boshaften Intelligenz. Sie sah nichts von ihnen, aber sie spürte, dass sie da waren, lauerten und warteten, gefräßig und voller Hass. So nahe, dass sie durch den Vorhang des Universums greifen und Hand an sie legen konnten, wenn sie nur wollten.
    Molly begann zu schreien, stürzte auf den Boden und schlug um sich. Als Dr. Cocteau sie packte, kämpfte sie gegen ihn an und versuchte wegzukriechen.
    Doch nach wenigen Sekunden, als seine großen Hände ihr die Arme fest an den Leib drückten, wurde es schwarz um sie.

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Kapitel 19
    J oe stapft voran auf der Suche nach Hexen.
    Dieser Teil des Flusses ist ihm unbekannt, aber das dürfte eigentlich nicht möglich sein. Er hatte geglaubt, er hätte den Strom in seiner Gänze erkundet, sowohl die Ufer als auch den Grund. Doch die Gleise unter seinen Füßen sind das Werk von Hammer und Schmiede, nicht von Zauberkunst, da ist er sicher. Keine Hexe würde sich die Zeit nehmen, etwas zu konstruieren, das so durchdacht, so geordnet ist.
    Angestrengt, die Augen zusammengekniffen, blickt Joe durch das dunkle Wasser, in dem Fische vorüberschwimmen, und fragt sich, welchem Zweck dieser Tunnel gedient hat. Entweder verläuft er unter dem Flussbett, oder er ist eine Art unterirdischer Zulauf. Jedenfalls ist er ein Werk von Menschenhand und keines von Erosion und Zeit.
    Wer aber würde so etwas bauen? Joe begreift es nicht   – und plötzlich wird ihm klar, dass er sich nicht erinnern kann, wie weit er sich vom Dorf entfernt hat oder wie er in die reißende Strömung am Grund dieses unterirdischen Wassertunnels geraten ist.
    Er ballt die Fäuste. In fast völliger Dunkelheit stemmt er sich gegendie Strömung und bewegt sich weiter voran. Die Holzschwellen, die quer zu seinen Schritten liegen, bilden einen Weg, dem er folgen kann, und auch wenn er nicht sicher ist, was ihn am Ende erwartet, weiß er doch, dass sie in die richtige Richtung führen.
    Hexen , denkt er. Da vor mir sind Hexen. Er spürt die dunkle Macht, die sie ausstrahlen. Seine Hände sehnen sich danach, ihnen die Knochen zu brechen. Er wird ihre bösen Herzen zermalmen und den Menschen des Dorfes Sicherheit schenken. Er wird vom Tag und von der Nacht die Angst fernhalten, wie er es seit jenem Tag getan hat, an dem er zum Leben erwachte. Er hat Frauen gesehen, die ein Fluch hatte krank werden lassen, und ermordete Männer, denen man die Haut abgezogen hatte. Am Fluss und in den Wäldern hat er Hexen gejagt, die Wiegen beraubt hatten; von den Säuglingen wurden später nur noch blutige Knochen gefunden, die die Hexen aufgebrochen hatten, um das Mark herausschlürfen zu können. Hexen zu töten ist seine Pflicht, aber es ist auch seine Freude.

    Er kommt zu dem Schluss, dass sie ihm irgendwie den Verstand vernebeln. Vielleicht haben sie eine Möglichkeit gefunden, das Ritual rückgängig zu machen, mit dem die Dorfbewohner ihn erschaffen haben, und jetzt zerfallen die magischen Bande, die ihn zusammenhalten.Sollte dies geschehen, wird die Strömung des Flusses ihn auseinanderreißen, und was übrig bleibt, versinkt im Schlick. Vielleicht. Doch im Augenblick kann er seine Hände noch zu Fäusten ballen, und deshalb schreitet er weiter voran.
    Die Hexen können nicht mehr weit sein. Er spürt ihre finstere Gegenwart vor sich. Von diesem Tunnel gehen Abläufe aus, in die der Fluss rauscht und andere Gänge und Räume füllt, und zum ersten Mal kommt ihm der Gedanke, dass dieses Labyrinth überfluteter Stollen so etwas wie eine Stadt unter dem Wasser ist. Aber das ergibt keinen Sinn. In der Nähe des Dorfes sind keine Städte.
    Doch seine Fragen müssen warten. Er wird sich damit befassen, sobald die Hexen tot sind. Sobald das Mädchen in Sicherheit ist.
    Er wird ein wenig langsamer und runzelt die Stirn. Der Fluss wirft sich ihm entgegen, doch er kämpft gegen die Strömung an, während er sich fragt, woher dieser Gedanke kommt. Welches Mädchen? Auch das muss an der Verwirrung liegen, die die Hexen in ihm entfacht haben. Er beantwortet seine Frage selbst: Ein Mädchen aus dem Dorf soll er retten, was denn sonst. Die Hexen haben wieder ein Kind geraubt.
    Er nickt. So muss es sein. Die Gedanken an das Mädchen sind durch die Mauern geschlüpft, die die Hexen in seinem Bewusstsein errichtet haben. Jetzt, wo er an das Mädchen denkt, sieht er ein Gesicht vor sich,

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