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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
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schiefgegangen war, aber war es möglich, dass seine Krämpfe und die Übelkeit weniger mit bösartigen Geistern und mehr mit seinem eigenen Erbe zusammenhingen? Sie wehrte sich gegen die Vorstellung, aber das zeitliche Zusammentreffen mit dem Überfall der Gas-Männer hatte zu gut gepasst, als dass es ein Zufall gewesen sein konnte. Dr. Cocteau hatte gewusst, was geschehen würde.
    Molly wandte sich um, blickte auf die Glassphäre und wünschte sich, sie könne Felix im dunklen Wasser erkennen   … wünschte sich, er wäre noch Felix. Cocteau hatte ihn erneut als ihren Vater bezeichnet, und diesmal hatte sie keine Einwände erhoben. Wenn Cocteaus Vorhersagen sich bewahrheiteten   – konnte der Rest seiner wahnsinnigen Aussagen dann ebenfalls stimmen?
    »Sobald Felix transformiert ist, wird er zu mir aufblicken und mich als seinesgleichen betrachten, als Bruder. Er wird in der Lage sein, den Vorhang zwischen unserer Dimension und dem Limbusraum dahinter zu teilen und hindurchzugleiten. Sobald Felix durch den Schleier der Raum-Zeit in das Reich der Alten aufsteigt, werden wir als Brüder beisammen sein.«
    Mollys Kehle wurde trocken. »Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wozu Sie mich hier brauchen.«

    Als Cocteau zögerte, loderte in Molly erneut Angst auf. Sie hatte sich gefragt, ob er deshalb so weitschweifig antwortete, weil es typisch für ihn war, oder ob er der zentralen Frage absichtlich auswich. Nun wusste sie, dass Letzteres zutraf und dass die Antwort ihm schwerfiel.
    »Felix’ Transformation erfolgt schneller, als ich erwartet hatte«, sagte er. »Ich wollte Sie dabeihaben, weil er Sie lieb hat. Sie sind ihm eine Tochter. Ich glaube, dass Ihre Gegenwart die Metamorphose verlangsamt, dass Ihr Anblick ihn dazu bringt, um seine Menschlichkeit zu kämpfen. Damit wird er nicht lange Erfolg haben, aber ich brauche nur ein wenig mehr Zeit, um herauszufinden, wie das Pentajulum zu aktivieren ist, damit ich mit ihm kommunizieren kann, wenn er mit neuer, gottgleicher Macht erwacht. Andernfalls wäre diese Chance für immer vertan.«
    Molly starrte ihn offenen Mundes an. Ein nie gekanntes Entsetzen erfüllte sie.
    »Sie wissen nicht, wie es geht«, sagte sie leise. »Sie behaupteten, Sie wüssten alles über das Pentajulum, aber in Wirklichkeit sind Sie genauso unwissend wie jeder, der bisher versucht hat, es zu benutzen.«
    »Unsinn!«, brüllte Cocteau. »Ich weiß genau, wie man es führt. Ich muss nur noch seine Kräfte aktivieren.«
    Molly schaute zu der Wassersphäre hinüber und schüttelte traurig den Kopf. »Sie bringen uns alle um. Sich selbst, mich, Felix   … und wahrscheinlich noch sehr viele mehr. Wenn das, was Sie erzählt haben, nur zur Hälfte wahr ist, dann würfeln Sie um das Schicksal der menschlichen Rasse mit einem okkulten Gegenstand, von dem Sie nicht einmal wissen, wie man seine Kräfte weckt.«
    Dr. Cocteau ließ den Schleicher fallen, der in der Hocke landete, sich aufrichtete und Molly anstarrte. Dann kam Cocteau auf sie zu. Fast schien es, als wollte er sie schlagen, und er streckte schon die Hand nach ihr aus. Dann aber blickte er auf die Wassersphäre, als wäre ihm soeben der Gedanke gekommen, dass er damit vor dem Wesen, das er zu seinem kosmischen Bruder zu machen hoffte, nicht besonders gut dastehen würde.
    Cocteau beugte sich vor und funkelte sie warnend an. »Es wäre besser, wenn Sie begriffen«, sagte er. »Es wäre besser, wenn Sie glaubten. Deshalb habe ich mir die Zeit genommen, Ihnen alles zu erklären. Am Ende zählt aber nur, dass Sie gehorchen. Und gehorchen werden Sie.« Seine beträchtliche Masse baute sich unheilverkündend vor ihr auf, triefend vor Bedrohlichkeit. Das schwache Lampenlicht spiegelte sich auf den Gläsern seiner Brille.
    Perfekt.
    Molly traf sein Gesicht so hart, dass sie ihm Nase und Brille zerbrach. Schmerz schoss ihr durch die Handwurzel, während Cocteau zurücktaumelte und die Hände vors Gesicht schlug. Das Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor.
    Die Gas-Männer waren überrascht. Darauf hatte Molly gezählt. Ihr blieben bestenfalls ein paar Sekunden, ehe die Kreaturen sich auf sie stürzten, also musste sie die Zeit nutzen. Sie rannte zu dem Spalt in den Vorhängen und blickte dabei über die Schulter zu der Glassphäre und dem trüben Wasser darin. Möglich, dass ihr das Licht einen Streich spielte, aber sie glaubte, das Wesen, das einmal Felix Orlov gewesen war, hätte an Größe weiter zugenommen.
    Dann richtete sie ihre ganze

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