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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nicht stimmte, weil er sich über einen solchen Quatsch Gedanken machte.
    »Und wo wohnen Sie, Mr. Kurtz?«
    »Hier und da.« Kurtz gefiel es, dass sie nicht wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen ungefragt zum Duzen überging.
    »Sie werden eine feste Adresse brauchen.« Ihr Tonfall war weder leutselig noch kalt, einfach nur geschäftsmäßig. »Ich muss Ihre Wohnung im Laufe des nächsten Monats inspizieren, um mich zu vergewissern, dass sie Ihren Bewährungsauflagen entspricht.«
    Kurtz nickte. »Ich habe mich in einem Motel 6 einquartiert, bin aber auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe.« Er hielt es nicht für sinnvoll, ihr von dem leer stehenden Kühlhaus und dem geliehenen Schlafsack zu erzählen, die er aktuell als Wohnsitz einstufte.
    Miss O’Toole machte sich eine Notiz. »Sind Sie auf der Suche nach einer Arbeitsstelle?«
    »Ich habe bereits einen Job.«
    Sie hob leicht die Augenbrauen. Kurtz bemerkte, dass sie sehr dicht waren und die gleiche Farbe wie ihr Haar besaßen.
    »Ich bin selbstständig tätig«, erklärte er.
    »Das reicht nicht. Wir müssen das genauer wissen.«
    Kurtz nickte. »Ich habe eine Agentur für Nachforschungen eröffnet.«
    Die Bewährungshelferin tippte sich mit ihrem Kugelschreiber gegen die Unterlippe. »Ihnen ist schon bewusst, Mr. Kurtz, dass Sie im Bundesstaat New York keine Zulassung als Privatdetektiv mehr bekommen und es Ihnen strikt untersagt ist, eine Feuerwaffe bei sich zu tragen oder sich in der Gegenwart von Kriminellen aufzuhalten?«
    »Ja«, sagte Kurtz. Als O’Toole darauf nicht reagierte, fuhr er fort: »Es ist ein offiziell angemeldetes Gewerbe – Sweetheart Search .«
    Miss O’Toole lächelte nicht wirklich. » Sweetheart Search? Ist das eine Art Partnervermittlung?«
    »In gewisser Weise. Es ist eine internetbasierte Personensuche. Meine Sekretärin und ich erledigen 99 Prozent der Arbeit am Computer.«
    Die Bewährungshelferin tippte sich mit dem zusammengesteckten Stift gegen die Zähne. »Es gibt Hunderte solcher Angebote im Netz.«
    »Das hat Arlene, meine Sekretärin, auch gesagt.«
    »Und warum glauben Sie, dass Ihr Projekt Geld abwerfen wird?«
    »Zunächst glaube ich, dass es da draußen so an die hundert Millionen Babyboomer gibt, die so langsam aufs Rentenalter zusteuern und am liebsten ihren jetzigen Partner los wären. Die meisten von ihnen trauern wahrscheinlich immer noch ihren alten Liebschaften aus High-School-Tagen hinterher. Sie wissen schon, die Erinnerung an den ersten Sex auf dem Rücksitz eines 66er Mustangs und solche Sachen.«
    Miss O’Toole lächelte. »Da ist nicht viel mit Rücksitz in einem 66er Mustang«, sagte sie. Sie war nicht anzüglich, dachte Kurtz, sie hatte nur eine gute Beobachtungsgabe.
    »Sie mögen alte Mustangs?«
    »Wir sitzen hier nicht, um über meine Vorliebe für aufgemotzte alte Protzschlitten zu diskutieren. Warum sollten sich diese alternden Babyboomer ausgerechnet an Ihre Firma wenden? Schließlich gibt es all die anderen billigen Schulfreund-Suchmaschinen im Web.«
    »Ja, aber ich und Arlene, wir zeigen da etwas mehr Initiative.« Er zögerte. »Sagte ich ›Initiative‹? Gott, wie ich das Wort hasse. Arlene und ich, wir arbeiten mit mehr ... Fantasie.«
    Miss O’Toole wirkte bereits zum zweiten Mal leicht überrascht.
    »Na ja, jedenfalls durchforschen wir alte High-School-Jahrbücher, finden jemanden, der wahrscheinlich damals – wir fangen in den 60ern an – in seiner oder ihrer Klasse sehr beliebt gewesen ist. Und dann schicken wir die Informationen an ehemalige Schulfreunde. Sie wissen schon: ›Haben Sie sich je gefragt, was aus Billy Benderbix geworden ist? Finden Sie es über Sweetheart Search heraus‹ – so in etwa.«
    »Das Wort Datenschutz ist Ihnen schon ein Begriff? «
    »Ja. Es gibt nicht genug davon im Netz. Aber wir suchen lediglich die früheren Klassenkameraden über frei zugängliche Suchmaschinen heraus und schicken ihnen dann die Infos per Massen-Mail.«
    »Und das funktioniert?«
    Kurtz zuckte die Achseln. »Wir sind zwar erst seit ein paar Tagen im Geschäft, aber es gab schon mehrere Hundert Zugriffe.« Er zögerte. Er wusste, die Bewährungshelferin legte so wenig Wert auf Small Talk wie er selbst, aber er wollte die Geschichte mit jemandem teilen und es gab einfach sonst niemanden in seinem Leben. »Wollen Sie von unserem ersten Versuch hören?«
    »Sicher.«
    »Nun, Arlene hat die letzten Tage Jahrbücher zusammengetragen. Mehrere Kartons aus allen Ecken des Landes.

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