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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wird soeben benachrichtigt«, sprach Hathaway in das Mikrofon. »Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Befragung mit Zustimmung und auf Bitte von Mr. Kurtz stattfindet.«
    Kurtz beugte sich näher zum Mikrofon. »Ihre Mutter hat an der South Delaware Street Schwänze gelutscht, Detective Hathaway. Ich war Stammkunde bei ihr.«
    Hathaway vergaß, dass er keine Handschuhe mehr trug, und versetzte Kurtz einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht, sodass das Blut aus seiner Nase gegen die zwei Meter entfernte Wand spritzte. Das war echt clever von mir, dachte er. Die frisieren diese Bänder doch sowieso. Er schüttelte den Kopf, den er schnell genug zurückgezogen hatte, um einer gebrochenen Nase zu entgehen.
    »Erkennen Sie diese Frau?«, fragte der andere Polizist und schob einen weißen Aktenordner über den Tisch. Er schlug ihn auf.
    »Bluten Sie bloß nicht auf die Fotos!«, warnte ihn Hathaway.
    Kurtz versuchte sich daran zu halten, obwohl auf den Schwarz-Weiß-Bildern so viel Blut zu sehen war, dass ein bisschen von der echten Sorte auch keinen Unterschied mehr machte.
    »Erkennen Sie die Frau?«, wiederholte der Polizist seine Frage.
    Kurtz schwieg. Anhand der Fotos ließ sich gerade noch erkennen, dass es sich um eine Frau handelte. Trotzdem wusste Kurtz natürlich, wen er vor sich hatte. Er erkannte die unbequemen Stühle mit den senkrechten Lehnen rund um den Frank-Lloyd-Wright-Tisch sofort wieder.
    »Leugnen Sie, dass Sie gestern Morgen im Haus dieser Frau waren?«, drängte der jüngere Polizist. Und dann fügte er in Richtung des Mikrofons hinzu: »Fürs Protokoll: Mr. Kurtz weigert sich, die Fotografie von Mary Anne Richardson zu identifizieren, mit der er sich gestern traf.«
    Gestern hatte sie noch eine Nase, Augen, Brüste und die Haut am Körper. Kurtz war versucht, es laut auszusprechen. Er sah sich die Bilder genau an, die auf der Tischfläche vor ihm ausgebreitet lagen. Der Mörder war ein Messerfetischist, kräftig, ein perverses Schwein, aber geschickt mit der Klinge. Auch wenn die Häutung nach Schlachthaus aussah, zeugte sie von großem Können. Kurtz bezweifelte, dass Mrs. Richardson den Unterschied zu schätzen gewusst hatte. Jedenfalls wirkte es, als habe sie der Messerheld während der Prozedur möglichst lange am Leben halten wollen. Kurtz sah sich den Hintergrund des Tatortfotos an und versuchte, die Zeit des Mordes anhand der Stellung des Mobiliars einzuschätzen. Er konnte keine Veränderung gegenüber seinem Besuch feststellen. Es schien, als hätte es keinen wirklichen Kampf gegeben – oder der Mann mit dem Messer war so stark gewesen, dass sich die Auseinandersetzung auf den kleinen Teil blutdurchtränkten Teppichs direkt vor dem Esszimmer beschränkte. Vielleicht waren noch Helfer im Spiel gewesen – einer, der sie festhielt, und einer, der an ihr herumschnippelte.
    »Ist das da Sperma auf ihrem Kleid?«, fragte Kurtz.
    »Schnauze!«, knurrte Detective Hathaway. Er trat näher heran, legte eine Hand auf das Mikro und ergriff Kurtz’ Schulter mit der anderen. Sein Stöhnen war von kurzer Dauer, aber der Polizist hielt weiter mit der Hand das Mikro abgedeckt. »Dafür haben wir dich an den Klöten, Kurtz. Dein Name steht in ihrem Terminkalender. Außerdem gibt es einen Anrufer, der dich am Tatort identifiziert hat.«
    Kurtz seufzte. »Du weißt, dass ich das nicht gewesen bin, Hathaway. Das ist nicht mein Stil. Wenn ich Hausfrauen massakriere, benutzte ich dafür immer eine Mac10.«
    Hathaway zeigte seine imposanten Zähne und drückte fester zu. Dieses Mal hatte Kurtz damit gerechnet und ihm entfuhr kein lautes Stöhnen, auch wenn es ihm vorkam, als würden seine Schulterknochen gegeneinanderklappern wie Kastagnetten.
    »Schafft mir diesen Dreck hier raus«, sagte Hathaway.
    Auf sein Kommando hin betraten zwei große uniformierte Beamte den Raum, schlossen seine Handschellen auf und fesselten ihn erneut mit den Händen auf dem Rücken. Sie führten ihn aus dem Raum. Einer der Uniformierten hatte Kleenex mitgebracht, um das Blut abzuwischen, das von Kurtz’ Wange und Lippen tropfte.
    Kurtz sah auf sein blaues Hemd hinunter – sein einziges Hemd. Scheiße.
    Die Uniformierten schleiften ihn den Gang entlang, durch verschiedene grüne Flure, durch Sicherheitsschleusen nach unten in den Keller, wo man ihm die Fingerabdrücke abnahm, ihn noch einmal durchsuchte und unvorteilhafte Digitalfotos von ihm machte. Kurtz schüttelte den Kopf – Hathaway konnte nicht

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