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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Nähe des Fischmarkts in New York City parkte, mit zwei Kaliber-22-Kugeln im Hinterkopf aufgefunden. »Ein Doppelschuss, offensichtlich professionelle Arbeit«, attestierten Experten. Dieselben Experten vermuteten auch, dass die fünf mächtigsten Mafia-Clans des Landes dahintersteckten, um der schlechten Publicity für ihre Zunft ein Ende zu bereiten. »Sie verstehen keinen Spaß, wenn es um Kinder geht«, wurde eine ungenannte Quelle zitiert.
    Aber Kurtz lag an diesem siebten Morgen nicht mehr in seinem Bett. Er hatte sich in der Nacht selbst entlassen. Am Abend zuvor war ein neugieriger Reporter einer Lokalzeitung im Krankenhaus aufgetaucht, um Kurtz zu fragen, ob er der »hervorragende Privatdetektiv« war, den John Wellington Frears erwähnt hatte.
    Arlene fuhr ins Büro und zum Royal Delaware Arms, aber Kurtz hatte an beiden Orten nur das Lebenswichtigste zusammengesammelt und war abgetaucht.

Kapitel 39
    In der Woche, als Joe spurlos von der Bildfläche verschwand, musste sie alles aus dem Kellerbüro räumen, damit die Stadt das Gebäude abreißen konnte. Gail und ein paar Freunde halfen ihr beim Auszug. Arlene verstaute die Computer und Akten und das restliche Zeug in ihrer Garage in Cheektowaga.
    In der Woche danach rief Angelina Farino Ferrara sie an. »Haben Sie die Nachrichten gehört?«, wollte sie wissen.
    »Ich meide die Nachrichten mehr oder weniger«, gab Arlene zu.
    »Sie haben Little Skag erwischt. Er wurde gestern Abend auf dem Gefängnishof in Attica mit elf Messerstichen verziert. Anscheinend stimmt es, dass Knackis für Pädophile auch nicht mehr übrig haben als die Bosse der fünf Familien.«
    »Ist er tot?«, fragte Arlene.
    »Nicht ganz. Er liegt jetzt irgendwo in einer Art Hochsicherheits-Geheimtrakt. Nicht einmal ich als letzte lebende Verwandte darf zu ihm. Sofern er überlebt, soll er aus Attica an einen anderen, streng geheimen Ort gebracht werden.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich dachte nur, dass es Joe vielleicht interessiert, falls Sie zufällig mit ihm reden. Haben Sie Kontakt zu ihm?«
    »Nein. Ich weiß nicht, wo er derzeit steckt.«
    »Nun, wenn er sich meldet, sagen Sie ihm, dass ich gerne mit ihm reden würde. Es ist nicht gerade so, dass irgendwelche Fragen ungeklärt zwischen uns im Raum stehen, aber ich möchte ihm ein paar geschäftliche Vorschläge unterbreiten.«
    »Ich werde Mr. Kurtz darüber informieren, dass Sie angerufen haben.«
    Am gleichen Abend erhielt Arlene einen 35.000-Dollar-Scheck von John Wellington Frears. Als Verwendungszweck war nur »WeddingBells.com« angegeben. Arlene konnte sich noch dunkel daran erinnern, dass sie sich an dem Tag, als er bei ihr im Haus gewesen war, über ihre Geschäftsidee unterhalten hatten. Die Abendnachrichten berichteten, dass der Violinist sich in ein Krankenhaus eingewiesen hatte – nicht ins Erie County, sondern in eine teure Privatklinik in einem der Vororte. Einige Tage später stand in der Zeitung, Frears sei ins Koma gefallen und werde künstlich beatmet.
    Dreieinhalb Wochen nach dem Bahnhofsmassaker stand kaum noch etwas darüber in den Zeitungen. Lediglich eine anhaltende Serie von Berichten über Rücktritte, Entlassungen und Untersuchungen innerhalb der städtischen Behörden sorgte für ein kleines mediales Nachbeben. An jenem Mittwoch Anfang März zog Rachel in Gails Apartment in der Colvin Avenue ein. Arlene besuchte sie am nächsten Tag und brachte einen selbst gebackenen Kuchen mit.
    Am kommenden Morgen läutete es sehr früh an Arlenes Haustür. Sie saß gerade am Küchentisch, rauchte die erste Zigarette des Tages, nippte an ihrem Kaffee und starrte die unaufgeschlagene Zeitung an, als sie beim Klang der Türglocke zusammenzuckte. Sie ließ den Kaffee stehen, schnappte sich aber ihre Zigarette und die 357er Magnum, die sie im Küchenschrank aufbewahrte, und warf einen vorsichtigen Blick aus dem Seitenfenster.
    Es war Kurtz. Er sah beschissen aus. Die Haare völlig zerzaust, seit Tagen nicht mehr rasiert. Sein linker Arm hing immer noch in einer Schlinge, sein rechtes Handgelenk steckte in einem klobigen Gipsverband. Er stand stocksteif da, als bereiteten ihm seine stramm verbundenen Rippen nach wie vor unbändige Schmerzen.
    Arlene legte die große Pistole auf die Glasvitrine und öffnete die Tür. »Wie läuft’s, Joe?«
    »Langsam, stoßweise und mit leichtem Schlag nach links.«
    Sie aschte auf den Treppenabsatz vor der Tür. »Du bist den ganzen Weg von dem Loch, in das du dich verkrochen

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