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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ihn hineinkroch. Er brauchte ein paar Sekunden, um die Empfindung zu identifizieren – Angst.
    Angst vor dem Unerklärlichen. Angst vor einer Kurzschlussreaktion wider jede Vernunft. Angst, die daher rührte, dass er nicht verstand, was sein Gegner plante oder als Nächstes tun würde.
    Hör auf, ihn zu einem Moriarty hochzustilisieren , dachte Hansen. Er spielt nicht in einer Liga mit Holmes und seinem Erzfeind, sondern ist nichts weiter als ein erbärmlicher Versager. Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, warum er tut, was er tut. Vielleicht amüsiert es ihn einfach nur, dass wir Rafferty für ihn getötet haben. Es würde mich nicht wundern, wenn er mich morgen wieder anruft, um mir einen neuen Ort und Zeitpunkt für die Übergabe von Geld und Fotos zu nennen. Aber dann kann er mich mal! Keine Spielchen mehr. Sollen Kurtz und Frears doch die Aufnahmen behalten. Sollen sie damit anstellen, was sie wollen. Es ist Zeit zu gehen. Zeit, den alten Bahnhof zu verlassen. Zeit, Buffalo zu verlassen. Zeit, all das hinter sich zu lassen.
    Myers und Brubaker hatten sich hinter der Bank zusammengekauert.
    »Wir verschwinden von hier«, flüsterte Hansen ihnen zu.
    »Dürfen wir das Geld behalten?«, flüsterte Myers zurück, sein Atem schlug Hansen heiß und übel riechend ins Gesicht. »Auch wenn es nicht Kurtz war?«
    »Ja, ja«, bestätigte Hansen ungeduldig. »Brubaker – fünf Meter links von Ihnen befindet sich eine breite Treppe, die zum verrammelten Vordereingang führt. Zwölf Stufen. Laufen Sie runter, während wir Ihnen Deckung geben. Treten Sie die Bretter aus der Tür oder den Fenstern. Schießen Sie sich den Weg frei, wenn es sein muss. Wir hauen ab.«
    Brubaker zögerte eine Sekunde, doch dann nickte er und schlurfte in die angewiesene Richtung.
    Hansen und Myers blieben hinter der Bank und schwangen die Gewehrläufe hin und her, um die Zwischenetagen des Rundbaus abzusuchen, dann den gegenüberliegenden Durchgang zur Haupttreppe. Keine Schüsse. Hansen hörte, wie Brubaker mit voller Wucht gegen die Bretter vor der Tür trat und dann rief: »Sauber!«
    Hansen ließ sich von Myers Deckung geben, als er zur Treppe huschte, dann deckte er selbst den Dicken, während der keuchend und schnaufend an ihm vorbei die Stufen herunterpolterte.
    Draußen war es fast zu hell für die Nachtsichtgeräte. Es schneite immer noch stark, doch der schneebedeckte Parkplatz glühte wie eine grüne Wüste im grellen Sonnenlicht. Die drei Polizisten warfen alle SWAT-Taktiken über Bord und rannten einfach vom Bahnhof weg quer über das offene Gelände. Sie liefen gebückt, in offensichtlicher Erwartung einer Kugel zwischen den Schultern. Doch als sie 30 Meter vom Turm entfernt waren, 50, dann 100 und mehr, entspannten sie sich allmählich unter ihren schweren Flakwesten. Nur ein meisterhafter Scharfschütze mit Präzisionsgewehr, Nachtsichtgerät und unverschämtem Glück hätte aus dieser Entfernung und in diesem Schnee einen gezielten Treffer landen können.
    Es fiel kein Schuss.
    Mittlerweile laut schnaufend und keuchend stürmten sie an den Findlingen in der Einfahrt vorbei und schlitterten die rutschige Zufahrt hinab. Mit ihren Nachtsichtgeräten konnten sie in alle Richtungen 60 Meter weit sehen. Nichts rührte sich. Die einzigen Reifenspuren in der Zufahrt stammten von Hansens Escalade. In der knappen Dreiviertelstunde, die sie sich im Bahnhof aufgehalten hatten, waren fünf Zentimeter Neuschnee in die Furchen gerieselt.
    »Warten Sie«, keuchte Hansen. Er entriegelte den Cadillac mit der Fernbedienung und sie überprüften das Wageninnere, bevor sie näher traten. Leer.
    »Myers«, forderte Hansen schnaufend. »Lassen Sie das Visier oben und die Weste an, während Brubaker und ich unsere Ausrüstung ablegen.«
    Myers brummelte, tat aber wie geheißen, während seine beiden Begleiter ihre schweren Westen, Gewehre und Helme in den Laderaum der Geländelimousine warfen.
    »Okay«, sagte Hansen, zog die 38er aus der Jackentasche und hielt Wache, während Myers seinerseits die taktische Ausrüstung ablegte. Es war hell genug, um Hansen das erleichterte Grinsen des Dicken erkennen zu lassen, als der sich endlich aus der schweren Montur gepellt hatte. Trotz der Kälte wischte Myers sich Schweiß von der Stirn.
    »Mann, das war vielleicht eine abgefahrene Scheiße«, entfuhr es dem schwergewichtigen Polizisten.
    »Wie oft habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, Sie sollen in meiner Gegenwart nicht fluchen?«, fragte Hansen und

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