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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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müssen, und er war nicht allzu scharf auf ein Loch in dem guten Stück.
    »Ich bin John Wellington Frears«, sagte der Mann. »Ich glaube, unser gemeinsamer Bekannter, Doktor Frederick, hat Sie darüber informiert, dass ich Sie heute Abend aufsuchen werde.«
    Doktor Frederick? , dachte Kurtz. Er hatte einmal gehört, wie Soul Dad seinen Freund Frederick genannt hatte, aber das für den Vornamen des alten Säufers gehalten. »Setzen Sie sich«, bedeutete ihm Kurtz. Er behielt die Hand in der Tasche und die Waffe schussbereit, als der Mann sich einen Stuhl heranschob und mit dem Rücken zum Quartett, das gerade eine Pause einlegte, an den Tisch setzte. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Frears?«
    Frears seufzte und rieb sich die Augen, als wäre er müde. Kurtz bemerkte, dass der Mann zwar eine Weste trug – wie Pruno angekündigt hatte –, diese aber Teil eines dreiteiligen grauen Anzugs war, der gut und gern einige Tausend Dollar gekostet haben mochte. Frears war ein kleiner Mann, mit kurzem lockigem Haar und einem perfekt gepflegten Kräuselbart, der wie sein Kopfhaar allmählich in ein würdevolles Grau überging. Seine Fingernägel schienen frisch manikürt zu sein und bei seiner Hornbrille handelte es sich um ein klassisches Modell von Armani. Seine Armbanduhr war schlicht, dezent und sündhaft teuer. Er trug keinen Schmuck. Er besaß die Art von wachem, intelligentem Blick, den Kurtz auf Fotos von Frederick Douglass und W.E.B. DuBois, persönlich bisher aber nur bei Prunos Freund Soul Dad zu Gesicht bekommen hatte.
    »Ich möchte, dass Sie den Mann finden, der mein kleines Mädchen ermordet hat«, erklärte John Wellington Frears.
    »Warum ich?«, fragte Kurtz.
    »Sie sind Detektiv.«
    »Bin ich nicht. Ich bin ein überführter Straftäter auf Bewährung. Ich verfüge aktuell nicht über eine gültige Lizenz als Privatdetektiv und dürfte wohl auch nie wieder eine bekommen.«
    »Aber Sie sind ein erfahrener Ermittler, Mr. Kurtz.«
    »Nicht mehr.«
    »Dr. Frederick sagte ...«
    »Pruno weiß oft nicht mal, welches Datum wir schreiben«, sagte Kurtz.
    »Er hat mir versichert, dass Sie und Ihre Mitarbeiterin Miss Fielding die besten ...«
    »Das ist jetzt über zwölf Jahre her«, erwiderte Kurtz. »Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Frears rieb sich wieder die Augen und griff in die Innentasche seines Jacketts. Kurtz’ rechte Hand hatte die Waffe nicht losgelassen. Sein Zeigefinger lag immer noch auf dem Abzug.
    Frears zog ein kleines Farbfoto hervor und schob es Kurtz über den Tisch zu: ein schwarzes Mädchen, vielleicht 13 oder 14, mit dunkelblauem Pulli und silberner Halskette. Das Mädchen war hübsch und niedlich, ihre Augen funkelten in einer lebhafteren Variante von John Wellington Frears’ eigener Intelligenz. »Meine Tochter Crystal«, erklärte Frears. »Nächsten Monat ist es 20 Jahre her, dass sie ermordet wurde. Darf ich Ihnen die Geschichte erzählen?«
    Kurtz schwieg.
    »Wir liebten sie heiß und innig«, sagte Frears. »Marcia und ich. Crystal war intelligent und begabt. Sie spielte Bratsche ... Ich bin Konzertviolinist, Mr. Kurtz, und ich weiß, dass Crystal begabt genug war, um professionelle Musikerin zu werden, aber darin lag noch nicht einmal ihr Hauptinteresse. Sie war eine Poetin – keine jugendlich unreife Hobbydichterin, Mr. Kurtz, sondern eine wahre Poetin. Dr. Frederick hat das bestätigt, und wie Sie wissen, war Dr. Frederick früher nicht nur Philosoph, sondern auch ein begnadeter Literaturkritiker ...«
    Kurtz blieb still.
    »In einem Monat vor 20 Jahren wurde Crystal von einem Mann getötet, den wir alle kannten und dem wir vertrauten – einem Fakultätskollegen. Damals lehrte ich an der Universität von Chicago und wir lebten in Evanston. Der Mann war Psychologieprofessor. Sein Name lautet James B. Hansen und er hatte eine Familie – eine Frau und eine Tochter in Rachels Alter. Die beiden Mädchen gingen zusammen zum Reiten. Wir hatten Crystal einen Wallach gekauft – sie nannte ihn Dusty –, und wir hielten ihn auf einem Pferdehof außerhalb der Stadt, wo Crystal und Denise, so hieß Hansens Tochter, jeden Samstag ausritten, wenn das Wetter gut war. Ich wechselte mich mit Hansen ab, Crystal und Denise zum Stall zu bringen. Wir warteten dort immer, während die Mädchen ihre Reitstunden hatten; Hansen an einem Wochenende, ich am nächsten.«
    Frears hielt inne und atmete tief durch. Ein Geräusch erklang hinter ihm und er blickte über seine Schulter. Coe und sein

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