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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zugefrorenen Flächen und die trostlose Skyline und freute sich auf den Frühling, auch wenn sie wusste, dass der nachfolgende Sommer die Entlassung ihres Bruders Stephen und das Ende ihrer Tage als amtierender Don bescheren würde.
    Ihre Laufstrecke führte zweieinhalb Kilometer über den Pfad neben der Zufahrtsstraße zum Jachthafen, dann hinter einer Fußgängerunterführung einen weiteren Dreiviertelkilometer am gefrorenen Ufer entlang – als Strand konnte man es nicht wirklich bezeichnen –, bevor sie auf den Fußweg neben dem Riverside Drive zurückkehrte.
    Selbst während er sich in Attica hinter Gittern befand, ließ es ihr Bruder Stevie – Angelina wusste, dass alle anderen ihn Little Skag nannten – nicht zu, dass sie allein das Haus verließ. Aber obwohl sie gute Leute aus New Jersey und Brooklyn angeheuert hatte, um die Idioten in Diensten ihres Vaters zu ersetzen, war keines dieser mit Lasagne überfütterten Muttersöhnchen gut genug in Form, um mit ihr mithalten zu können. Angelina beneidete den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten – auch wenn er nicht oft joggte, verfügte er wenigstens über durchtrainierte Secret-Service-Agenten, die ihm beim Laufen Gesellschaft leisteten.
    Einige Tage lang hatte sie die Demütigung ertragen, dass Marco und Leo – die Boys, wie sie sie nannte – ihr auf Fahrrädern folgten. Auch Marco und Leo fühlten sich damit nicht sonderlich glücklich, da keiner von ihnen jemals Fahrrad gefahren war, nicht einmal als Kind. Ihre fetten Ärsche hingen auf beiden Seiten über den Sattel wie ungesäuerter Hefeteig. Doch vor einigen Wochen hatten sie sich auf einen Kompromiss geeinigt: Angelina joggte über den geräumten Fußweg, während Leo und Marco in ihrem Lincoln Town Car auf dem Riverside Drive, der um diese Uhrzeit für gewöhnlich leer war, neben ihr herrollten.
    Dabei geriet sie zwar nach der Fußgängerunterführung für drei oder vier Minuten außer Sichtweite der Boys – die in einer Haltebucht ihre Donuts futterten und warteten, bis sie wieder zwischen den Bäumen auftauchte –, aber Angelina war sicher, dass sie in diesen paar Minuten Privatsphäre auf ihre italienische .45 Compact Witness Halbautomatik vertrauen konnte, die sie in einem Schnellziehholster unter dem lockeren Sweatshirt am Bund ihres Jogginganzugs trug. Außerdem hatte sie ein kleines Mobiltelefon dabei, auf dem die Nummer der Boys als Kurzwahl gespeichert war; aber sie wusste genau, dass sie im Ernstfall eher nach der Compact Witness als nach dem Telefon greifen würde.
    An diesem Morgen dachte sie über die anhaltenden Verhandlungen mit den Gonzagas nach und schenkte den Boys nicht einmal das übliche Bis gleich! -Winken, als sie dem Fußweg nach Westen, weg von der Straße, folgte und zur Unterführung hinunterlief, vorsichtig wie immer, damit sie nicht auf den vereisten Stellen ausrutschte.
    Ein Mann mit Pistole wartete am Ende der Unterführung. Es war eine großkalibrige Halbautomatik und sie zielte direkt auf ihre Brust. Er hielt die Waffe mit einer Hand, genauso wie ihr Vater und ihre Onkels es gemacht hatten, bevor man der nächsten Generation beibrachte, Handfeuerwaffen mit beiden Händen zu packen, als würden sie 15 Kilo wiegen.
    Angelina kam schlitternd zum Stehen und hob die Hände. Es konnte natürlich sein, dass es lediglich ein Raubüberfall war. Dann würde sie dem Wichser den Kopf wegpusten, sobald er ihr den Rücken zudrehte.
    »Guten Morgen, Signorina Farino«, sagte der Mann im Kapitänsmantel. »Oder heißt es Signora Ferrara?«
    Na gut, dachte sie. So viel zur Raubüberfall-Theorie. Aber wenn es ein Mordanschlag war, dann war es der gottverdammt langsamste Anschlag in der Geschichte der Mafia. Der Kerl hätte sie längst erschießen und wieder weg sein können. Er musste wissen, dass die Boys nur ein paar Hundert Meter weiter warteten. Angelina atmete tief durch und betrachtete sein Gesicht genauer.
    »Kurtz«, raunte sie. Sie waren sich nie persönlich begegnet, aber sein Foto, das Stevie ihr für die Beauftragung der Stooges geschickt hatte, hatte sie sehr genau studiert.
    Der Mann lächelte nicht und nickte auch nicht. Und er ließ auch nicht die Waffe sinken. »Ich weiß, dass Sie eine 45er mit sich herumschleppen«, sagte er. »Lassen Sie Ihre Hände, wo sie sind, und es wird nichts Dramatisches passieren. Fürs Erste.«
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, was für einen Fehler Sie gerade begehen«, sagte Angelina Farino Ferrara langsam und

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