Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
erwähne das, weil ich glaube, dass Sie jemanden brauchen, der Ihnen den Rücken frei hält, Fred. Jemanden, der Sie wissen lässt, ob und wann jemand herumschnüffelt. Ich könnte das tun.«
Brubaker nahm den Zahnstocher aus dem Mund, sah ihn an und steckte ihn in die Tasche. »Warum sollten Sie, Captain?«
»Weil ich Ihren ganzen Einsatz und Ihre Diskretion für dieses Projekt brauche, Brubaker. Sie kratzen meinen Rücken und ich halte Ihren frei.«
Brubaker stand da und starrte ihn an. Offensichtlich versuchte er, den Haken an dem Deal zu finden.
»Das ist alles«, entließ ihn Hansen. »Gehen Sie, jagen Sie Kurtz. Lösen Sie Tommy in acht Stunden mit der Observierung ab. Rufen Sie mich auf dem Handy an, falls sich etwas ergibt. Aber trichtern Sie das auch Myers ein: Außer Observieren tun Sie beide nichts ohne meine Erlaubnis. Ist das klar? Gar nichts . Wenn Sie sehen, wie Kurtz mitten auf der Main Street um zwölf Uhr mittags den Sohn des Bürgermeisters vergewaltigt, rufen Sie mich an, bevor Sie etwas unternehmen. Capisce? «
»Ja.«
Hansen nickte zur Tür und Brubaker ging hinaus.
Der Captain drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster und starrte einige Minuten lang auf den grauen Haufen des alten Gerichtsgebäudes auf der anderen Seite der Straße. Das ging alles zu weit, zu schnell. Die Situation musste bereinigt werden, aber selbst wenn den Detectives Brubaker und Myers etwas zustieß – und bei jemandem wie Kurtz konnte einem Zivilfahnder alles mögliche zustoßen –, würden hinterher zu viele lose Fäden zurückbleiben.
Hansen seufzte. Er hatte gern bei der Mordkommission gearbeitet. Der Job lag ihm sogar ausgesprochen gut. Und er mochte seine Frau Donna und seinen Stiefsohn Jason. Seine derzeitige Identität benutzte er erst seit 14 Monaten und war eigentlich davon ausgegangen, dass sie ihm noch weitere ein oder zwei Jahre erhalten blieb, vielleicht sogar länger.
Er schloss die Augen für einen Moment. Dein Wille geschehe, Herr. Dein Wille geschehe. Auf seinem privaten Anschluss wählte er die Nummer eines gewissen Zahnarztes in Cleveland. Es wurde höchste Zeit, Robert Gaines Millworths zahnmedizinische Unterlagen vorbereiten zu lassen.
Kapitel 22
»Sind Sie ein direkter Verwandter?«, erkundigte sich die Krankenschwester.
»Ich bin Donald Raffertys Bruder«, antwortete Kurtz. Er kannte Arlenes Schwägerin Gail und wusste, dass sie als OP-Schwester in der Chirurgie im achten Stock arbeitete. Sie durfte ihn auf keinen Fall hier entdecken.
Die Schwester an der Rezeption knurrte und blickte auf einen der Computermonitore an ihrem Arbeitsplatz. »Mr. Rafferty liegt in Zimmer 523. Er wurde wegen einer leichten Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Handgelenk behandelt und schläft jetzt. Der behandelnde Arzt, Dr. Singh, wäre in etwa 20 Minuten frei, wenn Sie mit ihm reden wollen.«
»Was ist mit dem Mädchen?«, fragte Kurtz.
»Mädchen?«
»Rachel ... Rafferty. Sie saß mit Donald im Wagen. Ich habe gehört, sie sei schwer verletzt worden.«
Die Schwester runzelte die Stirn und drückte ein paar Tasten. »Ja. Die Operation ist inzwischen beendet.«
»Kann ich sie sehen?«
»Oh, nein ... die Operation hat fast fünf Stunden gedauert. Es wird eine Weile brauchen, bis sich das Mädchen auf der Intensivstation von den unmittelbaren Strapazen erholt hat.«
»Aber die Operation verlief gut? Wird sie wieder gesund?«
»Da müssen Sie mit dem Arzt reden.«
»Dr. Singh?«
»Nein, nein.« Die Furche auf ihrer Stirn vertiefte sich, offensichtlich wurde gerade ihre überaus wichtige Arbeitszeit von Belanglosigkeiten aufgefressen. »Dr. Fremont und Dr. Wiley waren die leitenden Chirurgen.«
»Zwei Chirurgen?«
»Das sagte ich doch gerade.«
»Kann ich mit ihnen reden?«
Die Schwester verdrehte die Augen und spielte wieder mit der Tastatur. »Dr. Fremont hat das Krankenhaus für heute verlassen. Dr. Wiley nimmt gerade eine Operation vor, die bis nach 17 Uhr dauern wird.«
»Wo finde ich die Intensivstation?«
»Sie dürfen dort nicht hinein, Mr. ... äh ... Rafferty.«
Kurtz beugte sich so weit über den Tresen, dass die Schwester sich umdrehen und in seine Augen sehen musste. »Wo finde ich sie?«
Sie sagte es ihm.
Kurtz, Angelina und Marco hatten das Gonzaga-Anwesen überstürzt verlassen. Signora Farino Ferrara hatte einem sichtbar verärgerten Emilio erklären müssen, dass ihr etwas Wichtiges dazwischengekommen sei und man das Mittagessen bei anderer Gelegenheit nachholen
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