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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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war bald wieder so weit, dass er sein Glas nachfüllen würde.
    Wenn es geschieht, muss es schnell geschehen . Kurtz hatte außerdem bemerkt, dass Kee seine Hauptwaffe, eine 9-Millimeter-Beretta, in einem Schnellziehholster an der Schulter trug. Um so besser für Kurtz, der seinen linken Arm in Kees Luftröhre rammen, mit der rechten die Beretta ziehen und aus nur zwei Metern Entfernung auf die beiden bewaffneten Leibwächter schießen konnte.
    Es musste schnell gehen, aber es gab keine Möglichkeit, es zu tun, ohne Gonzaga und seine Gorillas im Speisezimmer vorzuwarnen. Kurtz würde mehr Waffen und mehr Kugeln brauchen. Er kalkulierte mit weiteren zehn Sekunden, um die Pistolen der Leibwächter an sich zu nehmen, nachdem er sie erschossen hatte. Marco musste ebenfalls neutralisiert werden, aber wenn er floh, würde Kurtz ihn laufen lassen. Er war nur ein unschuldiges Opfer.
    Dann weitere 20 Sekunden, um durch den Flur ins Esszimmer zu laufen, aus zwei Waffen feuernd, die dritte im Gürtel. Kurtz verfolgte nur ein Ziel im Esszimmer, aber er war bereit, alle anderen dort drinnen zu töten, um es zu erreichen.
    Er glaubte, dass er eine reelle Chance besaß, in das Esszimmer zu gelangen und Gonzaga zu erwischen, bevor er fliehen oder Verstärkung anfordern konnte, aber Kurtz war weniger optimistisch, dass er das daraus resultierende Feuergefecht überleben würde. Die Leibwächter würden nach den ersten Schüssen sofort nach ihren Waffen greifen. Er musste sich den Überraschungseffekt zunutze machen. Er hatte es nicht mit ausgebildeten Agenten des Secret Service zu tun, sondern mit billigen Ganoven und Killern. Sie würden instinktiv versuchen, sich selber zu schützen, statt sich zwischen Emilio Gonzaga und einen Hagel tödlicher Geschosse zu werfen.
    Trotzdem musste Kurtz schnell agieren, schnell schießen. Wenn er den Patronenhagel im Speisezimmer irgendwie überlebte, würde er sichergehen, dass Gonzaga wirklich tot war – eine Extrakugel durch den Kopf sollte reichen –, und sich erst dann Gedanken machen, wie er vom Grundstück entkommen konnte. Seine erste Wahl würde die Limousine sein, mit der sie gekommen waren, obwohl der Versuch, das metallene Sicherheitstor am Eingang in voller Fahrt zu durchbrechen, zum Scheitern verurteilt sein dürfte.
    Aber Kurtz hatte die Luftaufnahmen studiert, er kannte die Versorgungswege und Hinterausgänge des Anwesens. Auf dem Gelände würden immer noch mehr als ein Dutzend Leibwächter patrouillieren, hinzu kamen Videokameras und der Jeep, der auf dem Gelände seine Runden zog, aber die Leute von der Security würden verwirrt sein, davor zurückschrecken, auf Gonzagas persönliche Limousine zu schießen. Und dass jemand nicht ein- sondern aus brechen wollte, würde sie endgültig überfordern. Kurtz hatte vielleicht eine minimale Überlebenschance, selbst wenn er verwundet wurde.
    Nein, die habe ich nicht, versetzte er seiner Zuversicht einen herben Dämpfer. Emilio Gonzaga zählte zu den wenigen Mafiosi im westlichen New York, die eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatten. Er war zum Kopf seines eigenen Clans aufgestiegen. Wie unwichtig die Mafiageschäfte in Buffalo auch sein mochten, die New Yorker Familien würden nicht einfach herumsitzen und zulassen, dass ein Niemand einen ihrer Franchisenehmer umlegte, ohne anschließend das Gleichgewicht des Schreckens im Universum wiederherzustellen. Selbst wenn Joe Kurtz heute jeden im Gonzaga-Anwesen tötete und unbeschadet davonkam, würde die Mafia den Täter finden und zur Strecke bringen, auch wenn es 20 Jahre dauerte. Joe Kurtz war tot, sobald er Emilio Gonzaga nur ein Haar krümmte.
    C’est la vie, dachte Kurtz und musste ein Lächeln unterdrücken. Er durfte jetzt nichts tun, was in irgendeiner Weise Mickey Kees Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Kurtz spürte, wie alle anderen Gedanken in den Hintergrund traten, als er sich in ein Paradebeispiel aus Wachsamkeit und Disziplin verwandelte, einen von Adrenalin angetriebenen Motor, der lediglich einen ganz konkreten Zweck erfüllte.
    Mickey Kee leerte sein Glas. Einen Moment lang fürchtete Kurtz, dass der Mann genug getrunken hatte, aber Kee war immer noch durstig. Wachsam, mit dem Glas in der linken Hand – aber nicht wachsam genug, wie Kurtz wusste –, näherte sich Kee ein weiteres Mal der Bar.
    Kurtz hatte seine nächsten Aktionen im Kopf so häufig durchgespielt, dass er weder darüber nachdenken noch sich darauf vorbereiten musste. Kee würde in fünf Sekunden tot

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