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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erlebt hat. Die momentan auf dem Planeten vorherrschende Spezies ist der Glimmung. Diese riesige, schattenartige Lebensform ist jedoch nicht auf Sirius 5 geboren. Sie tauchte dort vor mehreren Jahrhunderten auf und übernahm die Gewalt von den schwachen Lebensformen wie den Wuben, den Werjen, den Klaken, den Troben und den Printern, die übriggeblieben waren, nachdem die einstmals herrschende Spezies, die Nebelgestalten der Urzeit, ausgestorben war.«
    »Ist Glimmung – oder der Glimmung – allmächtig?« fragte Joe.
    »Seine Macht«, antwortete die Stimme, »ist stark eingeschränkt durch ein merkwürdiges, möglicherweise nicht existierendes Buch, in dem, wie behauptet wird, alles, was war, ist und sein wird, geschrieben steht.«
    »Woher kommt dieses Buch?« wollte Joe wissen.
    »Sie haben die Ihnen zustehende Informationsmenge bereits ausgenutzt«, antwortete der Roboter und unterbrach den Kontakt.
    Joe wartete genau drei Minuten und wählte die Nummer noch einmal.
    »Guten Abend. Welche Information wünschen Sie bitte?«
    »Das Buch auf Sirius 5«, sagte Joe, »das alles, was war, ist –«
    »Oh, Sie schon wieder. Ihr Trick funktioniert nicht mehr, wir sammeln und katalogisieren neuerdings die Stimmuster.«
    Er schaltete ab.
    Richtig, dachte Joe, ich habe neulich darüber etwas in der Zeitung gelesen. Es wurde der Regierung auf die Dauer zu teuer, wenn man immer diesen Trick anwandte. »So ein Mist!« sagte er zu sich selbst. Nun mußte er vierundzwanzig Stunden warten, bevor er neue Information bekommen würde. Natürlich konnte er zu einem Privatunternehmen gehen, zu Mr. Encyclopädia, aber das würde ihn fast soviel kosten, wie er in seinem Asbestsack gesammelt hatte. Die Regierung hatte genau gewußt, was sie tat, als sie nichtstaatliche Unternehmen wie Mr. Job oder Mr. Encyclopädia zuließ.
    Ich bin mal wieder reingefallen, dachte Joe. Wie gewohnt. Unsere Gesellschaft hat die perfekte Regierungsform. Am Ende fällt jeder rein.

3
     
    Als er am nächsten Morgen in seinen Arbeitsraum kam, sah er sofort, daß wieder ein Brief mit der Sonderzustellung angekommen war.
     
    FLIEGEN SIE ZUM PLANETEN PLOWMAN, MR. FERNWRIGHT! SIE WERDEN DORT GEBRAUCHT. SIE SIND VON GROSSER BEDEUTUNG! SIE WERDEN EIN EWIGES WERK SCHAFFEN, DAS SIE UND MICH ÜBERDAUERN WIRD!
     
    Plowman, überlegte Joe. Das kam ihm irgendwie bekannt vor. Geistesabwesend wählte er die Nummer der Enzyklopädie.
    »Ist der Planet Plowman –«, begann er, aber die künstliche Stimme unterbrach ihn.
    »Erst in zwölf Stunden! Auf Wiederhören!«
    »Ich möchte bloß eine Sache wissen!« rief er ärgerlich, »sagen Sie mir nur, ob Sirius 5 und Plowman –« Es knackte in der Leitung, der Roboter hatte eingehängt. Gangster, dachte Joe. Alle Robotmechanismen und Computer sind Gangster!
    »Wen könnte ich nur fragen? Wer weiß auswendig, ob Sirius 5 und Plowman identisch sind?« fragte er sich. Kate, dachte er sofort, Kate wird es wissen.
    Aber als er die Nummer ihres Büros wählte, dachte er, daß sie besser nichts von seinen Auswanderungsabsichten erfahren sollte. Sie wird mich aufspüren, um meine ausstehenden Unterstützungsraten einzutreiben, dachte er und legte den Hörer wieder auf.
    Dann nahm er noch einmal den unsignierten Brief und las ihn sorgfältig. Irgendetwas an dem Brief fiel ihm auf. Zuerst war es nur ein unklarer Eindruck, der sich dann allmählich zu einer Erkenntnis verdichtete: Es waren mehr Wörter auf dem Papier, als er auf den ersten Blick erkannt hatte. Sie schienen mit einer besonderen, nahezu unsichtbaren Tinte geschrieben zu sein. Es sah aus wie Runenschrift. Er verspürte eine fast sündige, tierische Erregung, so als sei er einem sorgfältig gehüteten Geheimnis auf die Spur gekommen. Dann rief er Smith an. »Wenn Sie einen Brief mit fast unsichtbarer Runenschrift erhielten, was würden Sie tun, um die Schrift lesbar zu machen?« fragte Joe.
    »Ich würde den Brief über eine Wärmequelle halten«, antwortete Smith.
    »Warum?«
    »Weil er wahrscheinlich mit Milch geschrieben ist. Und wenn man die Schrift über eine Wärmequelle hält, wird die Milch schwarz.«
    »Mit Milch geschriebene Runen?« rief Joe ärgerlich.
    »Statistiken beweisen –«
    »Ich kann mir das einfach nicht vorstellen! Das geht mir nicht in den Kopf! Runenschrift in Milch!« Er schüttelte den Kopf. »Was sind das denn für Statistiken über Runenschrift? Das ist doch unsinnig!« Er holte sein Feuerzeug aus der Tasche und hielt es unter das Blatt

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