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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Joe, »das will ich nicht.«
    »Du wirst nach Terra zurückgehen!« schrie Glimmung. Sein Schnabel schnappte auf und zu, als wollte er die Luft in Stücke zerbeißen. »Es tut mir leid, daß –« begann Joe, aber der Vogel schnitt ihm in äußerster Wut das Wort ab.
    »Ich werde dich wieder in die Lattenkiste in meinem Keller zurückbringen!« schrie Glimmung. »Dort kannst du bleiben, bis die Polizei dich findet. Ich werde ihnen sagen, wo du bist; sie werden dich schnappen und in Stücke zerreißen! Hörst du? Ist dir gar nicht der Gedanke gekommen, daß ich dich vertreiben würde, wenn du mir nicht gehorchtest? Ich habe keine Verwendung für dich. Für mich existierst du nicht mehr! Entschuldigen Sie, daß ich Sie so anschreie, aber ich bin völlig außer mir. Sie werden meinen Ton bitte entschuldigen.«
    »Mir scheint, daß Sie etwas zu weit gehen«, sagte Joe. »Was habe ich denn eigentlich Schlimmes getan? Ich bin hinabgetaucht; ich habe einen Topf gefunden. Ich –«
    »Sie fanden den Topf, den Sie nicht sehen sollten.« Die kalten Augen des Vogels starrten ihn unerbittlich bohrend an. »Sehen Sie nicht, was Sie getan haben? Sie haben mich gezwungen, meine Hand zu erheben. Ich muß jetzt, sofort, reagieren; ich kann nicht länger warten.«
    Dann stieg der Vogel kreisend in die Höhe und flog auf die See zu. Er drehte sich noch ein paarmal in der Luft und schoß dann mit atemberaubender Geschwindigkeit davon; seine mächtigen Schwingen schlugen wild auf und ab. Plötzlich begann er wieder zu kreisen und blieb in der Luft stehen. Mit ohrenbetäubendem Lärm schrie er: »Crazy Cary Karns und seine sechs Telefone können Ihnen dieses Mal nicht helfen!« Der Vogelleib verschmolz für einen Augenblick mit dem Nebel, der über dem Wasser aufstieg. Dann tauchte er wieder auf. »Die Hörerschaft kennt Sie nicht! Die Hörerschaft hat kein Interesse an Ihnen!« Er begann wieder zu kreisen und sank ein wenig hinab…
    Etwas stieg aus dem Meer empor.
     

13
     
    »O Gott!« rief Mali entsetzt und griff Joes Arm. »Es ist der schwarze Glimmung. Er ist gekommen, um ihn zu töten!«
    Der schwarze Glimmung stieg aus dem Meer und stürzte sich mitten in der Luft auf Glimmung. Federn stoben in alle Himmelsrichtungen, als die beiden Wesen mit ihren scharfen Krallen aufeinander losgingen. Dann plötzlich fielen die beiden, fest ineinander verkrallt, wie ein Stein ins Wasser. Einen Augenblick lang kämpften sie auf der Wasseroberfläche weiter, und es erschien Joe – falls es nicht eine Illusion war – daß der authentische Glimmung verzweifelt versuchte, sich aus der Umklammerung loszureißen.
    Dann verschwanden beide in den Tiefen des Mare Nostrum.
    »Er hat ihn hinuntergezogen!« sagte Mali tonlos.
    »Können wir denn nicht irgendetwas tun?« fragte Joe den Roboter. »Ihm irgendwie zu Hilfe kommen, ihn befreien?«
    Er wird ertrinken, dachte Joe. Das wird ihn das Leben kosten.
    »Er wird wieder hochkommen«, sagte der Roboter.
    »Da wäre ich nicht so sicher«, antwortete Joe; Mali nickte zustimmend. »Ist so etwas jemals schon vorher geschehen?« wollte Joe wissen, »daß Glimmung hinuntergezogen wird?« Statt Heldscalla zu heben, ist Glimmung nun selbst hinabgezogen worden, dachte Joe. Um für immer bei dem schwarzen Glimmung und der schwarzen Kathedrale bleiben zu müssen. Genau wie meine Leiche; ein lebloses Ding, das halbverrottet in der Strömung hertreibt und in einer Kiste haust.
    »Ich kann wohl eine HB-Rakete ins Wasser abfeuern«, sagte der Roboter, »aber der Sprengkopf würde ihn wahrscheinlich auch umbringen.«
    »Nein!« sagte Mali nachdrücklich.
    »Es ist schon einmal passiert«, sagte Willis und dachte einen Moment nach. »Nach terranischer Zeitrechnung –« Sein Gedankenapparat summte, während er nachrechnete. »Im Spätsommer 1936, zur Zeit der olympischen Sommerspiele, die in jenem Jahr in Berlin durchgeführt wurden.«
    »Und schaffte er es, wieder herauszukommen?« fragte Mali.
    »Ja, Miß Yojez«, antwortete der Roboter. »Der schwarze Glimmung sank wieder auf den Meeresgrund zurück, wo er bis heute geblieben ist. Glimmung muß das Risiko, hier mit ihm zusammenzutreffen, eingeplant haben; er wußte, daß er durch sein Erscheinen den schwarzen Glimmung herausforderte. Aus dem Grunde sagte er: ›Sie haben mich gezwungen, meine Hand zu erheben.‹ Nun ist es so gekommen; er ist unten im Meer.«
    Joe sah etwas auf dem Wasser umhertreiben. Er knipste seine Taschenlampe an und leuchtete hinaus. Ein

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