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Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Titel: Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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macht es aus. Dann kriecht er wieder in sein Bett und wartet, wartet darauf, daß Samuel nach Hause kommt. Aber er ist so müde, seine Augen fallen ihm zu, er schläft ein. Seine Träume sind unruhig, scheußlich, endlos. Träume, an die er sich nicht erinnern wird…
    Als er am Morgen erwacht, ist Samuel schon in den Wald gegangen. Joel steht in der Tür zur Küche und sieht, daß er jedenfalls zu Hause gewesen ist und Kaffee gekocht hat. Der Herd ist auch noch warm.
    Joel ist müde. Wenn er nicht zu spät in die Schule kommen will, muß er sich beeilen. Aber draußen in der kalten Dämmerung beschließt er, nicht in die Schule zu gehen. Er kann nicht, er muß nachdenken.
    Ohne zu wissen, warum, schlägt er die Richtung nach Norden ein. Zuerst den langgezogenen Hügel zum Bahnhof hinauf. Dahinter liegt das Krankenhaus, und dann beginnt der Wald. In einer kleinen Senke an der Straße, eingebettet in dichtstehende Tannen, liegt das Haus vom alten Maurer. Es ist eine heruntergekommene Schmiede, die er zur Wohnstatt umgebaut hat. Der Hof ist bedeckt von Schrott und verwilderten Johannisbeerbüschen. Joel steht auf der Straße und versucht, die dichten Tannen mit Blicken zu durchdringen. Er sieht die Lasterspuren im Schnee. Plötzlich ruft jemand nach ihm. »Komm mal her!« sagt jemand. »Komm her und hilf mir.«
    Er sieht sich um. Aber da sind nur Bäume. Tannen mit schweren Schneelasten auf ihren Zweigen. »Ich brauch Hilfe«, hört er die Stimme wieder sagen. Und da entdeckt er den alten Maurer, der zwischen zwei dicken Tannen hervorschaut. Er winkt Joel zu. Zögernd geht Joel näher.
    Der alte Maurer tritt zwischen den beiden Tannen hervor. Er hält ein langes, dickes Tau in der Hand. Joel denkt, daß sein Name so richtig zu ihm paßt. Ein Mann, der Simon Urväder heißt, muß aussehen wie der alte Maurer. Er hat große Zahnlücken im Mund. Buschige Augenbrauen klammern sich wie Kletterpflanzen um seine Augen. Und er hat einen bohrenden, stechenden Blick, so als ob er geradewegs durch einen hindurchschauen könnte.
    Der alte Maurer ist in einen riesigen Pelz gehüllt, in den die Motten große Löcher gefressen haben. An einem Fuß trägt er einen Stiefel, an dem anderen einen Skistiefel mit Spikes unter der Sohle.
    Der alte Maurer ist Joels Blick gefolgt. »Du guckst auf meine Füße«, sagt er. »Die Leute kapieren nicht, was zu ihrem Besten ist. Mit dem Stiefel kann ich gleiten, mit den Nägeln hab ich Halt auf dem Eis. Wer hat eigentlich gesagt, daß man gleiche Schuhe tragen soll? Steht das in der Bibel? Hat der Staatsanwalt das Recht, Leute zu verhaften, die verschiedene Schuhe tragen? Nee, du. Nicht mal die Füße sind gleich. Jetzt halt mal das Tau fest!« Er stopft Joel das eine Tauende in die Hand und verschwindet wieder zwischen den Tannen. Plötzlich spannt sich das Seil, und der alte Maurer kommt durch den Schnee zurückgestapft. Er nimmt Joel das Seilende ab und legt es straff gespannt in den Schnee. Die ganze Zeit murmelt und schnauft er vor sich hin. »Was machst du da?« fragt Joel. Der alte Maurer sieht ihn erstaunt an.
    »Was ich mache?« sagt er. »Ich lege ein Seil in den Schnee. Ich finde das hübsch. Ich mach nur Sachen, die schön sind.« Plötzlich sieht er traurig aus. »Findest du es nicht schön?« fragt er. »Doch«, antwortet Joel, »sehr schön.«
    Der alte Maurer legt sich in den Schnee und streckt sich aus, wie man sich an einem Sommertag in der warmen Heide ausstreckt.
    »Ich fühl mich nicht mehr so allein, wenn ich etwas Schönes mache«, sagt er. »Das ist meine Medizin. Ich bin so lange krank gewesen. Erst als ich angefangen hab, schöne Sachen zu machen, da bin ich wieder gesund geworden…«
    Er ist verrückt, denkt Joel. Kein gesunder Mensch legt ein Tau in den Schnee und denkt, das ist schön. »Die Erde ist rund«, sagt der alte Maurer. »Sie dreht und dreht sich im Kreis. Manchmal wird mir schwindlig, und dann muß ich mich in den Schnee legen und meinen Kopf kühlen. Dann kann ich über all das nachdenken, was gewesen ist und was noch kommen wird. Und mittendrin lebe ich. Wenn ich tot bin, lebe ich nicht mehr. So einfach ist das. Aber ich mach mir Sorgen, daß niemand begreift, wie wichtig es ist, ein Tau in den Schnee zu legen, wenn es mich mal nicht mehr gibt. Ich wünschte, ich hätte einen Lehrling…«
    »Warum kurvst du nachts mit deinem Laster in der Gegend herum?« fragt Joel. Er hofft, der alte Maurer erkennt ihn wieder als den Jungen, dem er aus dem Schnee

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