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Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war

Titel: Joel 1 - Der Hund der unterwegs zu einem Stern war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Aber er reißt sich los und läuft durch die Straßen. Erst als er vor dem Tor ankommt, hinter dem Sara wohnt, bleibt er stehen. Er ist so gerannt, daß er Seitenstiche hat, und die kalte Luft brennt in seinem Hals. Vorsichtig öffnet er das Tor und schleicht auf den Hinterhof. Bei Sara brennt noch schwaches Licht hinter einem Fenster.
    Er schaut sich auf dem Hof um. Es gibt keine Leiter. Aber er weiß, wo er eine findet. Auf dem Hinterhof vom Eisenwarenladen auf der anderen Straßenseite. Er läuft zurück, über die Straße, und da liegt die Leiter, halb begraben unterm Schnee. Sie ist schwer. Er schafft es kaum, sie anzuheben. All seine Kräfte muß er zusammennehmen, um sie über die Straße zu schleppen.
    Als er auf Saras Hof ankommt, ist er schweißnaß. Jetzt muß er dringend, und er pinkelt gegen das Fahrrad, von dem er glaubt, daß es Sara gehört. Er zittert und friert und überlegt, wie er es schaffen soll, die Leiter gegen die Hauswand aufzurichten, ohne daß es jemand hört. Aber das ist ja gar nicht wichtig. Nichts ist mehr wichtig. Er packt die Leiter mit all seinen Kräften, und er schafft es wirklich, sie gegen die Wand aufzurichten. Hinter den Gardinen rührt sich niemand.
    Doch das Schlimmste hat er noch vor sich. Schritt für Schritt klettert er die Leiter hinauf, bis sein Kopf genau unterhalb des erleuchteten Fensters ist. Wieder schließt er die Augen. Wieder sitzen Vorhängeschlösser vor seinen Lidern. Er würde auf alles verzichten, auf das Fliegende Pferd, auf »Celestine«, auf seinen Felsblock, wenn nur Papa Samuel nicht hinter der Gardine ist. Dann guckt er.
    In einem braunen Bett liegt Sara unter einem Laken. Sie bewegt den Mund, aber Joel kann nicht verstehen, was sie sagt. Auf der Bettkante sitzt Papa Samuel. Er ist nackt, und er hört zu, was Sara sagt.
    Durch die Gardine kann Joel die lange rote Narbe an Papa Samuels Oberschenkel erkennen.
    Die Narbe, die er bekam, als sich bei einem schweren Sturm vor den Hebriden eine Ladeluke löste und Papa Samuel fast das halbe Bein abgerissen hätte. Diese Narbe schenkt er Sara…
    Ein unendlicher, trauriger Schmerz senkt sich auf Joel nieder, wie er da auf der Leiter balanciert. Es ist, als ob es ihn nicht mehr gäbe, als ob er dazu verurteilt wäre, tausend Jahre auf der Leiter zu stehen, durchgefroren und starr.
    Warum wird er immer verlassen? Er hat doch niemanden verlassen. Er ist ja sogar seine eigene Mama. Wie lange er auf der Leiter steht, weiß er nicht. Aber er steigt nicht eher nach unten, bis die Trauer nicht langsam Verachtung und Wut Platz macht.
    Er klettert nicht eher wieder nach unten, bevor er sich stark genug fühlt für die Rache.
    An der Hauswand kratzt er einen Stein aus dem Schnee. Er ist nicht groß, gerade halb so groß wie seine Faust, aber für seine Zwecke reicht es.
    Jetzt kommt es nur darauf an, daß er sein Ziel auch trifft.
    Einmal kann er werfen, nicht öfter. Wenn er nicht trifft und noch einmal wirft, wird er entdeckt. Es macht natürlich gar nichts, wenn er entdeckt wird. Aber er will es trotzdem nicht. Der erste Stein muß treffen. Joel zielt. Den Fäustling hat er ausgezogen, den eiskalten Stein hält er in der steifgefrorenen Hand. Dann schleudert er ihn, und als der Stein davonfliegt, bereut er es einen Augenblick lang. Aber der Stein trifft mitten ins Fenster, und die Scheibe zerbricht mit einem Knall, der über den Hof hallt.
    Dann läuft Joel davon, so schnell er kann. Um die Leiter kümmert er sich nicht mehr. Es geschieht Sara ganz recht, wenn sie dem Eisenwarenhändler erklären muß, wie die Leiter unter ihr Fenster gekommen ist. Joel bleibt erst stehen, als er zu Hause ankommt. Der Hals tut ihm weh von der kalten Luft. Nachdem er ein bißchen Atem geschöpft hat, tappt er an der Tür der alten Westman vorbei. Hoffentlich erzählt sie Papa Samuel nicht, daß er heute Nacht unterwegs gewesen ist. Sonst wird Papa Samuel alles durchschauen.
    Aber der Gedanke macht Joel nur ein wenig Angst. In der Wohnung knipst er erst einmal überall Licht an, ehe er sich mit steifgefrorenen Fingern die Stiefel aufschnürt. Eins der Bänder hat sich so verknotet, daß Joel es nicht mehr lösen kann. Da nimmt er das Brotmesser und schneidet das Band durch. Er zieht sich aus und kriecht ins Bett, um wieder warm zu werden.
    Von nun an wird er nicht mehr Papa Samuel sagen. Jetzt wird er ihn nur noch Samuel nennen.
    Plötzlich gefällt es ihm nicht mehr, daß er überall Licht angelassen hat. Er steht noch einmal auf und

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