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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Kopf. »Das ist es nicht. Es ist etwas anderes.«
    Dann streckte er sich vorsichtig aus und umklammerte den Bettrahmen. Joel blieb sitzen. Ihn fror so sehr, dass er zitterte.
    Es vergingen mehr als zehn Minuten. Joel zählte die Minuten auf Samuels Uhr, die auf dem Nachttisch lag. »Jetzt scheint es ein wenig nachzulassen«, sagte Samuel. Sofort ließ auch der Schmerz in Joel etwas nach.
    Samuel schloss die Augen. Joel erhob sich vorsichtig und zog seine nassen Sachen aus. Als er Samuel wieder anschaute, hatte der die Augen geöffnet.
    »Ist es jetzt besser?«
    Samuel nickte. »Wo bist du gewesen?«, fragte er. »Mitten in der Nacht.«
    Joel wurde klar, dass er seinen Zettel gar nicht gelesen hatte. »Ich war draußen. Ich konnte nicht schlafen.« Langsam drehte Samuel den Kopf und sah auf die Uhr. Es war nach zwei.
    »Ich hab nie begriffen, warum du nachts immer draußen rumrennen musst«, sagte er. »Schon seit du klein warst.« Joel sah ihn erstaunt an. Samuel wusste also, was Joel für sein Geheimnis gehalten hatte: dass er nachts manchmal durch den Ort radelte. Samuel hatte es gewusst, aber nie etwas gesagt.
    Samuel schien seine Verwunderung zu verstehen. Er lächelte. »Du hast gedacht, ich wusste von nichts.« »Ja.«
    »Du hast geglaubt, dass ich nicht wach wurde, wenn du dich rausgeschlichen hast?«
    »Ja.«
    »Aber ich bin aufgewacht. Ich hab mich natürlich gefragt, was du da eigentlich treibst. Aber ich wollte dich nicht fragen.«
    »Warum nicht?«
    »Du bist ja immer wieder nach Hause gekommen. Ich hab mir vorgestellt, dass du mit deinen Abenteuern beschäftigt bist.«
    Joel wollte mehr fragen. Aber Samuel hob abwehrend die Hand. Der Schmerz kam zurück.
    Sofort war er auch bei Joel wieder da.
    So ging es bis zum Morgen.
    Ohne dass Joel sich daran erinnern konnte, hatte er sich auf sein Bett gelegt und war eingeschlafen.
    Und er hatte geträumt. Es war, als ob er in sich selbst herumrannte. Als ob es in seinem Kopf regnete. Samuel hatte versucht, einen Regenschirm zu öffnen. Aber der Regenschirm war ein Vogel gewesen, der plötzlich davonflatterte. Mit einem Ruck wurde Joel wach. Zuerst wusste er nicht, wo er war. Dann fiel es ihm ein. Als er den Kopf drehte, sah er, dass Samuels Bett leer war. Er sprang in Panik auf. Gleichzeitig wurde die Tür geöffnet. Samuel kam herein. Er war schon angezogen. Aber die Hosenträger hingen noch herunter. Also war er auf der Toilette gewesen. Joel sah sofort, dass er immer noch Schmerzen hatte.
    Samuel setzte sich auf die Bettkante. Jetzt, wo das Morgenlicht durch den Vorhang sickerte, war er noch blasser. »Es ist erst fünf«, sagte er. »Aber ich muss sehen, dass ich in ein Krankenhaus komme.«
    Joel begriff sofort, dass Samuel noch viel mehr Schmerzen hatte, als er sich vorstellen konnte. Sonst wäre Samuel nie auf die Idee gekommen, einen Arzt aufzusuchen. Noch weniger ein Krankenhaus.
    »Ich komm mit«, sagte Joel und fing an sich anzuziehen, obwohl seine Sachen noch nass waren.
    »Nein«, sagte Samuel. »Es ist besser, du bleibst im Hotel. Man weiß nie, wie lange es in einem Krankenhaus dauert. Aber ich geb dir Geld, damit du etwas essen kannst. Ich hab schon mit der Frau in der Rezeption gesprochen.« »Was soll ich hier machen?«, jammerte Joel und merkte, dass er jammerte wie ein Kind.
    »Du wirst schon damit fertig«, sagte Samuel. »Ich ruf vom Krankenhaus an, falls es sehr lange dauert.«
    Seine Stimme klang äußerst entschieden. Joel war klar, dass es keinen Sinn hatte zu protestieren. Er saß auf der Bettkante und sah zu, wie Samuel sich fertig anzog. Er hatte Schmerzen. Jede Bewegung bereitete ihm Qualen. »Ich hab ein Taxi bestellt«, sagte er und holte seine Brieftasche hervor. »Ich hab Geld«, sagte Joel. Samuel sah ihn erstaunt an. »Du hast Geld?« »Fünfzehn Kronen. Die reichen.«
    Samuel holte noch drei Zehner hervor und legte sie aufs Bett. »Es ist besser, du hast zu viel als zu wenig. Aber du brauchst ja nicht alles auszugeben. Wenn's nicht nötig ist.«
    Joel half Samuel in die Jacke. Da war noch eine Frage, die er stellen musste. Obwohl er sich eigentlich nicht traute. »Ist es was Gefährliches?«
    Samuel zog eine Grimasse. »Nein. Wenn ich nur zu einem Arzt komme, dann wird schon alles wieder gut.«
    Da wusste Joel, dass es gefährlich war. Samuel hatte Angst. Und er log so schlecht. Viel schlechter als Joel.
    Joel wollte ihn nach unten begleiten. Aber Samuel zeigte aufs Bett.
    »Du musst schlafen«, sagte er. »Ich bin bestimmt bald

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