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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und sah sich um.
Das Mobiliar war zwar verstaubt, aber mit Geschmack ausgesucht. In der Hütte
konnte man sich wohlfühlen. So wie in Odas Gesellschaft. Er ging zum Fenster
und blickte hinaus auf die Wiese. Die Aussicht beruhigte ihn. Es fing an zu
regnen. Im Himmel grummelte es. Ein Sommergewitter. Erst kapierte Krauss gar
nicht, was los war, so lange war es bereits trocken, aber das gleichmäßige
Trommeln der Tropfen auf dem Dach der Hütte entspannte ihn nach wenigen
Sekunden. Hinter ihm raschelte Oda. Für einen Moment gab er sich der Illusion
hin, ein normales Leben zu führen, eine Familie zu besitzen. Das Bild eines
Kindes, das auf der nassen Wiese Fußball spielt, blitzte kurz vor ihm auf und
verschwand.
    Oda trat neben ihn. »Ich liebe den Regen. Ich fühle mich dann freier.
Warum, weiß ich nicht.«
    Krauss schwieg. Er wollte den Moment nicht zerstören. Aber er war schon
vorbei.
    Oda hielt ihm einen in ein Tuch gewickelten Gegenstand hin. »Das habe ich
dir mitgebracht.«
    Krauss schlug das Tuch auseinander. Darin lag die 38er
Smith & Wesson, die er mit nach Berlin genommen hatte, Hannas 38er. »Wo
hast du sie her? Edgar hat mir die Waffe abgenommen.«
    »Ich habe sie beiseitegelegt und später eingesteckt. Erinnerst du dich, wie
du mir erzählt hast, was dir diese Waffe bedeutet? Gut, hier ist sie. Sie
gehört dir.«
    Krauss strich
über den Revolver. Wie oft er sich die Waffe an den Kopf gesetzt und abgedrückt
hatte. Nie hatte sich ein Schuss gelöst. Hannas Leben hatte sie genommen.
Natürlich war das Unsinn, dachte Krauss. Es war sein Bruder, der abgedrückt
hatte. Die Waffe war ein seelenloses Werkzeug. Trotzdem fühlte er sich ihr
verbunden. Jetzt war es ausgerechnet eine Frau, die ihm diese Waffe zurückgab.
Eine Frau, zu der er sich hingezogen fühlte.
    »Ich hätte nicht gedacht, sie noch einmal wiederzusehen. Vielen Dank, Oda.
Ich habe sie extra für Edgar aus London mitgenommen.«
    Oda fasste seinen
Arm. »Das hat Zeit. Nimm ein Bad, während ich das Essen mache.«
    Krauss nickte.
Der Regen hatte aufgehört. Über der Wiese dampften Wasserschwaden. Er ging ins
Bad. Dort lagen einige Holzscheite, mit denen er einen Ofen befeuerte. Mit
etwas Mühe brachte er ihn in Gang. Der Ofen beheizte einen Kessel, so dass er
sich ein heißes Bad einlaufen lassen konnte. Ab und zu sah er nach Oda, die
jedoch lautstark in der Küche hantierte. Es war mittlerweile dunkel geworden.
Als die Wanne voll war, zog Krauss sich aus und stieg ins heiße Wasser. Es war
eine Wohltat für seine geschundenen Knochen. Überall am Körper hatte er
Schrammen und Blutergüsse. Er streckte sich aus, nahm einen Waschlappen,
tauchte ihn ins Wasser und legte ihn sich übers Gesicht.
    Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür. Krauss hob den Waschlappen
halbhoch. Oda stand vor ihm. Sie war nackt. Ihr schlanker Körper war makellos,
abgesehen von einem feuerroten Striemen am Arm, wo der Splitter des
Seitenwagens sie getroffen hatte.
    »Darf ich zu dir kommen?«
    Krauss zog sich den Waschlappen vom Gesicht. »Das ist deine Badewanne.«
    20.
    Berlin
    29. August Görings Wohnung, Abend
     
    Göring glühte vor Zorn. Wortlos pfefferte er seinen Mantel an seinem
Kammerdiener vorbei auf den Boden und marschierte schnurstracks ins Wohnzimmer.
Dort steuerte er die nussbaum-getäfelte Bar an, griff sich ein Glas aus dem
Regal und goss sich zitternd zwei Fingerbreit Whisky ein. Mit einem Schluck kippte
er die Flüssigkeit runter. Wutentbrannt schmetterte er das leere Glas gegen die
Wand, wo es mit einem Knall in tausend Splitter zersprang.
    »Kropp, Sauerei wegmachen!«, schrie Göring und stürmte aus dem Raum in sein
Arbeitszimmer, wo er die Tür hinter sich zuknallte.
    Nach dem Ausbruch zwang er sich, die Dinge ruhiger anzugehen. Er war so
erregt, dass er kaum noch klar denken konnte. Göring setzte sich und sortierte
im Geiste die Ereignisse. Erst der Anruf von Winter aus dem F. A. Zwei seiner
Männer, Kestner und Bredow, lagen tot in der Bernauer Straße. Erschossen, am
helllichten Tag. Durchlöchert, Hirn weggepustet, einfach so. Mitten in Berlin.
Vor Dutzenden von Zeugen, zumeist Hausfrauen, die das lautstarke Schützenfest
an die Fenster gelockt hatte. Ihre Aussagen stimmten fast alle überein. Es
waren ein Mann und eine Frau gewesen, die sich vor ihren Augen eine wilde
Schießerei mit einem der beiden Insassen eines Autos lieferten. Herumirrende
Kugeln zerfetzten parkende Wagen und demolierten Häuserwände. Angeblich hatte
die

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