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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dann weiß ich es nicht.«
    Dahlerus sah von der Note auf, antwortete aber nicht. Er empfand die Formulierung
als perfide. Hendersons Ärger war berechtigt. Doch Göring schien gerade nicht
besonders empfänglich für Kritik.
    »Ich
interpretiere Ihr Schweigen als Zustimmung«, polterte der Feldmarschall weiter.
»Hendersons Entgleisung ist ein Affront. Er zeigt, dass die Engländer nicht an
einem Bündnis mit Deutschland interessiert sind. Für mich grenzt das an
Sabotage. England will diesen Krieg, weil es sich für überlegen hält und nur
auf die Chance wartet, das Deutsche Reich erneut zu unterjochen. Aber diesmal
haben sie sich verrechnet. England wird selbst zugrunde gehen.«
    Dahlerus wurde
mulmig zumute. Solche Worte hatte er aus Görings Mund bisher noch nicht gehört.
Das war Hitler, der da sprach. Der Schwede verschärfte seinen Ton. »Jetzt gehen
Sie zu weit, Eure Exzellenz. Sie wissen, dass das nicht stimmt. England will
eine Verständigung und hat das bei verschiedenen Gelegenheiten eindeutig zu
verstehen gegeben. Dafür kann ich mich verbürgen. Und bisher haben Sie an
meinen Worten nicht gezweifelt. Sonst wäre eine Basis der Zusammenarbeit
zwischen uns gar nicht möglich.«
    »Entschuldigen Sie bitte. Sie haben recht.« Göring spürte, dass er zu weit
gegangen war. »Ich bin aufgebracht, weil meine hohen Erwartungen enttäuscht
wurden. Da geht es manchmal mit mir durch. Ich möchte den Frieden, wie Sie
auch. Das hat Henderson mit seinem sprunghaften Verhalten erst einmal
durchkreuzt.«
    »Henderson will auch den Frieden, glauben Sie mir.«
    Der Feldmarschall
setzte ein zerknirschtes Gesicht auf. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und
legte die Hände auf seinem dicken Bauch zusammen. Seine Stimme klang väterlich
streng. »Ich muss Ihnen da mal wohl etwas erläutern. Der Passus, über den sich
Ihr Henderson so aufgeregt hat, steht nicht von ungefähr in diesem Papier. Wir
wissen, wie wir mit den Polen umspringen müssen. Seit Jahren schon legen sie
den Deutschen gegenüber ein unverschämtes Verhalten an den Tag. Sie benehmen
sich, als seien sie die Gutsherren und wir die Knechte. Dabei sind die Polen
ein Volk der Bauern, eine minderwertige und beschränkte Rasse. Sehen Sie sich
nur ihre Gesichter an, grobschlächtig und dumm. Was wollen Sie da erwarten?
Aber wenn es nur das wäre. Sie drangsalieren und schikanieren uns Deutsche, wo
sie nur können. Mobilisieren sogar ihre Armee, wollen uns tatsächlich die Stirn
bieten. Jetzt stehen sich an der deutsch-polnischen Grenze zwei Millionen
bewaffnete Männer gegenüber. Das ist ein Pulverfass, das jede Sekunde hochgehen
kann. Deshalb müssen wir mit den Polen direkt verhandeln. Wir müssen ihnen
dabei in die Augen sehen und entscheiden, ob sie es ernst meinen.
Selbstverständlich können wir in dieser verfahrenen Lage nicht mehr lange
warten. Ein Funke genügt, und Polen steht in Flammen.«
    Göring machte eine Pause. Dahlerus schwieg. Der Feldmarschall lamentierte
weiter.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, diese Funken gibt es andauernd. Nur Hitlers
Geduld ist es zu verdanken, dass bisher nichts geschah. Erst heute Nachmittag
habe ich die Nachricht erhalten, dass ein deutscher Offizier beobachtet hat, wie
die Polen fünf deutsche Flüchtlinge, die durch die Warthe schwimmend das
deutsche Ufer erreichen wollten, abgeknallt haben wie die Hunde. Das alleine
wäre ein Grund, sofort anzugreifen, aber Hitler hat den Befehl erteilt, auf
solche Provokationen nicht zur reagieren.« Göring ballte eine Hand zur Faust.
»Wäre ich an Stelle dieses Offiziers gewesen, ich hätte mich einen Dreck um den
Befehl geschert. Man kann doch nicht tatenlos zusehen, wie die eigenen
Landsleute über den Haufen geschossen werden. Das sind unhaltbare Zustände.«
    Dahlerus
unterbrach ihn. »Woher wollen Sie wissen, ob die Geschichte des Offiziers wahr
ist? Sie dürfen sich nicht auf die Aussagen einzelner Männer verlassen. Und
schon gar nicht aus diesem Grunde einen Krieg anzetteln. Das wäre in höchstem
Maße fahrlässig.«
    »Wenn es ein Einzelfall wäre, gäbe ich Ihnen recht. Aber solche Dinge
passieren andauernd. Die Polen legen es darauf an zu provozieren. Weil sie mit
England im Bunde stehen, halten sie sich für stark genug, uns die Stirn zu
bieten. Täglich werden im polnischen Rundfunk Falschmeldungen verbreitet, über
die Deutschen an sich, über die deutsche Politik, über die deutsche Wehrmacht.
Heute hieß es, deutsche Soldaten seien miserabel ausgerüstet,

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