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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihre Uniformen
würden nur noch mit Schnüren zusammengehalten und ihre Waffen seien
hoffnungslos veraltet.« Görings fleischiges Gesicht bebte. »Der einzige Grund,
warum wir den Polen nicht den Krieg erklären, ist der Wunsch, mit England zu
einer Verständigung zu kommen. Hendersons Reaktion war also völlig unangebracht.«
    Dahlerus hatte den Deutschen selten so aufgeregt erlebt. Offensichtlich
fürchtete er sich wirklich davor, die Annäherungsbemühungen an England könnten
scheitern. So richtig konnte sich der Schwede allerdings keinen Reim darauf
machen. Einerseits erhöhten die Deutschen beständig den Druck auf die Polen,
andererseits suchten sie eine Kooperation mit den Briten. Worauf lief das
hinaus?
    Göring rückte
näher an den Schreibtisch heran, setzte die Ellenbogen auf die Tischplatte,
faltete die Hände und stützte den Kopf darauf. »Ich werde Sie jetzt in etwas
einweihen, von dem Sie offiziell gar nichts wissen dürften. Aber meiner Ansicht
nach kommen wir nur weiter, wenn wir Ihre Kontakte nutzen. Also: Das großzügige
Angebot, das Hitler im Laufe des morgigen Tages den Polen präsentieren wird,
ist noch großzügiger, als Sie denken. Im Wesentlichen beinhaltet es eine
Volksabstimmung in den Gebieten, in denen eine deutsch-polnische Bevölkerung
lebt. Die Menschen sollen selbst entscheiden, zu welchem Staat sie gehören
wollen. Fallen die Gebiete Polen zu, geben wir uns mit einer Autobahn und einer
viergleisigen Eisenbahnlinie zufrieden. Sozusagen mit einem Korridor durch den
Korridor. Entscheiden sich die Menschen für Deutschland, erhalten die Polen
entsprechende Verkehrswege. Das Ganze wird von mehreren Großmächten überwacht
und garantiert.«
    Dahlerus schien
das zwar nicht neu, aber in der Not ein Ansatz. »Welche Gebiete soll die
Volksabstimmung betreffen?«
    Göring griff hinter sich ins Bücherregal und legte einen Atlas auf den
Tisch.
    Dahlerus
erinnerte sich an das Treffen mit Hitler. Göring lernte schnell. Er riss die
Seite mit Polen aus dem Atlas heraus, malte darauf rum und gab sie dem
Schweden. Ehe der sich die Karte ansehen konnte, verlangte Göring sie zurück.
    »Ich habe noch etwas vergessen. Lodz gehört auch dazu,
die ganze Stadt besteht fast nur aus Deutschen.«
    Der Feldmarschall
kringelte Lodz ein und reichte das Blatt wieder an den Schweden. Dahlerus
betrachtete es einen Moment und steckte es ein. Es war bereits die zweite
Karte, auf der die Deutschen ihre Ansprüche mit wenigen Federstrichen verewigt
hatten. So machte man hier Politik, dachte der Schwede.
    Göring klopfte mit dem Stift auf den Tisch. »Ich möchte, dass Sie mit
diesem Vorschlag nach London fliegen. Weihen Sie die britische Regierung in
unsere Pläne ein, Dahlerus. Sagen Sie Chamberlain, dass wir diese Verständigung
wollen und den Polen ein Angebot präsentieren, das sie nicht ablehnen können.
Räumen Sie die Missverständnisse von heute Abend aus. Erklären Sie ihnen, wie
alles zustande kam. Henderson ist ein Hitzkopf, und Hitler - Ihnen kann ich es
ja sagen - ein sturer Hund. Aber behalten Sie das Letzte für sich.« Göring
winkte ab. »Oder erzählen Sie meinetwegen, was Sie wollen. Hauptsache, Sie
überzeugen die Engländer von unseren guten Absichten. Würden Sie das für mich
tun, Dahlerus?«
    Der Schwede sinnierte vor sich hin. Er sollte das Kind mal wieder aus dem Brunnen
holen. Langsam bekam er darin Routine. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Das ist wunderbar. Ich lasse Ihnen eine Maschine fertigmachen. Klären Sie
mit den Briten, ob Sie in einem deutschen Flugzeug anreisen dürfen.«
    Göring stand auf und ging um den Tisch hemm. Auch Dahlerus hatte seinen
Platz verlassen. Göring reichte ihm die Hand. Seine Worte klangen so, als
wollte er dem Schweden gleich einen Orden an die Brust heften. »Falls wir uns
im Leben nicht mehr sehen sollten, möchte ich Ihnen für Ihre unendliche Mühe
danken. Sie haben nie aufgegeben, den Frieden zu erhalten. Das rechne ich Ihnen
hoch an.«
    Dahlerus war mehr erschrocken als erstaunt. »Und ich rechne damit, Sie in
Kürze wieder zu treffen. Zumindest wüsste ich nichts, was dagegen sprechen
sollte.«
    Unter der Polen-Karte, die er in die Innentasche seines Sakkos gesteckt
hatte, spürte Dahlerus plötzlich das Kuvert, das ihm
    Krauss mitgegeben hatte. Ihm wurde schlagartig heiß. Göring beruhigte ihn
nicht wie sonst mit einem Witz. Seine Stimme war ernst. »Ich weiß, dass es
Menschen gibt, die verhindern wollen, dass Sie mit dem Leben

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