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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und
Ribbentrop.
    Es klopfte
erneut, und Dahlerus trat ein. Göring zerknüllte das Blatt und warf es in den
Papierkorb.
    »Mein lieber Dahlerus. Schön, Sie zu sehen. Ich werde Sie bald als Mitglied
meiner Luftwaffe führen können, bei Ihren Flugstunden.«
    Der Schwede grinste gequält. »Ich könnte mir wirklich
Schöneres vorstellen, als mein halbes Leben in der Luft zu verbringen. Der
Rückflug war recht ruppig.«
    »So ein paar Turbulenzen bringen Sie doch nicht aus der Ruhe. Das ist doch
nichts gegen das, was wir hier am Boden erleben.«
    Dahlerus ließ Görings Hand los. »Da haben Sie recht. Gibt es schon eine
Rückmeldung von Hendersons Besuch?«
    Der Feldmarschall legte eine Hand auf die Schulter des Schweden und
leitete ihn zur Sitzgruppe. »Bisher nicht. Die Frist für die Polen ist ja erst
seit einer halben Stunde abgelaufen. Bis wir eine Nachricht bekommen, wird es
wohl noch etwas dauern. Erzählen Sie bitte so lange, wie es Ihnen in England
ergangen ist. Wie hat Chamberlain auf Hitlers Vorschläge reagiert?«
    Dahlerus berichtete wahrheitsgetreu, was bei seinem Besuch in der Downing
Street Nr. 10 besprochen worden war. Besonders betonte er, dass die Engländer
seinen Rat, die Polen mögen weitere Provokationen unbedingt vermeiden, dankbar
aufgenommen und unverzüglich weitergeleitet hätten. Auf der anderen Seite verschwieg
er nicht die Skepsis der Briten gegenüber Hitlers Plan einer Volksabstimmung in
den von Deutschen besiedelten polnischen Regionen.
    Göring unterbrach ihn. »Diese Skepsis ist völlig unangebracht. Ich habe
Ihnen schon am Telefon gesagt, dass Hitlers Vorschläge wesentlich
weitreichender sind als das, was ich Ihnen vorher verraten habe. Der Führer
ist dabei über seinen eigenen Schatten gesprungen. Er hat ein Angebot
ausgearbeitet, das Wellen schlagen wird, weil es vom Willen der Aussöhnung
geprägt ist, grunddemokratisch und leicht umsetzbar. Sie werden begeistert
sein, mein lieber Dahlerus.«
    Göring musste innerlich schmunzeln. Was nutzte das schönste Geschenk, wenn
der Empfänger es nicht haben wollte? Darauf spekulierte Hitler, das war der
teuflische Plan, den er angekündigt hatte. Danach konnte er sich hinstellen
und mit seinem nutzlosen Angebot herumwedeln.
    Der Feldmarschall stand auf und holte eine Dokumentenmappe von seinem
Schreibtisch. »Ich habe das ausgearbeitete Papier hier. Wollen Sie es hören? Es
sind insgesamt sechzehn Punkte.«
    Dahlerus nickte. »Selbstverständlich.«
    Göring las dem Schweden die Note vor. Der wesentliche Aspekt blieb die
Volksabstimmung. Allerdings war das betreffende Gebiet weitaus kleiner als vom
Feldmarschall in der Karte eingezeichnet. Göring kommentierte diese Diskrepanz
nicht. Dahlerus rückte unruhig in seinem Stuhl herum. Er sah auf seine Uhr. »Es
ist mittlerweile ein Uhr morgens. Wann rechnen Sie mit einer Nachricht?«
    Göring lächelte.
»Jederzeit. Bedenken Sie, dass man in solchen Gesprächen nichts überstürzen
darf. Wahrscheinlich ist Henderson noch bei Ribbentrop.«
    Der Schwede beugte sich vor. »Lassen Sie mich doch in der britischen
Botschaft anrufen. Dann wissen wir es genau.«
    Göring seufzte.
»Sie geben ja doch keine Ruhe. Das Telefon steht auf dem Schreibtisch.«
    Dahlerus stand ohne ein weiteres Wort auf, nahm den Hörer ab und ließ sich
mit Forbes verbinden.
    Göring lehnte sich in seinem Sessel zurück. Mit einem Streichholz
entfachte er die erloschene Zigarre aufs Neue. In seinem Rücken hörte er, wie
Dahlerus immer einsilbiger auf Forbes' Bericht reagierte. Da war wohl etwas
gründlich in die Hose gegangen. Der Feldmarschall inspizierte die Glut seiner
Zigarre. Während Hitler und Ribbentrop sich ins Fäustchen lachten, musste er die
Wogen glätten. Mal sehen, was sich machen ließ. Eines Tages zahlte sich das
hoffentlich aus.
    Dahlerus knallte den Hörer auf die Gabel.
    Göring nahm einen tiefen Zug. »Schlechte Neuigkeiten?«
    Der Schwede setzte sich wieder hin. Seinem Gesicht sah man an, wie schwer
es ihm fiel, das eben Gehörte zu verarbeiten.
    »Ich muss es in aller Deutlichkeit sagen: Außenminister Ribbentrop
sabotiert alle unsere Versuche, eine Einigung zwischen England und Deutschland
herbeizuführen.«
    Göring runzelte die Stirn. »Wie darf ich das
verstehen?«
    »Forbes hat mir soeben erzählt, dass sich Ribbentrop unmöglich gegenüber
Henderson verhalten hat. Der Außenminister war sehr aggressiv und hat die Note
mit den sechzehn Punkten in Windeseile heruntergerasselt. Henderson hat so

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