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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lassen
sich die Menschen nicht länger bieten. Sie werden auf die Straße gehen und für
ein Ende dieser Tyrannei eintreten. Sie werden sich auf die Seite der Polen
schlagen und die siegreiche polnische Armee in Berlin willkommen heißen.
Dieser Krieg wird das Ende des Deutschen Reiches besiegeln. Ich habe keine Lust
mehr, mir irgendwelche verlogenen Vorschläge Hitlers anzuhören.«
    Lipski stand vom
Tisch auf und ging zu einer offenen Kiste, um dort Bücher einzuräumen. Das
Papier mit der deutschen Note ließ er achtlos liegen.
    Forbes und Dahlerus sahen sich an. Für das, was sie sich zu sagen hatten,
brauchten sie keine Worte. Der Schwede fuhr sich mit den Händen durch das
lichte Haar. Er hatte selten einen Botschafter erlebt, dessen Einschätzung der
politischen Lage so weit entfernt von der Wirklichkeit war. Lipski sortierte
weiter Unterlagen aus. Forbes und Dahlerus verließen schweigend die polnische
Botschaft. Der Schwede hatte das Gefühl, dass er den Krieg schon riechen
konnte.
     
    25.
    Wildpark Werder
    31. August Görings Sonderzug,
Vormittag
    Die Nachricht war unmissverständlich. Göring hatte die Zeile jetzt dreimal
gelesen, aber sie ließ keinen Spielraum zu. Hitler erteilte den Angriffsbefehl
für den »Fall Weiß«. Das Fernschreiben war über das OKW an alle
Kommandoeinheiten gegangen. Göring fluchte. Nun hatte er es schwarz auf weiß.
Es gab kein Zurück. Natürlich war ihm klar gewesen, dass es so weit kommen
würde. Aber es zu wissen, war die eine Sache - es tatsächlich umzusetzen, eine
andere. In einem kümmerlichen Winkel seines Verstandes hatte er die Hoffnung
gehegt, dass Hitler vielleicht doch noch einen Rückzieher machen würde. Nun
blieb dem Feldmarschall nichts anderes übrig, als auch diesen Winkel gründlich
auszufegen.
    Göring sah von dem Papier auf, äußerlich war er vollkommen ruhig. Er durfte
sich jetzt keinen Fehler erlauben. Dahlerus wirkte weiter auf die Engländer
ein, versuchte, ihnen die sechzehn Punkte schmackhaft zu machen. Das war gut,
verschaffte ihm Zeit. Er klingelte nach Oberstleutnant Conrad. Eine Minute später
öffnete sein Adjutant die Tür.
    Göring sprach sehr bestimmt. »Es wird ernst, Conrad. Rufen Sie für morgen
den Ministerrat für die Reichsverteidigung ein. Ich fahre jetzt in die
Reichskanzlei. Lassen Sie das Cabriolet bereitstellen. Ich fahre selbst.«
    Conrad nickte und verschwand. Göring schloss die Dokumentenmappe mit dem
Angriffsbefehl. Er schwitzte.
     
    Auf dem Weg nach Berlin genoss Göring den Fahrtwind. Am Vorabend hatte es
geregnet, die Luft war frischer als in den Tagen zuvor. Der Feldmarschall
schmeckte bereits den Herbst, den Geruch modernden Laubs, das Aroma der
Vergänglichkeit. Die Landschaft beruhigte ihn, relativierte das Chaos in seinem
Kopf. Fräulein Grundtmann kümmerte sich um die Kunstschätze in seiner Berliner
Residenz. Er hatte angeordnet, alles Kostbare in den Bunker nach Carinhall zu
bringen. Dort sorgte Emmy dafür, dass nichts verloren ging. Wenn die Polen
Berlin bombardierten, wollte er sich nicht vorwerfen, fahrlässig gehandelt zu
haben. Ganz abgesehen davon, dass die Kunstwerke ein Vermögen wert waren, hatte
er sich in viele seiner Stücke hoffnungslos verliebt. In ferner Zukunft wollte
er ihnen einen angemessenen Platz errichten, der Welt zeigen, dass sein Herz
für die Schönheit schlug. Das Hermann-Göring-Museum. Noch so ein Grund, warum
er den Krieg am liebsten abgeblasen hätte. Aber Hitler hörte nicht mehr auf
ihn.
    Auch die Sache
mit Bensler ging nicht voran. Bisher war die Ratte in Schein-Carinhall nicht
aufgetaucht. Göring befürchtete, dass man den Gestapo-Mann in Frankreich oder
Belgien aufgegriffen hatte. Vielleicht war er auch auf dem Kanal abgesoffen.
Wenn Göring es recht überlegte, wäre ihm das in seiner jetzigen Lage am
liebsten gewesen. Er hatte genug um die Ohren. War der Krieg erst einmal
ausgebrochen, würde er voll eingespannt sein. Da wollte er sich nicht noch mit
einer Bazille wie Bensler befassen.
    Göring erreichte
die Außenbezirke Berlins. Die Stadt schien so normal, so unberührt von den
Ereignissen. Er zwang sich dazu, alles bewusst in sich aufzunehmen. Unter den
Linden, das Brandenburger Tor, den Ku'damm. Von einem Tag auf den anderen
konnte alles vorbei sein. Mit ihm. Mit der Stadt. Ein letztes Mal wollte er
versuchen, dies Hitler zu vermitteln - so vorsichtig wie möglich. Er fuhr an
der Reichskanzlei vor, stieg aus und stürmte in die Halle. Dort fing ihn
Freiherr Ernst

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