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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gut
wie kein
    Wort verstanden. Auf die Frage des Botschafters, ob er die Punkte in
schriftlicher Form mitnehmen dürfe, antwortete Ribbentrop nur, das Angebot sei
sowieso überholt, da kein polnischer Unterhändler erschienen sei. Die Note
warf er einfach auf einen Tisch. So geht man in dieser Lage nicht mit dem
Abgesandten einer großen Nation um. Forbes sagte, dass Henderson stinksauer
gewesen sei und dies Ribbentrop zu verstehen gegeben habe. Es sieht danach
aus, als sei die Situation extrem verfahren.«
    Göring blickte finster vor sich hin. »Verdammt! So eine Schweinerei! Aber
denken Sie an meine Worte: Ribbentrop treibt ein gefährliches Spiel. Der Mann
trampelt mir schon lange auf den Nerven herum.« Der Feldmarschall stand auf und
trat ans Fenster. Vor dem Zug patrouillierten bewaffnete SS-Männer auf und ab.
Göring musste seinen guten Willen zeigen. Er wandte sich an Dahlerus. »Wie
kriegen wir die Kuh vom Eis? Haben Sie eine Idee?«
    Der Schwede dachte konzentriert nach. »Wollen Sie wirklich mit den Engländern
kooperieren?« »Natürlich. Was denken Sie denn?«
    »Dann müssen sie auf irgendeine Weise von den sechzehn Punkten erfahren.
Einen anderen Weg sehe ich nicht. Ich könnte die Note Forbes am Telefon
durchgeben.«
    Göring zauderte. Wie würde Hitler ein solch eigenmächtiges Handeln
aufnehmen? Aber diente es nicht dazu, die Engländer erneut zu verunsichern? Das
war es doch, was Hitler wollte. Göring würde den Lichtstreifen am Horizont
vorübergehend wieder anknipsen. Er herrschte Dahlerus an. »Na gut, machen Sie
das. Aber schnell!«
    Der Schwede ließ sich erneut mit der englischen Botschaft verbinden. Nach
wenigen Minuten hatte er Forbes am Apparat. Dahlerus las ihm Görings Kopie der
Note vor, in einem Tempo, das es dem Briten ermöglichte, die Zusammenhänge zu
begreifen und mitzuschreiben. Der Feldmarschall hingegen drängte den Schweden
zu größerer Eile. Er wedelte ungeduldig mit der Hand, um Dahlerus anzutreiben.
Man musste das Schicksal ja nicht herausfordern. Besser, wenn Hitler und
Ribbentrop es von ihm erfuhren als von ihren Abhörspezialisten.
    Fünf Minuten später legte der schwedische Unterhändler
den Hörer auf die Gabel. Etwas erschöpft blickte er zu Göring. »Wie sollen wir
jemals den Frieden erhalten, wenn uns Menschen wie Ribbentrop aus persönlichen
Motiven dazwischenfunken, Eure Exzellenz? Lassen sich solche Störmanöver nicht
verhindern? Sie können doch auf den Außenminister einwirken.«
    Göring war bei den letzten Worten des Schweden in seinem Salonwagen auf
und ab gegangen, den Kopf auf den Boden gerichtet. »Die Situation ist
komplizierter, als Sie denken, Dahlerus. Sie wissen nicht, in welcher Lage ich
mich befinde. Jeder Schritt will genau überlegt sein. Alles befindet sich in
einer hochempfindlichen Balance. Wenn Sie die falsche Strebe wegreißen, fällt
alles in sich zusammen.«
    Dahlerus
betrachtete gedankenverloren das Telefon. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich
jetzt zurück ins Hotel fahre.«
    Göring blieb vor ihm stehen. »Seien Sie nicht unvernünftig, mein lieber
Dahlerus. Wir haben fast drei Uhr morgens. Ich lasse Ihnen ein Schlafabteil
herrichten. Sie brauchen ein paar Stunden Ruhe.«
    Dahlerus schüttelte den Kopf. »Kommt gar nicht in Frage. Wie sieht das aus,
wenn ich in Ihrem Zug übernachte? Das bleibt kein Geheimnis, das wissen Sie
besser als ich. Nachher halten mich die Briten für einen deutschen Agenten.
Einige Ihrer Kollegen denken ja bereits, ich arbeite für die Engländer. Am
Ende habe ich auch den letzten Rest Glaubwürdigkeit verspielt. Ich fahre.«
    Göring trat näher an Dahlerus heran und legte ihm eine Hand auf die
Schulter. »Nun beruhigen Sie sich mal. Wenn jemand aus der Tatsache, dass Sie
nach tagelangen Verhandlungen erschöpft sind und sich in meinem Zug eine Mütze
voll Schlaf gönnen, ableiten will, dass Sie für mich arbeiten, muss ich an
seinem Geisteszustand zweifeln. Das ist völlig absurd. Entweder Sie arbeiten
für eine Seite oder nicht. Eine halbe Nacht auf einer Zugpritsche sagt gar
nichts aus.«
    Dahlerus presste mit den Fingern seine Nasenwurzel zusammen. Er seufzte.
»Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich bin wohl etwas überspannt.«
    »Das scheint mir auch so. Oberstleutnant Conrad bringt Sie in ein Quartier.
In ein paar Stunden reden wir weiter. Schlafen Sie gut.«
    Göring klingelte nach seinem Adjutanten, der den Schweden in ein
Schlafabteil führte. Der Feldmarschall blieb alleine in seinem

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