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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entzünden.
Dann hast du wirklich ein Problem.«
    Krauss murrte,
zog aber die Decke weg und drehte sich auf die Seite.
    Oda inspizierte den Verband. »Es hat aufgehört zu bluten. Ich werde die
Binden wechseln.«
    Krauss wollte erst widersprechen, zwang sich aber dazu, den Mund zu halten.
Oda hatte recht, und es hatte keinen Sinn, sie gegen ihn aufzubringen. Er
registrierte, wie sie im Bad herumklapperte, dann kehrte sie mit einer Schere,
einer Schale und frischen Kompressen zurück.
    Geschickt schnitt
sie den Verband auf und entfernte die blutige Gaze. Krauss machte keinen Mucks.
Oda beugte sich über die Wunde.
    »Sieht gut aus. Nicht entzündet. Perfekte Näharbeit. Es zahlt sich also
doch aus, wenn man Socken stopfen kann.« Sie grinste.
    Krauss verrenkte
den Kopf, um einen Blick auf seine Verletzung zu werfen.
    Oda drückte ihn sanft zurück. »Entspann dich. Ich reinige die Stelle mit
etwas Alkohol. Das wird ein wenig stechen, aber reiß dich zusammen. Denk an den
Jungen.«
    Krauss konzentrierte sich. Oda tupfte die Schusswunde ab. Für ihn fühlte es
sich an, als ob sie ihn mit Säure behandelte, so brannte es. Aber er hielt
still, stöhnte nur im Geiste. Oda säuberte erst die Stelle, an der die Kugel
eingetreten war, und reinigte dann die Austrittswunde. Krauss versuchte, es
positiv zu sehen: Die neue Verletzung überlagerte die alte. Seit Benslers Mann
ihn angeschossen hatte, herrschte Ruhe an der Wirbelsäulen-Front. Immerhin
etwas.
    Oda hatte ihre gekonnte Säuberungsaktion beendet und legte frische
Kompressen auf. Sie tippte Krauss an. »Drücke bitte mal fest.«
    Krauss hielt die Tücher mit der Linken auf der Wunde, während Oda eine
Mullbinde ansetzte. Er musste seinen Körper kurz hochhieven, damit sie die
Binde fest um ihn wickeln konnte. Nach drei Minuten war die Prozedur beendet.
Oda legte Krauss eine Hand auf die Wange. »Tapfer, tapfer. Indianer kennen
keinen Schmerz, was?«
    Krauss lächelte gequält. »Ich war immer der Cowboy.«
    »Dafür hast du dich gut gehalten.«
    Oda wollte aufstehen, aber Krauss hielt sie am Arm fest. »Bleib bitte. Wir
müssen reden.« Sie nickte. »Ich weiß.«
    Krauss hievte
sich in eine bequemere Position. »Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht,
wie es weitergehen soll.«
    »Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«
    »Dass wir hier nicht bleiben können. Früher oder später werden sie uns
finden. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es sowohl mit Görings als auch mit
Edgars Leuten zu tun haben. Das heißt doppeltes Risiko.«
    Oda kaute auf der Unterlippe. »Das sehe ich genauso. Die Hütte bietet auf
Dauer keinen Schutz. Hier kommen Jäger vorbei, manchmal Wanderer. Außerdem müssen
wir unsere Vorräte auffüllen. Es kann eine Zeitlang gut gehen, muss aber
nicht.«
    Krauss sah aus dem Fenster. Die Lichtung, deren Anblick er ins Herz
geschlossen hatte, lag wie unberührt da. »Der Junge ist nur außerhalb
Deutschlands sicher. Und nicht einmal da gibt es hundertprozentigen Schutz,
wie wir gesehen haben. Aber das war eine Ausnahme. Auf jeden Fall muss der
Junge raus aus dem Land. Du musst ihn wegbringen.«
    Oda sah ihn mit großen Augen an. »Was soll das
heißen?«
    »Es heißt, dass ich dir den Jungen anvertraue. Ich glaube, dass du ohne
mich besser dran bist. Ich bin verletzt, eine Belastung. Wenn es jemand alleine
schafft, dann du. Das hast du in den letzten Tagen bewiesen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Du spinnst, wenn du glaubst,
dass ich dich alleine hier zurücklasse. Wir gehen zusammen. Eine kleine Familie
auf der Flucht. Vater, Mutter, Sohn. So kommen wir durch. Du bist nicht der
Einzige, der hier denken kann, Richard. Ich habe auch nachgedacht. Das ist mein
Plan. Wir verschwinden gemeinsam.«
    Krauss schwieg einen Moment. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.
Seine Stimme klang beschwörend. »Dein Plan ist nicht schlecht, aber meiner ist
besser. Tue mir den Gefallen, und denk einfach noch mal darüber nach. Denk an
Edgar. Jetzt, wo er weiß, dass der Junge lebt, wird er nicht locker lassen.
Niemals. Göring schon. Für ihn war der Junge eine gute Gelegenheit, die
mitzunehmen sich sozusagen am Wegesrand ergeben hat. Er wird seine Niederlage
schnell akzeptieren und zur Tagesordnung übergehen. Edgar nicht. Für ihn ist
der Junge ein ewiger Stachel in seinem Fleisch, etwas, das ihn bis aufs Blut
peinigt. Außerdem wird er glauben, dass dort, wo der Junge steckt, auch ich zu
finden bin. Er wird niemals aufgeben.«
    Oda

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