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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wie du das
anstellst, weißt du besser als ich. Du kennst dich hier aus. Wenn du mich
fragst, würde ich kein unmittelbar benachbartes Land wählen. Hitler ist
kriegsbesessen, und wer weiß, was noch passiert. Keine Nation ist vor ihm
sicher. Lege also so viel Raum zwischen euch und Deutschland, wie du kannst.
England ist gut oder Portugal, Amerika noch besser. Fang irgendwo neu an. Das
Kind dazu hast du schon.«
    Odas Stimme klang sehr müde. »Und du kommst irgendwann nach. Wenn du
überlebst.«
    Krauss senkte den
Kopf. »Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte nicht mal wissen, wo ihr
seid.«
     
    36.
    Berlin
    2. September Görings Sonderzug, Vormittag
    Dahlerus wusste weder ein noch aus. Die Lage schien hoffnungslos, aber er
nutzte trotzdem jede Gelegenheit, über die von Sekunde zu Sekunde schwindenden
Möglichkeiten einer friedlichen Lösung zu diskutieren. Etwas tief in ihm drin
ließ ihm keine Wahl, trieb ihn an, gegen Mauern zu rennen, selbst auf die
Gefahr hin, sich eine blutige Nase zu holen. Sein Nervenzusammenbrach vom
Vorabend war so gut wie vergessen, eine vorübergehende Unpässlichkeit. Der
Besuch der Angestellten des Esplanade hatte ihn zutiefst berührt, ihre
ängstlichen Gesichter waren ihm Ansporn, nicht aufzustecken. Offensichtlich
wollten nicht alle Menschen in Deutschland einen Krieg.
    Bei dem Mann, der ihm gegenüber saß, war er sich da nicht so sicher - nicht
mehr. Seit Hitler Hermann Göring offiziell die Rolle seines Stellvertreters
übertragen hatte, wirkte der Feldmarschall wie verwandelt, unterdrückte seine
jovialen Züge zugunsten eines mehr staatsmännischen Auftretens oder dem, was
er dafür hielt. Dahlerus schien diese Entwicklung wenig vielversprechend.
Göring hatte ihn zu seinem Sonderzug chauffieren lassen, um über Auswege aus
der sich abzeichnenden internationalen Krise zu sprechen. Er trag eine für
seine Verhältnisse schlichte, nur mit wenigen Orden behängte Uniform. Auch das
interpretierte Dahlerus als schlechtes Zeichen. Der eitle, auf Luxus versessene
Göring war ihm lieber, weil berechenbarer gewesen. Hitlers Stellvertreter
eröffnete das Gespräch denn auch steifer, als es sonst seine Art war.
    »Ich habe interessante Nachrichten, Dahlerus. Mussolini bemüht sich zu
vermitteln. Er will die Ausbreitung des Krieges verhindern und ein zweites
München zustande bringen. England und
    Frankreich sind bereits darüber unterrichtet. Die
Franzosen haben angeblich schon signalisiert, dass sie gesprächsbereit sind.
Auch Hitler begrüßt die Initiative des Duce.«
    Dahlerus war
etwas ratlos. »Wieso gerade Mussolini? Was hat er davon?«
    »Nun, genau kann
ich Ihnen das auch nicht sagen. Aber zum einen besitzt der Duce ein großes
Geltungsbedürfnis, und eine erfolgreiche Friedensvermittlung würde sein Ansehen
beträchtlich steigern. Zum anderen fürchtet er wohl, in einen möglichen
Konflikt hineingezogen zu werden. Man weiß ja nie, wie sich so eine Sache
entwickelt.«
    »Das fällt Ihnen aber früh auf.«
    »Sie sind ungewöhnlich aggressiv, Dahlerus. Dabei wissen Sie doch, dass ich
auf Ihrer Seite stehe. Immer noch.«
    »Ich weiß überhaupt nichts mehr. Bis auf die Tatsache, dass Deutschland mit
den Polen im Krieg steht.«
    Göring schnaubte
demonstrativ. »Die Polen haben uns angegriffen! Sie dürfen nicht anfangen, die
Wirklichkeit zu verdrehen.«
    »Ich verdrehe gar
nichts. Und ich behaupte auch nichts. Ich stelle nur fest.«
    »Dann stelle ich
fest, dass wir warten müssen, was der Duce zustande bringt. Insbesondere die
Beantwortung der britischen Note von gestern sollten wir aufschieben, bis wir
mehr wissen.«
    »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass uns viel Zeit
bleibt.«
    »Genauso gefährlich ist es, die Dinge zu überstürzen. Damit können Sie
unter Umständen alles kaputtmachen.«
    »Was unter den
gegebenen Umständen relativ ist. Momentan geht es wohl eher dämm, dass
entstandene Unglück zu begrenzen.«
    Göring wischte
das Gesagte mit dem Handrücken weg. »Wie auch immer. Ich setze auf Mussolini,
weil das ein ernstzunehmender Ansatz ist und auf höchster Ebene geschieht.«
    Dahlerus hatte
den Eindruck, als sei dies ein Seitenhieb gegen seine eigenen Versuche,
Gespräche zustande zu bringen.
    Göring bemerkte die Irritation des Schweden. »Das bedeutet nicht, dass ich
Ihre Bemühungen nicht schätze. Sie waren für mich eine unentbehrliche Hilfe.
Aber wenn eine Friedensinitiative von der Regierung eines souveränen Staates
ausgeht, hat das natürlich

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