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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weitreichender waren, als er vermutet
hatte.
    Vor ihm salutierte Hauptmann Kennekamp. »Eure Exzellenz, was machen wir mit
den Leichen?«
    »Warten Sie noch
einen Tag, dann geben Sie die Toten als Opfer eines Scharmützels hinter der
polnischen Grenze aus. Bis auf Bensler. Den lassen Sie verschwinden.«
    Kennekamp nickte.
    Göring tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Aber so, dass man
nicht mal mehr einen Zehennagel von ihm findet. Ist das klar?«
    »Vollkommen klar.«
    »Gut. Bringen Sie mich hier raus.«
    Göring folgte dem
Hauptmann durch die Räume der kaum beleuchteten Baustelle in den Haupttrakt.
Er versuchte sich vorzustellen, wie Oda und Krauss ein paar Stunden zuvor hier
gewütet hatten. So eine Aktion durchzuziehen, dazu gehörte Mut. Göring ertappte
sich dabei, dass ein Teil von ihm die beiden bewunderte. Er wischte den
Gedanken beiseite. Um das Teufelspaar dingfest zu machen, war entschlossenes
Handeln gefragt. Vom »Kurfürsten« aus würde er das F.A. instruieren. Auf jeden
Fall musste Edgar Krauss rund um die Uhr überwacht werden. Wenn sein Bruder
irgendjemandem einen Besuch abstattete, dann ihm.
    Der Feldmarschall
stieg die Treppe zum Haupteingang hoch. Die Wachen nahmen Haltung an. Ohne sich
weiter umzusehen, ging er durch das Tor zu seinem offenen Zweisitzer. Bis zu
seinem Hauptquartier im Wildpark Werder war es eine gute halbe Stunde Fahrt.
Für den Nachmittag hatte sich Dahlerus angekündigt. Göring wollte ihn nicht
warten lassen. Vielleicht ließ sich mit Hilfe des Schweden die englische
Intervention noch hinauszögern. Egal was auch passierte, der Feldmarschall
wollte sich später auf keinen Fall vorwerfen, irgendetwas unversucht gelassen
zu haben.
     
    Dahlerus sah ungeheuer müde aus. Wie ein Mann, dachte Göring, der vom Leben
nichts mehr zu erwarten hat. Allerdings hatte das Schicksal auch ihm übel
mitgespielt. Für einen Moment tat es Göring fast leid, den Schweden belügen zu
müssen. Aber wie hätte er ihm die Wahrheit sagen können? Wo er doch manchmal
selbst kaum mehr zwischen Lüge und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Der
Überfall auf den deutschen Sender Gleiwitz durch polnische Freischärler zum
Beispiel. Tatsächlich waren es SS-Männer in Zivil. Aber das würde, wenn alle
Beteiligten dicht-hielten, wahrscheinlich nie ans Tageslicht kommen. Aus einer
perfiden Finte würde ein historisches Faktum. Wahrheit - es gab nur eine
Wahrheit: die der Sieger. Göring lächelte.
    Dahlerus Stimme klang vorwurfsvoll. »Sie scheinen sich ja bestens zu
amüsieren, Eure Exzellenz. Darf ich an den Gründen Ihrer guten Laune teilhaben?«
    Görings Mundwinkel strafften sich. »Sie haben recht. Es gibt eigentlich
keinen Anlass, gut gelaunt zu sein. Ich habe mich nur eine Sekunde über den
Vertrauensbeweis des Führers gefreut. Man wird nicht jeden Tag zum zweiten Mann
des Reiches ernannt. Aber es gibt in der Tat wichtigere Dinge.«
    Dahlerus sah betreten vor sich hin. »Die Welt stürzt in einen Krieg, und
Sie denken nur an sich. Ich habe mehr von Ihnen erwartet, Eure Exzellenz.«
    Göring spürte, wie Ärger in ihm hochkochte. Er versuchte, ihn
heruterzuschlucken. »Seien Sie bitte nicht ungerecht, Dahlerus. Ich habe mich
nach Kräften bemüht, Sie zu unterstützen. Aber selbst meine Macht ist begrenzt.
Sie haben doch einen Einblick bekommen, wie die Dinge laufen. Ohne Mitstreiter
steht man schnell auf verlorenem Posten. Ribbentrop zum Beispiel hat immer
gegen uns agiert.«
    »Trotzdem müssen wir darüber nachdenken, ob sich noch etwas retten lässt.«
    »In Bezug auf Polen wohl kaum. Sie haben gehört, wie der Führer die Lage
sieht. Mittlerweile glaube ich selbst, dass der Krieg schneller vorbei ist, als
wir alle denken. Die ersten Berichte von der Front sind vielversprechend. Die
deutschen Einheiten rücken schnell vor, und meine Luftwaffe hat schon etliche
polnische Flugzeuge ausgeschaltet.«
    »Sobald England in den Krieg eintritt, wird sich die Lage ändern. Das
wissen Sie ganz genau.«
    Göring hatte sich wieder gefangen. »Ich denke, Sie unterschätzen die
Schlagkraft der Deutschen Wehrmacht, mein lieber Dahlerus. Wir werden den
Engländern Paroli bieten, und nicht nur ihnen. Aber vielleicht kommt es gar
nicht so weit. Vielleicht ist der Krieg so schnell vorbei, dass es sich für die
Engländer gar nicht mehr lohnen würde einzugreifen. Vielleicht bleibt dieser
Krieg eine Sache zwischen Deutschland und Polen.«
    Dahlerus
schüttelte entrüstet den Kopf. »Das glauben Sie

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