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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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presste verächtlich Luft durch die Backen. »Na und? Er wird uns nicht
finden. Und falls doch, wird er es nicht überleben.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Jetzt schwieg Oda. Sie starrte vor sich hin, kaute nicht nur an ihrer
Unterlippe, sondern auch am rechten Daumennagel. So fahrig hatte Krauss sie
selten gesehen.
    »Was hast du also vor?« Sie klang unsicher.
    »Ich werde mich an meinen ursprünglichen Plan halten und Edgar töten.
Vielleicht auch Hitler. Wenn es dir gelingt, den Jungen außer Landes zu
schaffen, wird euch niemand mehr verfolgen. Natürlich bleibt ein gewisses
Risiko. Wir können beide scheitern. Aber so ist es nun mal. Wir können nur
probieren, das Beste daraus zu machen.«
    Oda hatte die ganze Zeit, während Krauss sprach, den Kopf geschüttelt. »Du
spinnst wirklich, Richard. Das schaffst du niemals. Du bist angeschossen worden
und hast eine ernste Verletzung. Edgars Anwesen wird schwer bewacht. Du hast
nicht den Hauch einer Chance, an deinen Bruder heranzukommen. Und selbst wenn
es dir gelingen sollte, bist du ihm körperlich unterlegen. Edgar wird dich
zertreten.«
    »Du hast keine besonders hohe Meinung von meinen Fähigkeiten.«
    »Ich sage dir
nur, wie es ist. Du machst dir was vor, wenn du glaubst, dass du momentan zu
solch einer Tat in der Lage bist. Einer muss dir ja die Augen öffnen.«
    Krauss zog die Beine an und setzte sich hin. »Ich habe
ja nicht behauptet, dass ich heute losziehe. Gib mir ein paar Tage Ruhe, dann
geht es schon wieder. Außerdem habe ich nicht vor, blind ins Verderben zu
rennen. Ein wenig mehr solltest du mir schon zutrauen.«
    Oda sah wenig überzeugt aus. Sie grübelte vor sich hin, suchte nach dem
einen entscheidenden Argument, das Krauss überzeugen würde. »Lass mich das mit
Edgar erledigen. Nur so hat es Sinn. Ich komme an ihn ran, das verspreche ich
dir. Du hast selbst zugegeben, wie sehr du meine Fähigkeiten schätzt. Du verschwindest
mit dem Jungen. Er ist Teil deiner Vergangenheit. Außerdem glaube ich nicht,
dass ich mich zur Ersatzmutter eigne.«
    Krauss schüttelte den Kopf. »Sieh mich doch an. Ich bin ein Wrack, seelisch
und körperlich kaputt. Ich schaffe das nicht noch mal, den Jungen sicher
unterzubringen.« Er zögerte. »Mir fehlt die Kraft und das Vertrauen in mich
selbst. Bei dir ist das anders. Du kannst mit dem Jungen einen Neuanfang
starten. Philipp ist deine Chance, aus der ganzen Scheiße herauszukommen. Das
willst du doch. Ein neues Leben.«
    Oda schlug mit der flachen Hand aufs Sofa. »Verdammt!«
    Krauss beugte sich vor und packte zart ihre Schulter. »Beruhige dich! Ich
weiß, dass ich viel von dir verlange, aber ich weiß auch, dass du es schaffen
kannst. Sonst würde ich es nicht sagen.«
    Oda wirkte verzweifelt. »Das ist es nicht. Was du vorhast, ist Wahnsinn. Du
wirst es nicht überleben, egal wie es ausgeht. Du willst es nicht überleben.«
    Er antwortete nicht sofort, sah zu Boden. Wieder entstand diese Stille
zwischen ihnen, eine Stille, die sich ausbreitete wie ein See, und beide
standen sie an entgegengesetzten Ufern. Was sollte er Oda sagen? Dass sie ihn
durchschaut hatte, dass er dieses Leben nicht mehr ertrug, weder bewältigen
konnte noch wollte? Dass er endlich eintauchen wollte in diese Stille, nach der
er sich sehnte wie nach der Dunkelheit in der kleinen Kammer unter der Treppe.
Schwärze, Stille, Frieden für die Ewigkeit. Oda spürte das, so wie Hanna seine
Gedanken erriet, in ihm las wie in einem aufgeschlagenen Buch. Aber Oda war
nicht Hanna, und er wollte alles so einrichten, dass die Dinge über seinen Tod
hinaus geregelt waren. Kein Chaos hinterlassen. Oda und Philipp, das war ein
vielversprechender Anfang. Mittlerweile schien es ihm wie eine Fügung des
Schicksals, dass er Oda begegnet war. Sie war sein Ausweg aus diesem Leben, und
das würde er auf keinen Fall verspielen.
    Er überlegte sich seine Worte gut. »Wahrscheinlich sieht es für dich so
aus. Vielleicht ist auch was dran. Um ehrlich zu sein, wenn ich mein eigenes
Leben einsetzen müsste, um Edgar zu töten, würde ich es wohl tun. Aber ich lege
es nicht darauf an. Noch schöner wäre es, Edgars Tod auszukosten. Ich habe
nicht vor, mich zu opfern, wenn du das glaubst.«
    Oda sah immer noch wütend aus. »Das nehme ich dir nicht ab.«
    »Es ist aber so.«
    Wieder entstand eine Pause.
    Nach einer Weile
seufzte Oda. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Krauss atmete
erleichtert auf. Sie gab nach. »Du bringst Philipp außer Landes.

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