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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Feldmarschall markierte mit dem Filzstift die polnischen
Gebiete, die künftig unter deutscher Hoheit stehen sollten. Es war eine Sache
von Sekunden. Göring reichte Dahlerus das Blatt. Der Schwede sah ihn irritiert
an. Hitler machte eine Geste, dass es genug sei.
    »Schriftlich
werden Sie nicht mehr von mir bekommen. Aber ich bin gerne bereit, Ihnen noch
ein paar Punkte zu erläutern.« Der Führer holte tief Luft und rasselte seine
Forderungen herunter. »Erstens: Deutschland wünscht einen Pakt mit England,
der alle strittigen politischen und wirtschaftlichen Fragen löst. Zweitens:
England hilft Deutschland, den Korridor nach und die Stadt Danzig selbst zu
bekommen, mit Ausnahme eines Freihafens. Die Briten erhalten einen Korridor
nach Gdingen und Gebiet um die Stadt herum. Drittens: Deutschland garantiert
Polens Grenzen. Viertens: Deutschland wünscht seine Kolonien von England
zurück oder im Ausgleich dafür andere Kolonien. Wir müssen unseren
Rohstoffbedarf sichern. Fünftens: Die deutsche Minderheit in Polen muss
Garantien erhalten, dass sie gut behandelt wird. Sechstens: Deutschland schützt
das Britische Empire, wo immer es angegriffen wird, mit seiner Wehrmacht.
Außerdem werden wir keine Nation, welche immer es auch sein mag, dabei unterstützen,
die Waffen gegen das Empire zu erheben. Das ist sozusagen Ehrensache.«
    Zum ersten Mal
schaltete sich Göring ein. Er wirkte beflissen. »Selbst gegen Italien würden
wir zu Felde ziehen, wenn es zwischen England und Italien im Mittelmeer zu
Interessenskonflikten kommen sollte. Ein Pakt oder Bündnis mit England hätte
für uns also weitreichende Verpflichtungen.«
    Hitler nickte. Beide Staatsmänner sahen zufrieden aus.
    Verglichen mit
der ruhigen Atmosphäre am Tisch, wirkten die hysterischen Ausbrüche Hitlers
vollkommen unwirklich. Aber Dahlerus hatte sie nicht vergessen. Er faltete die
herausgerissene Atlas-Seite zusammen und steckte sie in die Innentasche seines
Sakkos.
    »Ich werde versuchen, Ihre Haltung so detailgetreu wie möglich
wiederzugeben. Wenn die britische Regierung mich empfängt.«
    »Von beidem gehe ich aus. Und ich möchte Ihnen jetzt schon meinen Dank und
meine Hochachtung ausdrücken. Alle Vorschusslorbeeren, mit denen Göring Sie
bedacht hat, waren berechtigt.« Hitler stand auf und reichte Dahlerus die
Hand. Sie war feucht. »Ich freue mich aufrichtig, Sie kennengelernt zu haben,
Herr Dahlerus. Helfen Sie dem deutschen Volk weiter so engagiert wie bisher,
und unser Dank wird Ihnen sicher sein.«
    »Und ich hoffe, dass ich einige Ihrer Vorbehalte gegenüber England
zerstreuen konnte. Wenn Sie aufrichtig an einem Frieden interessiert sind, bin
ich mir sicher, dass es zu einem einvernehmlichen Ergebnis kommen wird. Ich
werde auf jeden Fall alles dafür tun, was in meiner bescheidenen Macht steht.«
    »Da bin ich mir sicher. Leben Sie wohl, Herr Dahlerus. Göring wird Sie
hinausbegleiten.«
    Hitler trat einen Schritt zurück, wandte sich brüsk ab
und marschierte durch eine Seitentür davon. Der Feldmarschall führte Dahlerus
aus dem Arbeitszimmer durch einen Vorraum hinaus in die Empfangshalle. Dort
berührte er leicht den Arm des Schweden und forderte ihn auf, stehen zu
bleiben.
    Göring hob
erwartungsvoll die Augenbrauen. »Na, was meinen Sie?«
    »Ehrlich gesagt, ich bin enttäuscht.«
    Görings Strahlen erlosch. »Warum? Wegen der Monologe? Das ist vollkommen
normal. Der Führer steigert sich immer hinein in seine Themen, das ist seine
Art. Voller Empathie, bei allem, was ansteht. So kann er die Dinge
durchdringen. Auf andere wirkt es oft ...« Göring suchte das richtige Wort.
»... merkwürdig. Aber deshalb müssen Sie nicht enttäuscht sein.«
    Dahlerus nahm seine Brille ab, blies ein Staubkorn weg und setzte sie
wieder auf. »Ich bin von Ihnen enttäuscht, Herr Göring.«
    Der Feldmarschall fasste sich mit beiden Händen an die Brust und schaute
bestürzt drein. »Von mir? Ich habe doch gar nichts gesagt.«
    »Das ist es ja. Sie halten sich mit Ihrer Meinung zu sehr zurück. Vieles
von dem, was Ihr Führer gesagt hat, entspricht nicht der Wahrheit. Ich weiß, dass
Sie es besser wissen. Und ich habe gedacht, dass Sie versuchen, auf Hitler
einzuwirken. Niemand ist so nah dran wie Sie. Auf Sie hört er.«
    Göring machte ein
betretenes Gesicht. »Wenn Sie wüssten ... Aber Sie haben recht. Ich werde
gleich noch einiges von dem geraderücken, was Hitler gesagt hat. Sie haben
mein Wort.«
    Dahlerus schaute
ihn schweigend an. Hinter

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