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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Arme aus.
    »Das nenne ich mal gemütlich.«
    Oda lächelte. »Home sweet home, wie der Engländer sagt. Hier können Sie
sich erstmal ausschlafen und Ihre Wunden lecken.«
    »Wollen Sie mir
nicht verraten, wer mein Gastgeber ist? Nur für den Fall, dass ich eine
Beschwerde habe.«
    »Das erfahren Sie früh genug.«
    Krauss nahm die
Lederkappe samt Brille ab und warf die Sachen auf das Sofa. Er blickte Oda
kühl in die Augen. »Ich habe da so einen Verdacht.«
    »Ach was.«
    »Vom britischen
Geheimdienst weiß ich, dass Hermann Göring in der Nähe seines Wohnsitzes
Carinhall ein fast identisches Gebäude hat errichten lassen. Es besitzt
ähnliche Dimensionen, besteht aber nur aus Holz und Pressspan. Göring hofft,
auf diese Weise feindliche Flieger ablenken zu können. Er nennt es
Schein-Carinhall. Die Briten haben sich kaputt gelacht über so viel Aufwand.
Als ob sich jemand davon täuschen lassen würde.« Oda schwieg.
    »Sie arbeiten also für Hermann
Göring.«
    Sie schmunzelte. »Du bist ein
schlauer Bursche, Richard.«
     
    14.
    Berlin
    28. August Görings Sonderzug,
Vormittag
    Göring biss gierig in ein dick mit Himbeerkonfitüre bestrichenes Brötchen.
Er fühlte sich großartig. Seiner Stimmung entsprechend hatte er sich für
Tschaikowskys Pathetique entschieden, eingespielt von Wilhelm Furtwängler und
den Berliner Philharmonikern. Er schätzte den Dirigenten, obwohl ihm dessen
notorisches Engagement für jüdische Musiker auf die Nerven ging. Als ob es
nicht genug deutsche Virtuosen gäbe. Vom Grammophon, auf das er auch in seinem
Sonderzug nicht verzichten wollte, klang Tschaikowsky allerdings nur halb so
gut wie im Konzertsaal. Trotzdem gelang es Furtwängler, ihn zu berühren. Der
Mann war eben ein Genie in seinem Fach. So wie er selbst. Göring grinste über
seinen Vergleich. Aber es war die Wahrheit. In der Welt der Politik machten die
Leute ihm so wenig vor wie Furtwängler in der Welt der Musik. Das beste
Beispiel waren die braunen Meldungen, die vor ihm auf dem Frühstückstisch
lagen. Da hatte das Forschungsamt sich mal wieder selbst übertroffen. Kein
Überwachungsdienst in Deutschland arbeitete effektiver. Das war alleine sein
Verdienst. Entzückt überflog er die Blätter, nicht ohne auf dem einen oder
anderen klebrige Flecken zu hinterlassen.
    Dahlerus hatte gleich nach dem Gespräch mit ihm Botschaftsrat Forbes aus
dem Bett geklingelt. Geschah ihm recht, diesem versnobten Arschloch. Forbes und
Holman hatten Dahlerus zuerst für einen Hochstapler gehalten, den Schweden
aber trotzdem empfangen. Den Rest der Nacht hatte Dahlerus auf Forbes eingeredet
und ihm haarklein auseinandergelegt, welchen diplomatischen Durchbruch sie
nach Hitlers positiver Reaktion erreichen könnten, wenn sie es richtig
anstellten. Deppen! Hitler hatte ihnen nur geliefert, was sie hören wollten. Er
würde von seinem Entschluss, Polen anzugreifen, keinen Zentimeter abweichen,
das war Göring spätestens seit dieser Nacht hundertprozentig klar. Hitler hatte
sich die britische Reaktion auf seine Vorschläge am Telefon kurz angehört und
Göring sofort seine Antworten diktiert. Der Führer wollte so schnell wie
möglich losschlagen, gleichzeitig jedoch die Briten neutralisiert wissen.
    Eigentlich hätte das Göring schlechte Laune bereiten müssen. Aber die
Ereignisse arbeiteten für ihn. Hitler sah allmählich ein, dass es ohne seinen
Feldmarschall und dessen Verbindungen einfach nicht ging. Und in den Augen der
Briten wurde er von Stunde zu Stunde wichtiger als friedliebende Alternative
zum Führer. Göring schmatzte laut vor Vergnügen. Als wäre dies alles nicht
schon genug Fortune, hatte ihm Oda einen dicken Fisch geangelt, einen Fisch,
der den Schlüssel zu einem ungeahnten Schatz hütete - Richard Krauss. Der Mann,
der vor vielen Jahren mit Hitlers Sohn erst spurlos verschwunden und später
angeblich samt dem Kind einem Unfall zum Opfer gefallen war. Eigentlich hätte
er damals nichts vom Sprössling des Führers wissen dürfen; Hitler hatte ihn in
die Obhut von Edgar Krauss und der »Söhne Odins« gegeben, aber Görings
Forschungsamt war natürlich nichts verborgen geblieben. Befriedigt hatte er verfolgt,
wie der Junge entführt worden war und die Nachricht von seinem Tod in
eingeweihten Kreisen durchsickerte. Jetzt war Richard Krauss von den Toten
auferstanden, und Göring hätte sein drittes üppig belegtes Brötchen darauf
verwettet, dass der Junge ebenfalls unter den Lebenden weilte. Er musste
Krauss, den Oda

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