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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in Schein-Carinhall versteckt hielt, nur noch davon überzeugen,
ihm den Jungen auszuliefern, dann hatte er einen Trumpf in der Hand. Fragte
sich nur, wie er ihn ausspielte.
    Es klopfte. Obwohl Göring nur eine Pyjamajacke trug, brummte er ein
gelangweiltes »Ja«.
    Oberstleutnant Conrad steckte den Kopf durch die Tür. »Herr Dahlerus ist
gerade angekommen.«
    Göring winkte mit der Hand und sprach mit vollem Mund. »Schicken Sie ihn
rein.«
    Der Feldmarschall stand auf und schlüpfte in seinen
Lieblingsmorgenmantel. Er war aus erbsengrünem Satin und besaß eine juwelenbesetzte
Schärpenschnalle. Göring wischte sich mit dem Handrücken noch schnell einige
Brötchenkrümel aus den Mundwinkeln, da öffnete sich die Waggontür.
    Dahlerus trat
herein, etwas blass im Gesicht, aber offensichtlich bei guter Stimmung.
    Göring stemmte die Arme in die Seite und grinste breitbackig. »Guten
Morgen, mein lieber Dahlerus. Sie überraschen mich immer wieder aus Neue.
Jetzt haben Sie auch noch das Schlafen eingestellt.«
    Dahlerus sah den Feldmarschall verdutzt an. »Wie darf ich das verstehen?«
    Göring zog wichtigtuerisch eine Augenbraue hoch. »Nun, Sie verließen die
englische Botschaft um 5.30 Uhr, sind ins Hotel gefahren, haben geduscht und
sich gleich auf den Weg zu mir gemacht. Um 7.30 Uhr stehen Sie hungrig und
müde, aber voller Tatendrang in meinem Sonderzug. Ich möchte Sie nicht als Vorgesetzten
haben.«
    »Sie sind gut informiert.«
    »Deshalb bin ich in dieser Position.«
    »Also muss ich Ihnen gar nichts mehr berichten.«
    »Es freut mich, die Dinge aus Ihrem Mund zu hören, mein lieber Dahlerus.
Nach einem vernünftigen Frühstück, versteht sich. Sie müssen einen Mordshunger
haben. Setzen Sie sich und greifen Sie zu.«
    Dahlerus wiegelte ab. »Nein, danke, ich habe keinen
Appetit.«
    Göring spielte
den Entrüsteten. »Nicht schlafen und nicht essen, das dürfte selbst einen so
genügsamen Menschen wie Sie überfordern. Nun kommen Sie schon, es macht mir
keinen Spaß, allein zu frühstücken.«
    »Na gut, eine Tasse Kaffee trinke ich mit.«
    Der Feldmarschall
lächelte zufrieden. Er wies Dahlerus auf den Platz ihm gegenüber, an dem, wie
der Schwede bemerkte, gedeckt war. Göring schnitt sein viertes Brötchen auf.
    »In der
englischen Botschaft hat man Sie erst für einen Verrückten gehalten, wissen
Sie das? Ausgerechnet Sie, die Vernunft in Person. Ist das nicht absurd?«
    Dahlerus rührte in seiner Tasse. »Nun ja, vielleicht
hätte ich an Stelle der Briten ganz genauso reagiert. Das Foreign Office hatte
es versäumt, die Botschaft in Berlin rechtzeitig zu informieren. Forbes'
Misstrauen war berechtigt.«
    »Lustig ist es trotzdem. Weil die Briten so ein verschnarchter Haufen sind.
Aber ich bin froh, dass sonst alles nach Plan gelaufen ist. Sie haben Hitlers
Antwort tadellos wiedergegeben. Kompliment.« Görings Augen leuchteten. »Ich
hätte Forbes' Telegramm nach London nichts hinzuzufügen. Perfekt. Gute Arbeit,
mein lieber Dahlerus.«
    »Es freut mich, dass Sie zufrieden sind. Aber ich kann es nicht gutheißen,
dass Sie die Menschen bespitzeln, denen Sie vertrauen sollten.«
    »Nun seien Sie mal nicht gleich eingeschnappt. Ich habe Sie nicht
bespitzelt und habe es auch in Zukunft nicht vor. Aber Sie müssen verstehen,
dass ich die Briten nicht unbeaufsichtigt lassen kann.« Göring zuckte mit den
Schultern und zog eine Schnute. »Das ist das Nachrichtengeschäft.«
    Dahlerus schilderte dem deutschen Feldmarschall dennoch ausführlich, was er
mit Forbes vereinbart hatte und welche offizielle Stellungnahme von Nevile
Henderson im Laufe des Tages zu erwarten sei. Göring entgegnete, seiner Ansicht
nach seien die Dinge nun auf einem guten Weg; und er, Dahlerus, könne ja ein
Stimmungsbild unter den Offizieren im Zug einfangen. Unterdessen würde Göring
sich ankleiden und später dazustoßen.
    Der Schwede ließ sich von Oberstleutnant Conrad in den Salonwagen bringen,
wo er zu seiner Überraschung auf eine ganze Schar von Generälen und hohen
Beamten traf. »Pili« Körner empfing ihn herzlich und stellte ihn den Generälen
Milch, Udet, Bodenschatz und Jeschonnek, Görings Stabschef, vor. Milch und
Udet machten auf Dahlerus einen leicht verwegenen Eindruck. Bodenschatz kannte
er vom Treffen im Sönke-Nissen-Koog.
    Der General schüttelte ihm fest die Hand. »Meine Hochachtung, Herr
Dahlerus. Wir alle hier wissen Ihr Engagement zu schätzen. Niemand von uns will
diesen Krieg. Aber wir werden, wenn es von

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