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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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uns verlangt wird,
selbstverständlich unsere Pflicht tun. Deshalb ist es so wichtig, dass jemand
wie Sie, aus einem neutralen Land, sich einsetzt. Sie sind nicht wie wir per
Eid gebunden.«
    Dahlerus nickte
ernst. »Das entbindet Sie doch nicht, Ihre Meinung zu sagen, General
Bodenschatz.«
    »Sie wissen, was ich damit sagen will, Herr Dahlerus.« »Ja, ja, ich weiß.«
    Nach einer halben Stunde, in der Dahlerus mit den Offizieren die politische
Lage diskutiert hatte, ohne dass die Militärs ihm Neues über die bevorstehenden
Manöver verraten hätten, stieß Göring zu der Runde. Er trug wie in den
vergangenen Tagen Uniform und polierte schwarze Stiefel.
    »Meine Herren, darf ich Ihnen unseren Gast für einen Augenblick
entführen?«
    Dahlerus folgte
Göring nach draußen vor dessen Zug, der an seinem unterirdischen Hauptquartier
am Wildpark Werder stand. Ein paar Meter neben den Gleisen waren große Tische
aufgebaut. Auf ihnen ausgebreitet lagen detaillierte Karten Polens und des
deutsch-polnischen Grenzgebiets.
    Göring erläuterte
Dahlerus, wie wenig ein deutscher Korridor nach Danzig die strategische
Position Polens schwächen würde. Der Feldmarschall fühlte sich offenkundig wohl
in seiner Rolle, wies mit der Hand auf die genau eingezeichneten Positionen der
deutschen Divisionen, entwarf die ersten Kriegstage im Falle, dass ihre
Vermittlungsbemühungen - Gott möge es verhüten -scheitern sollten. Alles war
bereits vorempfunden in diesen Karten, und fast schien es Göring bei seinen
eigenen Worten, es sei bereits geschehen, als spreche er über eine gewonnene
Schlacht. Dieser Krieg war eine Formsache, mehr nicht. Routine. Er sah Dahlerus
an, der abwesend wirkte. Der Schwede hatte kein Wort von dem verstanden, was
Göring ihm gerade erklärt hatte, das konnte er an dessen Gesicht ablesen.
    Der Feldmarschall seufzte müde.
    Dahlerus fühlte
sich aufgefordert, etwas zu sagen. »Sehr aufschlussreich, Eure Exzellenz, aber
ich hoffe, dass es nicht so weit kommt.«
    »Das hoffen wir alle.«
    »Könnten Sie dieses >alle< näher erläutern? Wie beurteilen Ihre
    Regierungskollegen einen etwaigen Krieg? Außenminister Ribbentrop scheint
ja eine Auseinandersetzung mit Polen zu begrüßen, wie ich Ihren Worten
entnehmen durfte. Aber was sagen zum Beispiel die Herren Goebbels und Himmler?
Sie müssen es doch wissen.«
    Langsam fing Dahlerus an, Göring zu nerven. Der Schwede hörte nie auf,
Fragen zu stellen, wie ein quengeliges Kind. Stattdessen sollte er lieber mal
zuhören. Hätte Dahlerus die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, wüsste er
längst, dass Polens Untergang beschlossene Sache war. Und dass Goebbels und
Himmler es nie wagen würden, sich gegen den Führer zu stellen. Das durfte nur
er sich herausnehmen - wenn auch mit der gebotenen Vorsicht.
    »Auf Ribbentrop dürfen Sie nichts geben. Der Mann ist ein Intrigant. Er
glaubt, durch einen Krieg seine Rolle als Außenminister zu stärken. Aber sein
Wort hat bei Hitler kein großes Gewicht. Vergessen Sie Ribbentrop.«
    »Er hat doch den Nichtangriffspakt mit Stalin
ausgehandelt.«
    Göring stieß einen verächtlichen Laut aus. »Vergessen Sie nicht, wessen
Idee das gewesen ist.«
    »Und was ist mit Himmler und Goebbels?«
    »Soll ich Ihnen mal was sagen, mein lieber Dahlerus? Entscheidend ist es
jetzt, dass wir die Engländer ins Boot holen. Wenn es uns gelingt, einen Pakt
oder ein Bündnis mit den Briten herzustellen, hat das ganze Kriegsgerede keine
Bewandtnis mehr. Dann zählt nur noch die Achse London-Berlin. So einen Pakt
würde das Deutsche Reich überall und mit allem, was ihm zur Verfügung steht,
verteidigen. Sagen Sie das Ihren englischen Freunden.« Göring schlug mit der
Hand auf den Kartentisch. »Deutschland würde England verteidigen wie einen
Bruder.«
     
    Der englische Botschafter Sir Nevile Henderson überbrachte Hitler gegen
22.30 Uhr die offizielle Note seiner Regierung. Sie deckte sich in allen
Punkten mit den von Dahlerus fast 24 Stunden zuvor übermittelten Antworten.
Nach Hendersons Besuch bat Hitler seinen Feldmarschall, Stellvertreter Heß,
Reichsführer-SS Himmler und Außenminister Ribbentrop in den Wintergarten der
Reichskanzlei. Göring fühlte sich immer noch beflügelt davon, wie gut die
Dinge für ihn liefen. Auch wenn er es am Nachmittag nicht geschafft hatte,
Richard Krauss in Schein-Carinhall einen Besuch abzustatten. Er wollte dies
gleich am nächsten Morgen nachholen. Fast bis zum Mittag hatte ihn Dahlerus in
seinem

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