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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirken. Er bezweifelte, dass er
sich auf dem Motorrad wirklich würde halten können. Oda nahm dem toten Wächter
die Maschinenpistole, eine handliche MP 38, ab und hängte sie sich vor die
Brust. Die Walther stopfte sie in die Jackentasche.
    »Sie gehen voran.«
    Krauss verließ die Stube und ging durch die Tür auf den Platz vor dem
Hauptgebäude. Eine an der Hauswand angebrachte Lampe erhellte einen wenige
Meter umfassenden Halbkreis vor dem Gebäude. Auch am Tor brannte ein Licht,
Krauss erkannte den Wachposten, der gerade von seinem Stuhl aufgestanden war.
Der Mann hatte gesehen, wie sie das Haus verlassen hatten. Vor dem Hof parkten
die beiden Zündapp KS 750. In der Wehrmacht schätzte man die robusten und
geländegängigen Maschinen.
    Krauss ging auf das erste Gespann zu, packte mit den Händen an den Lenker
und zog mit dem Fuß den Kickstarter nach oben. Der Wächter rief ihnen etwas zu,
aber Krauss hörte nicht hin. Er konzentrierte sich auf das Motorrad. Viele
Versuche, die Maschine zu starten, würden ihm nicht bleiben. Er hob den Fuß.
Oda antwortete der Wache. Krauss trat den Starter durch und gab gleichzeitig
Gas. Die Zündapp grummelte und verstummte wieder. Der Nazi war ein paar
Schritte in ihre Richtung gegangen und rief erneut zu ihnen herüber, drohender
jetzt. Krauss zog den Starter wieder hoch. Oda setzte sich in den Beiwagen, die
MP 38 mit beiden Händen umklammert. Krauss hämmerte mit aller Kraft auf den
Starter. Der Schmerz raubte ihm fast den Atem. Die Zündapp sprang mit
ohrenbetäubendem Lärm an. Krauss drehte den Gashahn auf, um den Vergaser mit
Sprit zu füllen. Er schwang sich auf den Sattel und sah zum ersten Mal in
Richtung der Wache. Der Mann war schwerer bewaffnet als sein von Oda ausgeschalteter
Kollege, er zielte mit einem MG 42 auf sie und schrie etwas, das vom Knattern
des Motorrads übertönt wurde. Krauss legte einen Gang ein und drehte am
Gashebel. Die Zündapp sprang im selben Moment nach vorne, als der Wächter den
Abzug betätigte.
    Krauss sah die Flammen, die aus der Mündung der großen Waffe loderten, die
Schussgeräusche gingen im Donnern des Motors unter. Er warf das Gespann in
eine scharfe Linkskurve, weg von dem Schützen. Oda feuerte auf den Mann, hatte
jedoch Probleme, die Waffe zu halten. Krauss wusste, wie schwer es war, selbst
mit einer leichten Maschinenpistole kontrolliert zu schießen. Er fuhr Slalom
über den Hof, um ein schwieriges Ziel für den Wachposten abzugeben. Der Mann
verharrte auf seiner Position, versuchte, sie ins Visier zu nehmen. Krauss zog
die Maschine rechts herum, so dass Oda ein gutes Schussfeld bekam. Sie fixierte
das Mündungsfeuer des Wächters. Krauss sah, wie Oda im selben Moment
zusammenzuckte, in dem der Mann von den Füßen gerissen wurde. Er hielt das
schwere Gespann an - und ertappte sich dabei, wie er hoffte, Oda möge nicht
verletzt sein. Nicht nur, weil sie sein einziges Bindeglied zu Edgar war. In
seinen Ohren dröhnte es.
    »Oda, sind Sie getroffen?«
    Sie sah zu ihm auf, biss sich auf die Lippen. »Ich glaube, mich hat ein
Splitter erwischt. Von der Verkleidung.«
    Krauss bemerkte jetzt, dass eine große Gewehrkaliber-Patrone den
Seitenwagen aufgeschlitzt hatte. Das Projektil hatte Oda um ein paar Zentimeter
verfehlt.
    »Ist es schlimm?«
    »Es brennt wie der Teufel, aber ich glaube, es geht. Fahren Sie los, ich
zeige Ihnen, wo wir hinmüssen.«
    Krauss gab Gas und knatterte mit der Maschine vom Hof. Dass er seinen
Peinigern auf diese Weise entwischen würde, hätte er noch vor ein paar Stunden
nicht gedacht. Edgar würde ihn verfluchen. Der Gedanke lenkte ihn kurzzeitig
von den Schmerzen ab, die durch seinen Körper fluteten. Jedes Schlagloch quälte
seine Synapsen, und in manchen Augenblicken wusste er nicht genau, ob er sich
am Motorrad festhielt oder es steuerte.
    Oda wies ihm mit
knappen Kommandos den Weg, schlug gegen sein Bein und zeigte mit der Hand mal
nach rechts, mal nach links. Die erste Zeit fuhren sie über einsame
Landstraßen, nach einer Stunde aber bogen sie auf einen Feldweg ab. Krauss
stöhnte, war das Fahren auf Asphalt für ihn doch wesentlich angenehmer. Der Weg
führte zunächst über Ackerland und anschließend in ein weitläufiges Waldgebiet.
Zum Glück hatte es lange Zeit nicht geregnet, so dass der Untergrund hart und
trocken war. Obwohl sich Krauss in der Gegend um Berlin einmal ganz gut
ausgekannt hatte, fand er sich in der Dunkelheit nicht zurecht. Außerdem
konzentrierte er sich wegen der

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