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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hauptquartier aufgehalten, am frühen Nachmittag bereits beorderte
Hitler ihn zurück nach Berlin. Er sollte unbedingt zugegen sein, wenn der
britische Botschafter einträfe. Für Göring war das nur ein weiteres Indiz
dafür, dass der Führer ihn momentan für unverzichtbar hielt. Dies alles bewegte
ihn dazu, im Kreise der wichtigsten Nationalsozialisten seine Meinung zu
äußern. Angemessen natürlich.
    Hitler imitierte gerade unter beifälligem Gelächter Hendersons Akzent und
dessen gestelzte Art zu sprechen. »So ein pikierter Affe. Haben diese Briten
eigentlich alle was in der Nase, oder warum reden sie so weibisch? Immerhin
ist das, was Henderson mitgebracht hat, genau das, was wir uns gewünscht
haben. Wenn auch etwas speichelleckerisch formuliert.«
    Göring räusperte
sich. »Sie sagen es, mein Führer. Die Briten öffnen uns eine Tür. Es wäre eine
gute Gelegenheit, das Vabanque-Spielen zu beenden.«
    Hitler taxierte
ihn abschätzig. »Sie wissen ganz genau, worum es geht. Wir haben die Engländer
im Griff, halten sie in Schach. Solange sie an Verhandlungen glauben, haben wir
so gut wie freie Hand. Außerdem habe ich in meinem Leben immer Vabanque gespielt.«
    Göring schaute betreten zu Boden.
    Hitler hob seine Stimme. »Meine Herren. So wie sich die Dinge entwickeln,
habe ich den 1. September als Tag für >Code Weiß< ausgewählt. Sie wissen,
was zu tun ist.« Hitler machte eine Pause und sah jeden in der Runde für ein
paar Sekunden an. Dann lächelte er verschlagen. »Heute Nacht werde ich mir
etwas Teuflisches für die Polen ausdenken.«
     
    15.
    Berlin
    29. August Scbein-Carinhall,
Vormittag
    Krauss hatte geschlafen wie ein Toter. Traumlos, total erschöpft von Folter
und Flucht. Oda hatte ihm noch etwas zu essen und zu trinken gebracht und ihn
danach sich selbst überlassen. Um sich nichts vorwerfen zu können, inspizierte
er die Tür, fand sie verschlossen und, wie vermutet, keine Schwachstelle, die
ein Entkommen hätte möglich machen können. Der unterirdische Raum war
logischerweise fensterlos, ebenso wie das kleine Badezimmer, das er erst später
entdeckt hatte. Luftschächte versorgten den Unterschlupf mit Sauerstoff. Ihm
blieb nichts anderes übrig, als zu schlafen, und er war dankbar dafür.
    Als Oda die Tür öffnete, rappelte er sich mühsam hoch. Obwohl ihm jeder
Knochen und jeder Muskel im Leib schmerzte, fühlte er sich besser. Oda brachte
ihm belegte Brote und eine Tasse Kaffee. Sie stellte beides auf den Tisch,
außerhalb seiner Reichweite, und setzte sich in den Sessel. Ihre Luger legte
sie auf die Armlehne.
    »Guten Morgen, Richard. Greif zu.«
    Krauss rieb sich mit den Händen übers Gesicht und durch die Haare. »Wie spät
ist es?«
    »12 Uhr mittags. Du hast elf Stunden geschlafen. Weil du heute nicht ins
Büro musst, habe ich dich in Ruhe gelassen.«
    Krauss zog eine Grimasse. Er stand vorsichtig auf. Oda griff zur Luger.
    »Schön langsam,
Richard. Ich neige zu Überreaktionen.« »Das kann ich bestätigen. Aber ich
wollte nur mein Frühstück holen.«
    Oda nickte. Krauss nahm Teller und Tasse vom Tisch, setzte sich wieder auf
sein Bett und stellte das Geschirr vor sich auf den Boden. Mit geschlossenen
Augen schlürfte er den Kaffee. Bisher kannte er nur ihren Vornamen, und das
nur, weil er ihn aufgeschnappt hatte. »Würdest du so nett sein und mir deinen
Namen verraten? Ich meine, wo wir hier schon auf altes Ehepaar machen. Du hast
dich noch nicht vorgestellt, oder habe ich was verpasst?«
    »Mein Name ist Oda.«
    »Oda?«
    »Oda. Nur Oda.«
    »Na gut, Oda. Was hast du vor?«
    »Ein Dankeschön wäre nicht verkehrt.«
    »Danke? Wofür? Dass du mich aus der einen Zelle herausgeholt hast, um mich
in die nächste zu sperren? Oder dafür, dass du mich an den Fettsack Göring
auslieferst? Einen Heuchler und Mörder, der vor nichts zurückschreckt, der
jeden über die Klinge springen lässt, wie es ihm gefällt. Herzlichen Dank
dafür. Du bist meine Wohltäterin, Oda.«
    Krauss hob seine Tasse, als wolle er ihr zuprosten.
    Oda lächelte. »Nun, wenn ich mir dich so ansehe, geht's dir nicht schlecht.
Du liegst in einem weichen Bett, bist ausgeschlafen und trinkst heißen Kaffee.
Aber vielleicht ziehst du es ja vor, an einen Stuhl gebunden zu sein und dich
wie ein Schnitzel weich klopfen zu lassen? Geschmäcker sind bekanntlich
verschieden. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass du den heutigen Tag überlebt
hättest. Allein deshalb solltest du mir dankbar sein.«
    Krauss stierte in

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