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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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haben. Hitler
hatte vorgesehen, seinen Sohn ab dem zweiten Lebensjahr mit dem nötigen Wissen
vertraut zu machen. Kontakte zu anderen Kindern sollte es nicht geben, alle
anderen Aktivitäten wie Spielen auf ein Minimum beschränkt sein. Adolf junior
erwartete ein streng reglementiertes, von Männern geprägtes, freudloses
Dasein. Wenn Hanna nicht gewesen wäre.«
    Hanna - die Frau, die Licht in das Dunkel seines Lebens brachte. Wie sehr er
sie geliebt hatte - ihre Bewegungen, ihre Stimme, ihren Geruch. Niemals hatte
er einen Menschen getroffen, der so anmutig, so vollkommen war. Erst wenn sie
ihm die Dinge erklärte, begriff er sie wirklich. Schon nach dem ersten Tag mit
ihr konnte er sich kaum von ihr trennen. Nach einigen Monaten war ein Leben
ohne Hanna für ihn nicht mehr vorstellbar. Wenn sie ihm über die Wange
streichelte und Liebkosungen in sein Ohr flüsterte, vergaß er die Welt um sich
herum. Wenn sie, während sie den Jungen im Arm wiegte, leise weinte, weil sie
das Schicksal des kleinen Adolf als unmenschlich empfand, zerriss es Krauss das
Herz. Er vertraute ihr blind. Es schien, als sei sie auf mysteriöse Weise
untrennbar mit ihm verbunden. Nie hatte Edgar ein glücklicheres Händchen
bewiesen als mit der Entscheidung, Hanna sich um die Gesundheit des Kindes
kümmern zu lassen. Sie sorgte sich so um den Jungen, dass sie bereit war, alles
für ihn aufzugeben. Krauss folgte ihr bereitwillig. Er hätte sich damals kein
anderes Leben mehr vorstellen können. Kein Leben ohne Hanna. Wie sollte er das
alles Oda erklären? Unmöglich.
    »Ich habe sie geliebt. Wir haben uns geliebt. Mehr als sich das ein
Außenstehender vorstellen kann. Nachdem sie erfahren hat, was dem Jungen blüht,
fasste sie den Entschluss, ihn zu entführen. Als sie den Mut gesammelt hatte,
mich zu fragen, musste sie mich nicht mehr überzeugen. Es war auch mein Wunsch.
Dank Hanna hatte ich mit allem anderen abgeschlossen. Edgar, den >Söhnen
Odins<, dem Wahn, dem alle verfallen waren. Es erschien mir nur noch krank.
Unsere Art von Heilung war die Flucht.«
    Krauss machte eine Pause. Oda sagte nichts.
    »Hanna hatte lange in Frankreich gelebt und im Land
immer noch Freunde. Dorthin sind wir geflohen, in ein kleines Dorf in der
Provence. Alles hat sich richtig und gut angefühlt. Wir waren eine Familie, und
Adolf jr. war unser Sohn. Wir nannten ihn Philipp. Wochenlang ging alles gut.
Aber Edgars Arm war länger, als wir dachten, und nicht alle Franzosen sind den
Deutschen feindlich gesinnt. In einem kleinen Dorf bleibt den Menschen nichts
verborgen. Irgendjemand hat uns verraten, doch wir sind gewarnt worden.
Trotzdem kam es zu einer Schießerei und einer wilden Jagd. Wir entkamen, aber
eine Kugel hat mich im Rücken erwischt. Zum Glück ist sie nicht tief
eingedrungen. Hanna kannte einen Arzt in der Nähe von Bordeaux. Dort sind wir
hin. Er hat sich nicht getraut, die Kugel zu entfernen, weil sie zu nah an der
Wirbelsäule sitzt. Das Risiko war ihm zu groß. Hanna hat mich gepflegt. Die
Kugel steckt noch in meinem Körper.«
    Krauss spürte das Projektil, während er darüber sprach. Es war nicht der
überfallartige Schmerz, der ihn ab und zu heimsuchte, sondern ein diffuser
Druck an seinem Rückgrat. Um keinen Preis der Welt hätte er darauf verzichten
wollen. Der Schmerz war seine Strafe dafür, dass er leben durfte und Hanna
unter der Erde lag.
    »Wieder haben wir uns ein Dorf gesucht, diesmal mit
Hilfe des Arztes, den Hanna kannte. Er hat uns ein kleines Haus vermittelt,
wunderschön gelegen, mit einem großen Garten. Die folgenden Monate waren
wunderbar. Wir dachten, wir hätten es geschafft. Doch Hannas Stimmung
verschlechterte sich zusehends, sie wurde launisch, fing oft ohne ersichtlichen
Grund an zu weinen, lag nachts lange wach. Woran es lag, wollte sie mir nicht
sagen. Sie lenkte das Gespräch auf andere Dinge. Eines Tages schickte sie mich
früh nach Bordeaux, den Vorratsschrank wieder auffüllen und Saatgut für den
Garten besorgen. Philipp sollte ich mitnehmen, weil sie das Haus gründlich
aufräumen wollte und Zeit für sich brauchte. Ich dachte, das sei eine gute
Idee. Für die Fahrt nach Bordeaux hin und zurück braucht man einen ganzen Tag.
Den Rückweg über hatte ich so ein komisches Gefühl im Magen, dass irgendetwas
nicht stimme. Als ich in den Weg zu unserem Haus einbog, sah ich schwarzen
Rauch aufsteigen. Überall parkten Autos. Deutsche Autos. Ich wurde panisch,
setzte zurück und fuhr in einen Feldweg ein paar

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