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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es gibt da einen Haken. Sie erfahren von mir gar nichts.
Von mir aus können Sie mir die Haut in Streifen vom Körper ziehen - ich werde
stumm bleiben. Kein Geschäft.« Krauss richtete seine blauen Augen auf Göring.
    Der Feldmarschall sah weg. »Sehen Sie, ich bin kein Dummkopf. Natürlich
wollen Sie nicht reden. Aber betrachten Sie es doch mal ganz nüchtern. Ihre
Lage hat sich in den vergangenen 36 Stunden dramatisch zum Besseren gewendet.
Ihr Bruder hätte Sie so lange gefoltert, bis Sie geredet hätten. Gut, Sie reden
nicht, sagen Sie, aber ich weiß, dass jeder irgendwann redet. Nur fehlt mir
die Zeit, es Ihnen zu beweisen. Sie hätten also geredet, Ihr Bruder hätte das
Kind geholt, die Zieheltern getötet und den Jungen in Hitlers Obhut gegeben.
Stattdessen sitzen Sie nun hier und verhandeln entspannt mit mir. Ich
verspreche Ihnen, dass wir das Kind ohne Einsatz von Gewalt nach Deutschland
schaffen. Die Eltern müssen mit dem Verlust leben, aber das wird Ihnen gelingen.
Außerdem erlaube ich Ihnen, Ihren Bruder aus dem Weg zu räumen. Ist dies
vollbracht, löse ich die >Söhne Odins< auf. Ich habe die Gestapo
gegründet, da kann ich wohl eine Abteilung auflösen. Mir ist diese Truppe
schon lange ein Dorn im Auge. Sie, Krauss, haben das, was Sie haben wollten,
und verschwinden aus Deutschland, zurück in Ihr geliebtes England. Wobei es
allerdings eine Schande ist, wenn Deutsche wie Sie ihrem Vaterland den Rücken
kehren.«
    Krauss dachte nach. Wofür brauchte Göring den Jungen, wenn nicht als
Druckmittel gegen Hitler? Das hieß, dass zwischen den beiden nicht alles rund
lief. Gemunkelt wurde es seit langem. Es hieß aber auch, dass Göring längst
nicht so frei schalten und walten konnte, wie er vorgab. Niemals könnte er
ohne Hitlers Einverständnis in die Struktur der Gestapo eingreifen. Himmler
und Heydrich hatten außerdem noch ein Wörtchen mitzureden. Mit anderen Worten:
Göring versuchte, Krauss einen Bären aufzubinden. Alles andere hätte ihn auch
gewundert.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich auf kein Geschäft mit Ihnen
einlasse. Wenn Sie den Jungen wollen, müssen Sie ihn suchen.«
    Görings Grinsen verschwand. »Denken Sie darüber nach,
Krauss. Ich gebe Ihnen ein paar Stunden, um sich eine endgültige Meinung zu
bilden. Aber ich habe nicht ewig Zeit. Ich möchte die Sache bald über die Bühne
bringen.« Göring stand auf. »Wenn Sie mein großzügiges Angebot nicht annehmen
wollen, Ihre Sache. Wir finden einen Weg, Sie zum Sprechen zu bringen.
Versprochen ist versprochen.«
     
    16.
    Berlin
    29. August Hotel Esplanade, Morgen
     
    Dahlerus legte zufrieden den Hörer auf die Gabel. Das Warten hatte sich
gelohnt. Zwei Stunden war er im Hotelzimmer auf und ab gegangen, bis
Oberstleutnant Conrad sich endlich gegen 1.15 Uhr am Morgen bei ihm meldete.
Görings Adjutant schilderte ihm in aller Kürze, dass Botschafter Hendersons
abendlicher Besuch bei Hitler erfolgreich verlaufen war. Die offiziellen Antworten
der englischen Regierung deckten sich en détail mit denen, die Dahlerus vorab
Göring übermittelt hatte. Der Schwede war erleichtert. Endlich wieder ein
positives Signal. Es ging voran.
    Am gestrigen Vormittag noch hatte ihn Göring mit seinem Feldherrngehabe
genervt, als er ihm schier endlos die militärische Überlegenheit der deutschen
Truppen am Kartentisch demonstrierte.
    Dahlerus hatte den Deutschen ab einem gewissen Zeitpunkt reden lassen. Ihn
interessierte die soldatische Perspektive nicht. Wenn die Waffen sprachen, war
es sowieso zu spät. Dann war er mit seinen Vermittlungsversuchen gescheitert.
Er war hier, um den Ausbruch eines Krieges zu vermeiden. Er brauchte keine
Lehrstunde in Strategie. Was ihn friedlicher gestimmt hatte, war Görings gute
Laune. Auch der Feldmarschall schien zu glauben, dass sich plötzlich eine
Chance auftat, doch noch mit den Briten ins Gespräch zu kommen. Obwohl sich
Dahlerus nicht mehr so sicher war wie noch vor Wochen, dass Göring ernsthaft
für den Frieden rang. Vor allem das Treffen mit Hitler hatte den Schweden
stark verunsichert. Görings passives Benehmen gab Anlass zu höchster Besorgnis.
Andererseits wollte Dahlerus seine Beobachtungen nicht überbewerten. Solange
er Göring an seiner Seite wusste, glimmte ein Funke Hoffnung. Ohne den
Feldmarschall sah Dahlerus schwarz.
    Forbes schien
seine Ansicht zu teilen. Am Mittag hatte Dahlerus in der britischen Botschaft
vorbeigesehen und den Botschaftsrat in aufgeräumter Stimmung

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