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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gutgeht, zumindest rede
ich es mir ein. Göring hat mir nie verraten, was mit ihm geschehen ist. Aber
er hat sein Wort gehalten. Mich hat nie wieder jemand angerührt. Ich würde es
auch niemandem raten.«
    Ihre Augen funkelten vor Zorn. Krauss wusste jetzt, dass sie mindestens so
kaputt war wie er. Was diese Gesellschaft für Wracks hervorbringt, ist schon
beängstigend, dachte er. Ein Panoptikum der Verstörten. Heil Hitler.
    »Die ersten Jahre verbrachte ich in einem nationalsozialistisch geführten
Mädcheninternat. Dort wurden wir gedrillt, aber mir war das alles nicht hart
genug. Ich suchte Schmerzen, Kampf bis zur Selbstaufgabe. Das war selbst den
abgebrühten Erziehern zu viel. Göring hat mich regelmäßig besucht. Nach drei
Jahren hat er mir ein neues Angebot gemacht. Wenn ich es darauf anlegen würde,
rücksichtslos mit mir selbst umzugehen, hätte er eine Aufgabe für mich. Es war
kurz vor dem Sieg der Nationalsozialisten. Er wollte eine geheime Eliteeinheit
aufbauen, unabhängig von seinen Plänen für die Gestapo. Er dachte dabei an die
verborgen operierende Schutzstaffel von Edgar Krauss, die Hitler direkt unterstand.
Göring war immer schon paranoid. Er setzte alles daran, zu erfahren, was hinter
seinem Rücken vorgeht. Ich sagte zu, wurde ausgebildet und Teil einer Einheit,
die unter dem Mantel des Forschungsamtes arbeitet. Wir sind sozusagen der
operative Teil von Görings Abhörapparat. Klein, aber schlagkräftig.«
    Krauss rätselte weiter. Er durchschaute Odas
Motivation nicht.
    »Vor etwa zwei Jahren habe ich Edgars Vertrauen gewonnen. Er hat mich in
seine Abteilung aufgenommen. Ich habe Göring seither über alle Schritte der
Söhne Odins informiert. Als er erfahren hat, dass du hier bist und Hitlers
Sohn in England lebt, hat er mir den Befehl gegeben, dich zu befreien und in
unsere Obhut zu bringen. Er will auf gar keinen Fall, dass das Kind in Hitlers
Hände fällt.«
    Krauss breitete die Hände aus. »Warum erzählst du mir das alles?«
    Oda sah ihn an. »Weil ich dir helfen will.«
    Krauss schaute ungläubig. »Helfen? Helfen, wie Göring mir helfen will? Wenn
du glaubst, ich traue dir auch nur einen Millimeter, dann hast du dich
getäuscht. Du kannst mir erzählen, was du willst. Woher soll ich wissen, dass
du die Wahrheit sagst?«
    Oda seufzte
erneut. »Ich weiß, dass du mir nicht traust. Deshalb habe ich dir das alles
erzählt. Um uns auf Augenhöhe zu bringen. Ich habe gehofft, du würdest schon
irgendwie spüren, dass ich dich nicht belüge. Offensichtlich habe ich mich
geirrt.«
    Krauss rieb sich mit den Händen durchs Gesicht. »Vergiss bitte nicht,
welche Nummer du mit mir abgezogen hast. Auf der Liste der Menschen, denen ich
vertraue, stehst du ganz weit unten, knapp vor Göring und Hitler.«
    Aber insgeheim spürte er, dass sie ehrlich zu ihm gewesen war. Er wusste
nur nichts damit anzufangen. Oda beugte sich vor. Sie sprach sehr leise. »Es
geht mir um das Kind. Ich habe nachgedacht. Ich möchte, dass das Kind da
bleibt, wo es ist. Dass es glücklich und behütet aufwächst. Ich will nicht,
dass es hineingezogen wird in diesen Strudel aus Lug und Trug, aus Gier und Gewalt.
Es geht mir nicht um dich, Richard. Ich glaube, dass dir niemand mehr helfen
kann. Ich weiß nicht mal, ob du willst, dass dir jemand hilft. Aber das Kind
weiß von alledem nichts. Es ist unschuldig. Und ich möchte, dass es das auch
bleibt.«
    Diesmal seufzte
Krauss. Er stützte den Kopf in die Hände. Diese Frau kam entweder direkt aus
der Hölle oder war vom Himmel geschickt. Er presste die Finger in seine
Augäpfel, bis sie schmerzten und er Sterne sah. Was hätte Hanna getan?
    Oda redete durch den Nebel auf ihn ein. »Ich habe die aktuellen braunen
Meldungen aus dem Forschungsamt gelesen. Edgar hat ein zweites Kommando nach
London geschickt, um Bensler bei der Suche nach dem Jungen zu unterstützen.
Göring will ebenfalls einige Männer nach London entsenden. Es ist zwar wie die
Suche nach der Nadel im Heuhaufen, aber unterschätze nicht ihre Möglichkeiten.
Es gibt durchaus Kontakte zu Regierungs- und Geheimdienstkreisen. Das war nicht
alles gelogen, was ich dir bei unserer Flucht aus »Auerbachs Keller« erzählt
habe. Falls es eine Schwachstelle in deiner Tarnung gibt, werden sie sie früher
oder später finden.«
    Oda hatte recht. Krauss musste sofort an Christa denken. Und Doyle. Er
hatte ihm zwar nie etwas gesagt, aber wie sollte er sicher sein, dass der MI5
ihn nicht überwacht hatte. Es gab in

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