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Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition)

Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition)

Titel: Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainald Goetz
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Hombach in jeder Hinsicht überlegen. Wenn Herrhausen noch leben und den Aufsichtsrat beherrschen würde, statt Zapf, der ein Apparatschikexzess wie Bauer war, würde Zischler Bauer nachfolgen, nicht Hombach, neben dem er jetzt Chief Operating Officer werden sollte, das Angebot war eine Unverschämtheit. Zischler hielt einen sehr allgemeinen Vortrag über die Bank als Ganzes, es kam darin die Großwildjagd, Kanada und die Hochseefischerei in internationalen Gewässern vor, die von früheren Generationen der Familie Zischler betrieben worden sei, der Vortrag war eher wirr, Zischler redete zu lange, Hombach zeigte Zeichen von Ungeduld.
    Da bedankte Bauer sich bei Zischler, aber der hatte nur einen Moment pausiert, um sich von hinten ein Papier zureichen zu lassen, er drehte sich zu seinem Assistenten um. Der machte eine Geste der Hilflosigkeit und zeigte auf Zischlers eigene Papiere am Tisch, wo die angeforderte Aufstellung tatsächlich zuoberst lag. Zischler nahm das Papier und las zum Schluss neueste Zahlen, die irgendetwas belegen sollten, vor. Dann lehnte er sich zurück und schaute mit dem Ausdruck allergrößten, von sich selbst berauschten Wohlbehagens triumphierend in die Runde der Kollegen.

III
    Besser hätte Zischler nicht vorlegen können, blöder hat selten jemand im Vorstand der Deutschen Bank geredet. Hombach musste nur noch vollstrecken, aber schon während der einleitenden Sätze, die er sagte, war Bauers Blick skeptisch geworden, weil Hombach so übertrieben selbstsicher auftrat. Nicht falsche Ideen sind das Problem im Management, sondern richtige, die denen, die sie denken, überzogene Selbstgewissheitsgefühle eingeben. Hombach war sich seiner Sache so sicher, dass er seinen Vorschlag ganz unverklausuliert vorbrachte: Der Vorstand möge beschließen, dass der Vorstand entmachtet, verkleinert, nach London verlegt und faktisch abgeschafft werde. Alle bisherige Macht des Vorstands gehe auf den künftigen Vorsitzenden des Vorstands, auf ihn, Hombach, über, Punkt. Derart offen mit der Aufforderung zur Selbstabschaffung konfrontiert, kamen sogar den unbedingtesten Anhängern Hombachs, die sich bei Hombach im Lager des Fortschritts auf der richtigen Seite sahen, doch noch einmal die berühmten zweiten Gedanken. Was, wenn der hier per Ermächtigungsbeschluss zur Rettung der Bank berufene Diktator Hombach eventuell durchdreht? Hombachs Begründung für seinen Vorschlag wirkte beunruhigend, weil sie inexistent war, es wurde nichts begründet, nur das Selbstverständlichste gesagt. Einsparungen, Verkäufe, Kerngeschäft. Konzentration, Ausbau, Erträge. Die virtuelle Kasse klingelte. Auf den Stühlen an der Wand, bei den Assistenten der Vorstände, kamen die Ankündigungen Hombachs, die so leer waren wie jedes beliebige Politparteienprogramm, besonders wenig gut an. Alles wird verbessert, für alle, und zwar sofort, wenn er, Hombach, erst einmal herrschen würde. Das war die Kernaussage von Hombachs Rede. Das war bisschen wenig. Das hatteHombach in verschiedenen Interviews der Öffentlichkeit auch schon angekündigt. Da hatte man hier jetzt mehr erwartet. War Hombach schlecht vorbereitet? Oder war er jetzt schon größenwahnsinnig geworden? Inzwischen redete Hombach über Formalien des Aktiengesetzes und Feinheiten der gegenseitigen Beschränkung der ineinander verschränkten Verantwortlichkeiten von Vorstand und Aufsichtsrat. Es ging dabei implizit darum, dass der hier zur Selbstabschaffung aufgeforderte Vorstand sowieso nur ein Vorschlagsrecht dem in solchen Satzungsfragen final entscheidungsverantwortlichen Aufsichtsrat gegenüber habe, gerade deshalb aber der angeregte Beschluss alternativlos sei, wieso deshalb?, dachte da jeder, und jetzt gefasst werden müsse. Sofort. Da bat Hombach plötzlich, unter Nennung verschiedener Ziffern und Verweis auf die Unterlagen, ganz unvermittelt um das Handzeichen der Zustimmung. Dabei hob er selber seine rechte Hand und schaute die Kollegen an. Ein Zaudern war spürbar. Die Leute schauten weg von Hombach und schauten sich auch gegenseitig möglichst wenig an. Das ging allen jetzt zu schnell. Und das Warten, Atmen, Wegschauen der Aufgerufenen wirkte bald schon mehr als nur zögerlich. Fast im selben Moment war das Ergebnis auch schon da, Hombachs Vorschlag war abgelehnt. Hombachs Kollegen waren kollektiv nicht überzeugt, der Siegertyp Hombach hatte seine Leuchtkraft in dieser Situation überschätzt, sichtlich zur Freude von Bauer.
    Bauer saß zurückgelehnt da und

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