John Corey 01 - Goldkueste
Erbrechen daheimgeblieben.«
»Schwanger?« fragte Agnes.
»Im zweiten Monat«, behauptete ich. »Okay...«
»Ich hab' keinen Ehering gesehen«, stellte Agnes fest.
»Sie wissen ja, wie diese jungen Dinger sind.« Ich schüttelte traurig den Kopf und sagte dann: »Okay, nochmals vielen Dank.« Ich verließ rasch das Haus, setzte mich in meinen Jeep und fuhr davon.
Mr. Fredric Tobin war offenbar mindestens einmal bei den Gordons gewesen. Trotzdem hatte er vorgegeben, sich nicht an seinen Besuch im Juni erinnern zu k önnen. Aber vielleicht war er's ja gar nicht gewesen. Vielleicht war der Besucher ein anderer Mann mit braunem Bart und weißem Porsche.
Vielleicht sollte ich herausbekommen, warum Mr. Tobin gelogen hatte.
Ich fragte nochmals meinen Anrufbeantworter ab, der zwei weitere Nachrichten f ür mich bereithielt. Der erste Anrufer war Max, der energisch sagte: »John, hier ist Chief Maxwell. Anscheinend habe ich mich nicht klar ausgedrückt, was deinen Status betrifft. Du arbeitest nicht mehr f ür uns. Ist das klar? Ich habe einen Anruf von Fredric Tobins Anwälten bekommen, die nicht gerade glücklich sind. Kapiert? Ich weiß nicht, worüber du mit Mr. Tobin gesprochen hast - aber das war dein letztes dienstliches Gespräch mit ihm, klar? Ruf mich an.«
Interessant. Ich versuche bloß, mich nützlich zu machen, und werde von den hiesigen Old Boys massiv behindert.
Der zweite Anruf kam von meiner Ehemaligen, der Anwältin Robin Paine. »Hallo, John«, sagte sie, »hier ist Robin. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass unsere einjährige Trennungsfrist am ersten Oktober abläuft und wir dann offiziell geschieden sind. Das Urteil wird dir automatisch zugestellt.« Sie bemühte sich um einen leichteren Tonfall, als sie hinzufügte: »Falls du nicht wieder heiratest, kannst du ab ersten Oktober keinen Ehebruch mehr verüben. Aber heirate nicht, bevor du das Urteil hast, sonst ist's Bigamie. Hab' dich in den Nachrichten gesehen. Scheint ein faszinierender Fall zu sein. Alles Gute.«
Danke, danke. Als ich Robin kennenlernte, war sie übrigens Staatsanwältin in Manhattan. Wir kämpften auf der gleichen Seite. Aber dann war sie zur Gegenseite übergelaufen und mit hohem Gehalt in die Kanzlei eines bekannten Strafverteidigers eingetreten, dem ihr Auftreten vor Gericht gefallen hatte. Vielleicht gefiel sie ihm überhaupt, aber Tatsache ist, dass unsere Ehe an diesem Interessenkonflikt zerbrach. Ich meine, ich rackere mich ab, um Ganoven hinter Gitter zu bringen, und die Frau, mit der ich schlafe, gibt sich alle Mühe, sie sofort wieder freizubekommen.
Abgesehen von diesen kleinen Karrierekonflikten hatten wir uns irgendwann geliebt. Der Stichtag war also der erste Oktober. Dann war sie offiziell meine Exfrau, und ich hatte keine Gelegenheit mehr, Ehebrecher oder Bigamist zu sein. Manchmal ist das Leben einfach nicht fair.
Nochmals über die Brücke, auf die Main Road und zurück in die Ortschaft Cutchogue. Ich rief Margaret Wiley an.
»Ich habe Emma in ihrem Blumengeschäft erreicht«, teilte sie mir mit, »und sie ist zum Haus der Peconic Historical Society unterwegs.«
»Ich bin ihr wirklich sehr dankbar.«
»Ich habe ihr gesagt, dass es wegen der Ermordung der Gordons ist.«
»Nun, das stimmt vielleicht nicht ganz, Mrs. Wiley. Mich interessiert nur...«
»Das können Sie mit ihr besprechen. Emma erwartet Sie.«
»Danke.« Aber ich hatte den Eindruck, sie habe schon aufgelegt.
Ich fuhr zum Museum der Peconic Historical Society zur ück und stellte meinen Jeep auf dem kleinen Parkplatz neben einem Lieferwagen mit der Aufschrift Whitestone Florist ab.
Am Eingang hing über dem Türklopfer aus Messing eine gelbe Haftnotiz: »Mr. Corey, kommen Sie bitte herein.«
Ich ging also hinein.
Das Haus war wie schon gesagt groß, ungefähr hundertfünfzig Jahre alt, vermutlich die Villa eines reichen Kaufmanns oder Kapitäns. An die riesige Eingangshalle schlössen sich links ein großer Salon und rechts ein ebenso großer Speisesaal an. Alle Räume waren natürlich mit Antiquitäten eingerichtet - in meinen Augen bloß Trödelkram, aber vermutlich ein kleines Vermögen wert. Da niemand zu hören oder zu sehen war, machte ich einen Rundgang durchs Erdgeschoß. Eigentlich war das hier kein richtiges Museum, sondern nur ein möbliertes Haus aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Ich wusst e nicht recht, warum ich hier war, aber irgendetwas hatte mich hergelockt. Andererseits war ich geriatrisch über
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