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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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beobachten. Hier draußen auf dieser Landzunge, die keine fünfzehn Meter über dem Meeresspiegel lag, war es weniger nett. Ich erinnerte mich an einen Hurrikan, den ich als kleiner Junge hier draußen erlebt hatte. Er fing spaßig an, wurde aber sehr bald be ängstigend.
    Wir schlenderten über die Pier und sprachen über dieses und jenes. Am Anfang einer neuen Beziehung ist alles so aufregend - ungefähr drei Tage lang -, und erst dann merkt man, dass man sich eigentlich gar nicht mag. Der Auslöser ist oft eine Frage wie: »Ich hoffe, du magst Katzen?«
    Aber bei Emma Whitestone fühlte ich mich noch immer sehr wohl. Auch sie schien sich in meiner Gesellschaft wohl zu fühlen. »Ich bin gern mit dir zusammen«, sagte sie sogar.
    »Wie kommt das?«
    »Nun, du bist anders als andere Männer, die wollen alles über mich erfahren, viel über mich reden, über Kunst, Politik und Philosophie diskutieren und zu allem meine Meinung hören. Du bist anders. Du willst nur Sex.«
    Ich lachte.
    Sie nahm meinen Arm, und wir gingen bis ans Ende der Pier und beobachteten die Boote.
    »Weißt du, was ich mir überlegt habe?« fragte Emma plötzlich. »Wären Tom und Judy noch am Leben und hätten bekanntgegeben, dass sie einen phantastischen Piratenschatz gefunden haben, wäre Nassau Point von den Medien totgetrampelt worden - genau wie jetzt nach ihrer Ermordung. Sie sind überall in Southold gewesen, haben Passanten auf der Straße interviewt, haben die Main Street gefilmt und so weiter.«
    »Das ist eben ihr Beruf.«
    »Mir kommt's wie Ironie des Schicksals vor, dass sie dagewesen sind, um über den Tod der Gordons statt über ihren unerwarteten Reichtum zu berichten.«
    Ich nickte. »Eine interessante Beobachtung.«
    »Ob die Medienleute zur Peconic Historical Society gekommen wären, um mehr über die Hintergründe der Schatzgeschichte zu erfahren?«
    »Wahrscheinlich.“
    »Hier hat's wie gesagt immer wieder Ausbrüche von Schatzsucherfieber gegeben«, berichtete Emma. »Noch in den dreißiger Jahren - während der Weltwirtschaftskrise - und bis Ende der fünfziger Jahre ist die North Fork mehrmals von einer Kidd-Manie heimgesucht worden, meist aufgrund von dummen Gerüchten oder unbedeutenden Münzfunden am Strand. Schatzsucher sind von überallher zusammengeströmt und haben Strande, Klippen und Wälder umgegraben... Das ist schon lange nicht mehr passiert... Vielleicht haben sich die Zeiten geändert. Hast du als kleiner Junge Pirat gespielt?« wollte sie wissen.
    »Darüber habe ich eben nachgedacht... Ich weiß noch, dass ich mich mit Piraten beschäftigte. Aber eigentlich nur am Rand...« Erklärend fügte ich hinzu: »Meine Tante June hat immer fürs Besondere geschwärmt. Sie hat sich schon mit Indianern befasst, bevor Indianer in Mode waren.«
    »Das Hobby meiner Familie sind die ersten Siedler und der Unabhängigkeitskrieg gewesen. Ich erinnere mich, dass manchmal von Piraten die Rede war... Mein älterer Bruder und seine Freunde haben manchmal Piraten gespielt - wie Räuber und Gendarm, Cowboy und Indianer.«
    »Heutzutage spielen die Kinder Dealer und Drogenfahnder«, sagte ich. »Dabei fällt mir der Junge ein, den ich heute kennengelernt habe.« Ich erzählte von Billy dem Schatzsucher.
    »Diese Sache scheint in Zyklen aufzutreten«, meinte Emma. »Vielleicht kommen Piraten wieder in Mode.« Sie fragte mich: »Hast du mal Robert Louis Stevensons Schatzinsel gelesen?«
    »Mehrmals. Und E. A. Poes Goldkäfer. Erinnerst du dich an den dämlichen Hinweis mit der Zeichnung einer jungen Ziege, die auf Englisch kid heißt? Kid- Kidd, kapiert?«
    »Natürlich. Kennst du Washington Irvings Wolfert Webber?«
    »Nie gehört«, gab ich zu.
    »Eine tolle Piratengeschichte«, erklärte sie. Dann fragte sie lächelnd: »Haben dir die alten Seeräuberfilme aus den dreißiger und vierziger Jahren auch so gut gefallen?«
    »Für die habe ich geschwärmt!« Wir lachten beide, und ich sagte: »Ich mag dich.«
    »Natürlich tust du das.«
    Auf dem Weg zu Claudio's gingen wir tatsächlich händchenhaltend die Pier entlang, was ich schon lange nicht mehr getan hatte.
    Im Restaurant herrschte für einen Wochentag ziemlich lebhafter Betrieb, deshalb setzten wir uns auf einen Drink an die Bar, während wir auf einen Tisch warteten.
    Claudio's befindet sich wie schon erwähnt in einem um 1830 erbauten Gebäude und nimmt für sich in Anspruch, das älteste amerikanische Restaurant zu sein, das noch immer von der Gründerfamilie betrieben

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