John Corey 01 - Goldkueste
Himmel, die einem herannahendem Hurrikan vorausgehen.
24. Kapitel
Als ich mich am n ächsten Morgen anzog, klingelte es an der Haustür. Emma war schon unten, und ich ging davon aus, dass sie aufmachen würde.
Ich zog mich fertig an: beige Sommerhose, gestreiftes Oxfordhemd, blauer Blazer und Bootsschuhe, aber keine Socken - das Standard-Outfit am Meer. In Manhattan standen Leute, die keine Socken trugen, oft bettelnd an den Straßenecken; hier war das tres chic.
Als ich ungefähr zehn Minuten später nach unten ging, sah ich Emma Whitestone am Küchentisch sitzen und mit Beth Penrose Kaffee trinken. Oh-oh.
Das war einer dieser Augenblicke, die Lebensart erfordern, und ich sagte zu Beth: »Guten Morgen, Detective Penrose.«
»Guten Morgen«, antwortete Beth.
»Das ist Beth Penrose, meine Kollegin«, erklärte ich Emma. »Wie ich sehe, habt ihr euch schon bekannt gemacht.«
»Richtig«, bestätigte Emma. »Wir trinken miteinander Kaffee.«
»Ich dachte, wir wollten uns am Nachmittag treffen?« sagte ich leicht verärgert zu Beth.
»Meine Termine haben sich geändert«, antwortete sie. »Ich hatte dir eine Nachricht auf deinem Anrufbeantworter hinter lassen.«
»Den habe ich nicht abgehört.«
Emma stand auf. »Ich muss ins Geschäft.«
»Oh... Ich fahr' dich hin«, sagte ich.
Beth stand ebenfalls auf. »Ich muss auch weiter. Ich wollte nur die Kontoauszüge abholen. Hast du sie da, kann ich sie gleich mitnehmen.«
»Nein, bleibt sitzen«, forderte Emma uns auf. »Ihr habt zu arbeiten.« Sie ging zur Küchentür. »Ich rufe Warren an, damit er mich mitnimmt. Er wohnt ganz in der Nähe. Ich bin inzwischen im Arbeitszimmer.« Sie sah mich nicht an, bevor sie die Küche verließ.
»Sie ist die Vorsitzende der Peconic Historical Society«, erklärte ich Beth.
»Wirklich? Etwas jung für diesen Job.«
Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein.
»Ich dachte, ich würde dich aus Höflichkeit auf dem laufenden halten«, sagte Beth.
»Du bist mir keine Höflichkeit schuldig.«
»Aber du hast mir viel geholfen.«
»Danke.«
Wir sprachen immer noch im Stehen. Ich trank meinen Kaffee, und Beth räumte Kaffeebecher, Löffel und Serviette weg, als wolle sie gleich gehen. Neben dem Stuhl sah ich ihren Aktenkoffer stehen. »Setz dich einen Augenblick«, forderte ich sie auf.
»Ich muss weiter.«
»Trink wenigstens noch einen Kaffee mit mir.«
»Okay.« Beth goss sich Kaffee nach und nahm mir gegenüber Platz. »Du siehst heute richtig schick aus«, bemerkte sie.
»Ich versuche, mein Image aufzupolieren. Kein Mensch hat mich ernstgenommen.«
Sie trug wieder ein Kost üm - diesmal ein marineblaues mit weißer Bluse. Ich fand sie zum Anbeißen, so frisch und strahlend war sie. »Du siehst auch sehr gut aus«, sagte ich.
»Danke. Ich kleide mich gut.«
»Richtig.« Etwas zu streng, aber das war meine ganz persönliche Ansicht. Ich konnte nicht beurteilen, was sie von meinem Hausgast hielt, falls sie überhaupt darüber nachdachte. Abgesehen von der kleinen emotionalen Aufwallung, die ich für Beth empfunden hatte, war mir bewusst, dass sie mich von weiteren Ermittlungen im Fall Gordon ausgeschlossen hatte. Und jetzt war sie wieder hier.
Ich wusste nicht recht, ob ich ihr erzählen sollte, dass ich auch ohne sie erheblich weitergekommen war - dass ich glaubte, das Motiv für den Doppelmord zu kennen, und dass Fredric Tobin überprüft werden musste. Aber wozu sollte ich mich aus dem Fenster lehnen? Vielleicht hatte ich mich ja geirrt. Tatsächlich war ich heute Morgen nicht mehr so sicher, dass Fredric Tobin Tom und Judy Gordon erschossen hatte. Bestimmt wusste er mehr, als er zugab, aber geschossen hatte wahrscheinlich ein anderer - vielleicht jemand wie Paul Stevens.
Ich beschloss abzuwarten, ob sie etwas wusste, das mir nützen konnte, und was sie wollte, das ich vielleicht hatte. Die Sache lief auf einen Sparringskampf hinaus. Ring frei zur ersten Runde! »Max hat meiner Karriere hier ein Ende gemacht«, sagte ich.
»Ja, ich weiß.«
»Folglich darf ich keine dienstlichen Informationen mehr entgegennehmen.«
»Ist das dein Ernst? Oder bist du eingeschnappt?«
»Von beidem ein bisschen.«
Beth spielte eine Weile mit ihrem Kaffeelöffel, bevor sie sagte: »Ich respektiere deine Auffassungen und Einsichten wirklich.«
»Danke.«
Sie sah sich in der K üche um. »Ein wundervolles Haus.«
»Eine große angemalte Dame.«
»Es gehört deinem Onkel?«
»Ja. Er verdient sein Geld an der Wall Street. Dort kann
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