John Corey 01 - Goldkueste
»Vorsicht!«
Als ich die vorletzte Lage Kartons in Angriff nahm, entdeckte ich dahinter etwas, was nicht nach Wein aussah. Es handelte sich um eine Aluminiumkiste. Im Kerzenschein starrte ich sie an.
Beth trat neben mich und richtete die Taschenlampe auf das silberfarbene Metall. »Die Aluminiumkiste aus dem Boot der Gordons?«
»Sieht ihr verdammt ähnlich. Aber das ist eine handelsübliche Box, und falls sie ihre Fingerabdrücke trägt, was ich sehr bezweifle, lässt sich das nie mehr feststellen. Aber ich glaube, dass das die Kiste ist. die nach allgemeiner Über zeugung Milzbranderreger und Trockeneis enthalten hat.«
»Und vielleicht noch enthält.« Nachdenklich fügte Beth hinzu: »Restlos überzeugt bin ich von der Sache mit dem Piratenschatz noch nicht.«
»Na, hoffentlich finden die Spurensicherer auf diesem gebürsteten Aluminium ein paar Fingerabdrücke«, sagte ich, bevor ich mich abwandte, um zur Tür zu gehen.
»Augenblick! Willst du sie nicht... ich meine...«
»Diese Kiste öffnen? Bist du verrückt? Uns an Beweis material zu schaffen machen? Wir dürften überhaupt nicht hier unten sein. Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl...«
»Red keinen Scheiß!«
»Hey, seit wann...?«
»Mach die verdammte Kiste auf! Nein, ich mache sie selbst auf. Hier, halt mal.« Sie drückte mir die Taschenlampe in die Hand, holte sich eine Serviette, fasste den Metalldeckel damit an und hob ihn hoch.
Ich hielt den Lichtstrahl auf die Kiste gerichtet. Wahrscheinlich hatten wir erwartet, Gold und Juwelen zu sehen, aber bevor der Deckel ganz geöffnet war, grinste uns ein Totenschädel entgegen. Beth stieß einen entsetzten Schrei aus, wich zurück und ließ den Deckel zufallen. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, zeigte sie auf die Aluminiumkiste und fragte: »Hast du das gesehen?«
»Yeah. Der Kerl ist tot.«
»Wieso... ? Warum... ?«
Ich hockte mich vor die Kiste und verlangte: »Serviette.« Beth gab sie mir, und ich öffnete den Deckel. Sobald die Taschenlampe das Innere der gro ßen Kiste beleuchtete, war zu sehen, dass sie außer dem Totenschädel auch einige Knochen enthielt. In den beiden Augenhöhlen des Totenschädels lagen zwei dick mit Grünspan überzogene Kupfermünzen.
Beth, die neben mir kauerte, hielt sich mit einer Hand an meiner Schulter fest. Sie schien ihren urspr ünglichen Schock überwunden zu haben, denn sie meinte nüchtern: »Das sind Teile eines menschlichen Skeletts - ein Kind.«
»Nein, ein kleiner Erwachsener. Die Menschen sind damals viel kleiner gewesen. Hast du mal ein Bett aus dem siebzehnten Jahrhundert gesehen? Ich habe mal in einem geschlafen.«
»Großer Gott... Was hat das Skelett zu bedeuten...? Und was ist dieses andere Zeug... ?«
Ich griff in die Kiste, holte etwas heraus, das sich unan genehm anf ühlte, und hielt es ins Licht unserer Taschenlampe. »Verfaultes Holz.« Ich sah jetzt unter den Knochen weitere Holzteile liegen. Bei näherer Untersuchung fand ich einen mit Grünspan überzogenen Messingbeschlag, fast durchgerostete Eisennägel und einen verrotteten Stofffetzen. Die Knochen war rötlichbraun verfärbt, und die stellenweise noch an ihnen haftende Tonerde ließ darauf schließen, dass sie nicht in einem Sarg beigesetzt worden waren, sondern sehr lange im Erdboden gelegen hatten.
Meine weitere Suche bef örderte ein verrostetes Vorhänge schloss und vier Goldmünzen zutage, die ich Beth überreichte.
Ich stand auf und wischte mir die H ände an der Serviette ab. »Captain Kidds Schatz.«
Sie starrte die vier M ünzen in ihrer Hand an. »Das hier?«
»Ein winziger Teil davon. Was wir hier sehen, sind Bruchstücke der Schatzkiste - vermutlich des aufgebrochenen Deckels. Die Kiste ist mit Segeltuch ausgeschlagen gewesen, das in dreihundert Jahren natürlich verrottet ist.«
Beth zeigte auf den Sch ädel und fragte: »Wer war das?«
»Vermutlich der Schatzwächter. Manchmal ist ein zum Tode Verurteilter, ein Eingeborener, ein Sklave oder sonst irgendein armer Kerl ermordet und in eine Grube geworfen worden. Der Geist des Toten sollte jeden vertreiben, der versuchte, sein Grab zu öffnen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich hab's irgendwo gelesen«, erklärte ich und fügte hinzu: »Und nicht Abergläubische, die trotzdem weiter gegraben hätten, wären zuerst auf eine Leiche gestoßen und hätten vielleicht geglaubt, nur ein Grab entdeckt zu haben. Clever, was?«
»Ich glaube schon. Mich würd's jedenfalls davon abhalten weiterzugraben.«
Wir
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