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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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nicht abstarben, wenn ich Gas gab. Während sie warmliefen, fand ich in dem offenen Handschuhfach ein Messer und kappte damit die beiden Leinen, mit denen das Formula am Steg vertäut war. Gleich die nächste Woge nahm das Rennboot mit und ließ es gegen die Seitenwand des Bootshauses krachen.
    Ich schob die Ganghebel nach vorn, hielt das Steuer fest und umfasste die Gashebel mit der rechten Hand. Der Bootsbug zeigte aufs Meer hinaus, so dass ich nur Gas zu geben brauchte, um in den Sturm hinauszufahren.
    Doch bevor ich den Gashebel betätigen konnte, hörte ich hinter mir ein Geräusch und blickte mich um. Ich erkannte Beth, die schreien musste, um das Heulen des Sturms, den Wellenschlag und das Motorengeräusch zu übertönen.
    »JOHN!«
    »Was?«
    »Warte! Ich komme!«
    »Dann beeil dich!« Ich legte den Rückwärtsgang ein, riss das Steuer herum und schaffte es, das Formula etwas näher an den Steg heranzubringen. »Spring!«
    Beth sprang, landete auf dem glitschigen Deck neben mir und fiel hin.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie rappelte sich hoch, verlor jedoch sofort wieder das Gleichgewicht, knallte hin und kam wieder auf die Beine. »Mir fehlt nichts! Fahr schon los!«
    »Willst du mit?«
    »Los!«
    Ich schob beide Gashebel nach vorn, und wir schössen aus dem Bootshaus in den prasselnden Regen hinaus. Im nächsten Augenblick sah ich eine riesige Woge auf uns zukommen, steuerte ihr entgegen und schaffte es, sie mit dem Bug voraus zu nehmen. Das Boot wurde hochgehoben, hing sekundenlang auf dem Wellenkamm und tauchte dann mit dem Bug tief in die schäumende See. Der Bug richtete sich wieder auf, das Heck tauchte ins Wasser, die Schiffsschrauben griffen, und wir waren unterwegs - aber leider in die falsche Richtung. Ich wendete und nahm Kurs nach Osten. Als wir am Bootshaus vorbeifuhren, hörte ich ein lautes Knacken und sah das ganze Gebäude in die tosende See kippen. »Du lieber Himmel!«
    Beth musste schreien, um den Sturm zu übertönen. »Verstehst du überhaupt was von Booten?«
    »Klar. Ich hab' mal 'nen Schnellkurs mitgemacht.“
    »Für Boote?«
    »Ich glaube schon.« Wir wechselten einen Blick, dann sagte ich: »Danke, dass du mitgekommen bist.«
    »Fahr zu!«
    Ich ließ die Motoren mit halber Kraft arbeiten, damit das Boot im Sturm manövrierfähig blieb. Allerdings schienen wir die Hälfte der Zeit über dem Wasser zu sein. Wir flogen über die Wellen, bohrten uns in heranrollende Wogen, in denen die Schrauben wieder griffen und uns wie ein Surfbrett in die nächsten Wogen katapultierten. Ich wusste, dass ich in die Wellen hineinsteuern und verhindern musste, dass eine große Welle uns breitseits traf. Das Formula würde vermutlich nicht sinken, aber mit Sicherheit kentern. Ich hatte schon bei geringeren Windstärken draußen in der Bay gekenterte Boote gesehen.
    »Weißt du, wie man navigiert?« rief Beth mir zu.
    »Klar. Rückkehr rot rechts.«
    »Was soll das heißen?«
    »Bei der Rückkehr in den Hafen behält man die roten Tonnen rechts neben sich.«
    »Wir kehren nicht in den Hafen zurück. Wir laufen aus.«
    »Okay... dann musst du auf grüne Tonnen achten.«
    »Ich sehe überhaupt keine Tonnen!« rief sie.
    »Ich auch nicht. Ich bleibe einfach auf der rechten Seite des weißen Doppelstrichs. Da kann nichts schiefgehen.«
    Kein Kommentar von Beth.
    Wir waren jetzt schon ziemlich weit drau ßen in der Peconic Bay, und das Boot klatschte immer wieder mit solcher Gewalt ins Wasser, dass mir die Zähne klapperten, wenn ich sie nicht zusammenbiss. Die Sicht durch die Windschutzscheibe war so schlecht, dass ich aufstand, mich mit meinem Hintern gegen den Sitz stemmte und über die Scheibe hinwegsah, während ich mit der rechten Hand steuerte und mich mit der linken am Handgriff des Armaturenbretts festhielt. Das viele Salzwasser, das ich schon geschluckt hatte, trieb meinen Blutdruck in ungeahnte Höhen, und das Salz brannte in meinen Augen. Ich sah zu Beth hinüber und bemerkte, dass sie sich ebenfalls die Augen rieb.
    Rechts voraus wurde plötzlich eine im Meer treibende gekenterte Segeljacht sichtbar. »Großer Gott...«
    »Brauchen die Hilfe?« fragte Beth.
    »Ich sehe niemand.«
    Ich manövrierte dichter an die Jacht heran, aber es war niemand zu sehen, der sich an die Masten oder die Takelage klammerte. Ich fand den Signalknopf am Armaturenbrett und gab mehrere Hupsignale, ohne irgendein Lebenszeichen wahrzunehmen. »Vielleicht sind sie in die Rettungsinsel umgestiegen«, sagte ich zu Beth.
    Sie

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