John Corey 01 - Goldkueste
bei Nacht versuchen?«
»Ich wette hundert Dollar, dass ich unbemerkt in Ihr Büro eindringen und Ihr High-School-Diplom von der Wand klauen könnte«, antwortete ich sofort.
Mr. Stevens, dessen w ächsernes Gesicht völlig ausdruckslos blieb, starrte mich bloß an. Gruselig.
»Hören Sie, ich will Ihnen die Frage stellen, die wir alle gern beantwortet haben möchten: Hätten Tom und Judy Gordon Gelegenheit gehabt, aus ihrem Labor entwendete Mikroorganismen von der Insel zu schmuggeln?«
»Theoretisch ja«, antwortete Paul Stevens.
Niemand sagte ein Wort, aber ich sah, dass unser Busfahrer sich kurz umsah und trocken schluckte.
»Aber weshalb hätten sie das tun sollen?« fragte Mr. Stevens.
»Geld«, sagte ich lakonisch.
Er sch üttelte den Kopf. »Das wäre ganz gegen ihre sonstige Art gewesen. Sie haben Tiere gern gehabt. Warum hätten sie Tiere ausrotten sollen?«
»Vielleicht wollten Sie die Menschheit ausrotten, damit die Tiere in Frieden leben können.«
Mr. Stevens sch üttelte nochmals den Kopf. »Lächerlich! Die Gordons haben von hier nichts mitgenommen, was irgendeinem Lebewesen hätte schaden können. Darauf würde ich meinen Job verwetten.«
»Das haben Sie bereits getan. Und Ihr Leben dazu.«
Mir fiel auf, dass Ted Nash und George Fester sich ziemlich still verhielten. Offenbar waren sie lange vor uns eingehend informiert worden und fürchteten jetzt, sich durch Insiderwissen zu verraten.
Mr. Stevens richtete den Blick wieder nach vorn. »Gleich erreichen wir Fort Terry«, kündigte er an. »Hier können wir aussteigen und uns ein bisschen umsehen.«
Der Bus hielt, und wir stiegen alle aus.
9. Kapitel
Der Morgen war schön, und hier in der Mitte der Insel schien die Sonne wärmer. Paul Stevens führte uns durch das Fort.
Fort Terry, das keine Wälle hatte, erinnerte an eine Geisterstadt. Mit dem Klinkerbau des ehemaligen Gefängnisses, seinem alten Kasino, einem weitläufigen einstöckigen Gebäude mit Veranda, der Kommandantenvilla, mehreren weiteren Bauten aus der Zeit um die Jahrhundert wende und seiner weißen Holzkapelle auf einem Hügel war es unerwartet malerisch.
Mr. Stevens zeigte auf einen weiteren Klinkerbau. »Das ist das einzige jetzt noch benutzte Gebäude - das Feuerwehrhaus«, sagte er.
»Ziemlich weit vom Labor entfernt«, stellte Max fest.
»Ja, aber das neue Labor ist praktisch feuerfest und hat ein sehr wirkungsvolles Löschsystem. Die hier stationierten Löschfahrzeuge werden hauptsächlich gegen Buschbrände und zur Brandbekämpfung in Gebäuden außerhalb der geschlossenen Anlage eingesetzt.«
Max, der sein ganzes bisheriges Leben in Luv oder Lee dieser Insel verbracht hatte, sagte zu Stevens: »Aber ein Brand oder ein Hurrikan könnte die Stromversorgung der Filteranlagen des Labors unterbrechen. Richtig?«
»Möglich ist alles«, antwortete Mr. Stevens und fügte dann hinzu: »Viele Leute leben in der Nähe von Kernkraftwerken. Das ist die moderne Welt - voller unvorstellbarer Schrecken, voller atomarer, biologischer und chemischer Alpträume, die nur darauf warten, für die nächste dominierende Art reinen Tisch zu machen.«
Ich betrachtete Paul Stevens mit neuem Interesse. Anscheinend war er nicht ganz richtig im Kopf.
Vor den Kasernengebäuden erstreckte sich eine frischgemähte Rasenfläche bis fast hinunter zum Meer. »Das ist der fr ühere Exerzierplatz«, erklärte Mr. Stevens. »Wir mähen das Gras, damit die in den Rasen eingelassenen großen Betonbuchstaben aus der Luft sichtbar sind. Dort steht Plum Island - Sperrgebiet Wir wollen nicht, dass hier Sportflug zeuge landen.« Er machte wieder einen kleinen Scherz. »Diese Warnung hält uns fliegende Terroristen vom Hals.«
Wir setzten unseren Rundgang fort. »Vor dem Bau des neuen Gebäudes sind viele Verwaltungsstellen hier in Fort Terry untergebracht gewesen«, sagte Mr. Stevens, »jetzt befindet sich praktisch alles - Labors, Sicherheitszentrale, Lagerräume, Verwaltung und Stallungen - unter einem Dach, was aus Sicherheitsgründen vorteilhaft ist.« Er wandte sich an mich und fügte hinzu: »Selbst wenn Unbefugte auf die Insel kämen, ist das Hauptgebäude buchstäblich uneinnehmbar.«
»Sie führen mich echt in Versuchung«, witzelte ich.
Mr. Stevens l ächelte nochmals. Ich liebte es, wenn er mich anlächelte. »Zu Ihrer Information«, sagte er, »ich habe ein Abschlussdiplom der Michigan State University, das in meinem Büro an der Wand hinter dem Schreibtisch hängt. Aber Sie werden es
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