John Corey 01 - Goldkueste
es gut, wenn es mitbekam, dass ich herumerzählte, die CIA versuche, mich umzulegen.
Natürlich glaubte ich das nicht wirklich. Ted Nash hätte mich persönlich zwar gern umgelegt, aber ich bezweifelte, dass die Agency genehmigen würde, mich zu liquidieren, nur weil er ein sarkastischer Widerling war. Der springende Punkt war jedoch, dass ich mich nicht über ein paar weitere Leichen gewundert hätte, wenn diese Sache wirklich mit Plum Island zusammenhing.
Nach diesen Telefongespr ächen hatte ich letzte Nacht einige Zeit damit verbracht, die Kontoauszüge der Gordons erneut unter die Lupe zu nehmen.
Ich hatte mir die Monate Mai und Juni des Vorjahres zur Brust genommen, um festzustellen, wie die Gordons den einwöchigen Englandaufenthalt im Anschluss an ihre Dienstreise finanziert hatten. Auffällig war, dass ihre Kreditkartenabrechnungen im Juni etwas höher als der bisherige Durchschnitt gewesen waren. Und ihre Telefonrechnung im Juni war rund hundert Dollar höher gewesen als sonst, was auf viele Ferngespräche im Mai schließen ließ. Außerdem war zu vermuten, dass die beiden Bargeld oder Reiseschecks mitgenommen hatten - aber von ihrem Konto waren keine größeren Beträge abgehoben worden. Das war der erste und einzige Hinweis darauf, dass die Gordons noch andere Geldquellen gehabt haben mussten. Oder vielleicht hatten sie es geschafft, in England mit zwanzig Dollar pro Tag auszukommen.
Inzwischen war es acht Uhr am Mittwochmorgen. Ich war bei der zweiten Tasse meines schlechten Kaffees und sah mich im K ühlschrank nach etwas Essbarem um. Kopfsalat mit Senf? Nein. Karotten mit Butter? Das ging.
Ich stand mit meiner Karotte und der Butterschale am K üchenfenster, überlegte, grübelte, dachte nach, kaute und so weiter. Ich wartete darauf, dass das Telefon klingeln und Beth unsere Verabredung für fünf Uhr am Nachmittag bestätigen würde. Aber das einzige Geräusch war das Ticken der Küchenuhr.
An diesem Morgen war ich mit beiger Baumwollhose und gestreiftem Oxfordhemd etwas eleganter angezogen. Über der Lehne eines Küchenstuhls hing ein dunkelblauer Blazer. Mein Revolver steckte im Knöchelhalfter, meine Polizeimarke - die hier draußen nicht viel wert war - in einer Jackentasche. Und als unverbesserlicher Optimist hatte ich ein Kondom in meiner Geldbörse. So war ich für ein Duell und eine Romanze gerüstet - oder was der Tag sonst noch bringen würde.
Mit meiner Karotte in der Hand ging ich über den sanft abfallenden Rasen zur Bay hinunter. Über dem Wasser hing leichter Nebel. Ich ging auf den Steg hinaus, der reparaturbedürftig war, und passte auf, wohin ich trat. Ich wusste noch recht gut, wie die Gordons zum ersten Mal hier angelegt hatten - ungefähr Mitte Juni, kaum eine Woche nach unserer ersten Begegnung in der Bar von Claudio's Restaurant in Greenport. Dort hatten sie sich von mir beschreiben lassen, wie Onkel Harrys Haus vom Wasser aus aussah, und es tatsächlich gefunden.
Ich erinnerte mich daran, wie ich zum Steg hinunterging, um sie zu begr üßen, und sie mich zu einer kleinen Rundfahrt einluden. Wir waren zwischen der North Fork und der South Fork unterwegs gewesen - Great und Little Peconic Bay, Noyack Bay und Southold Bay -, danach fuhren wir in die Gardiners Bay hinaus und nach Orient Point hinüber. Unterwegs hatte Tom einmal richtig aufgedreht, und ich hatte geglaubt, das Formula 303 werde gleich abheben. Bei dieser Gelegenheit hatten die Gordons mir auch Plum Island gezeigt, und Tom hatte gesagt: »Dort arbeiten wir.«
»Vielleicht können wir dir irgendwann einen Besucherausweis besorgen«, hatte Judy hinzugefügt. »Dort ist's wirklich interessant.«
In der Tat.
Ich erinnerte mich, dass wir stundenlang auf dem Wasser gewesen und sonnenverbrannt, durstig und hungrig zurückgekommen waren. Tom fuhr mit meinem Jeep los, um Pizzas zu holen, während Judy und ich auf der Veranda hinter dem Haus saßen, Bier tranken und den Sonnenuntergang beobachteten.
Obwohl ich mich selbst nicht für einen besonders liebenswerten Menschen halte, bemühten die Gordons sich auffällig um meine Freundschaft. Den Grund dafür habe ich nie ganz verstanden. Anfangs hatte ich ihre Gesellschaft weder gewollt noch gebraucht. Aber Tom war clever und witzig, und Judy war sch ön. Und intelligent.
Möglicherweise hatten die Gordons gewusst, dass sie in Gefahr schwebten oder in Gefahr geraten könnten. Sie hatten bereits die Bekanntschaft von Chief Maxwell gemacht, und sie machten keinen Hehl
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