John Corey 01 - Goldkueste
meinem Jeep. »Das war ein langer Tag«, meinte sie seufzend.
»Komm noch mit zu mir. Fahr hinter mir her.«
»Nein, ich fahre heute Abend nach Hause.“
»Warum?«
»Es gibt keinen Grund mehr, Tag und Nacht hierzubleiben, und meine Dienststelle bezahlt kein Motel mehr.«
»Fahr erst bei mir vorbei. Ich muss dir die Computerausdrucke zurückgeben.«
»Das hat Zeit bis morgen. Ich muss morgen früh ins Büro. Wollen wir uns morgen Nachmittag um fünf Uhr treffen?«
»Bei mir.«
»Also gut. Morgen Nachmittag um fünf bei dir. Bis dahin weiß ich mehr.«
»Ich hoffentlich auch.«
»Mir war's lieber, wenn du nicht alleine weitermachen würdest.«
»Okay.«
»Sieh zu, dass du dich mit Chief Maxwell über deinen Status einigst.«
»Wird gemacht.«
»Und schlaf dich aus«, sagte sie.
»Du auch.«
»Jetzt raus aus meinem Wagen!« Sie lächelte. »Fahr nach Hause. Wirklich.«
»Das tue ich. Wirklich.« Ich stieg aus. Sie wendete, winkte mir zu und fuhr los.
Ich setzte mich in den Jeep und war entschlossen, nichts zu tun, was ihn veranlassen könnte, mich auf Französisch anzusprechen. Türen geschlossen, Sicherheitsgurt angelegt, Handbremse gelöst. Ich ließ den Motor an, und keine Stimme, die mich rügte.
Auf der Heimfahrt fiel mir ein, dass ich den Motor diesmal nicht per Fernbedienung angelassen hatte. Aber welchen Unterschied machte das schon? Moderne Autobomben detonierten ohnehin erst nach ungefähr fünf Minuten. Außerdem wollte mich niemand ermorden. Nun, jemand hatte versucht, mich zu erschießen, aber das war eine ganz andere Sache. Ich konnte zuf ällig das Opfer zweier Revolverhelden geworden sein, und falls diese Tat geplant gewesen war, gaben sie sich vielleicht damit zufrieden, dass ich vorläufig außer Gefecht gesetzt war. Oder sie kamen wieder, um mich endgültig zu erledigen.
Ich bog auf die Zufahrt zu Onkel Harrys Haus ein und h örte die Muschelschalen unter den Reifen knirschen. Das Haus war dunkel, und sobald ich die Scheinwerfer ausschaltete, würde auf der ganzen Welt Dunkelheit herrschen. Wie hielt die Landbevölkerung es im Dunkeln aus?
Ich steckte mein T-Shirt in die Shorts, um meinen Revolver leichter ziehen zu können. Dabei konnte es durchaus sein, dass der, der sich an meinen Shorts zu schaffen gemacht hatte, sich auch meinen Revolver vorgenommen hatte. Ich hätte das wirklich vorher prüfen sollen.
Jedenfalls schloss ich die Haustür mit der linken Hand auf, während meine rechte auf dem Revolver lag. Ich hätte die Waffe in der rechten Hand halten sollen, aber richtige Männer müssen Mut beweisen, selbst wenn sie mutterseelenallein sind. Ich meine, wer sieht einen schon? Eigentlich nur man selbst. Du hast Mut, Corey. Du bist ein richtiger Mann.
Ohne Licht zu machen, warf ich einen Blick auf den Anrufbeantworter im Arbeitszimmer und sah, dass zehn Anrufe gekommen waren - ziemlich viel für einen Mann, der letzte Woche keinen einzigen bekommen hatte.
Da vermutlich keiner dieser Anrufe besonders angenehm oder lohnend war, kippte ich mir aus Onkels Kristallkaraffe einen doppelten Cognac in Onkels Kristallglas.
Ich sa ß in Onkels Liegesessel, trank mit kleinen Schlucken seinen Cognac und schwankte zwischen dem Anrufbeantworter, meinem Bett und einem weiteren Cognac. Ein weiterer Cognac blieb ein paarmal Sieger, und ich verschob den Entschluss, mich dem elektronischen Horror des Anrufbeantworters zu stellen, bis ich einen kleinen Schwips hatte.
Schlie ßlich drückte ich die Wiedergabetaste.
»Ich habe zehn Nachrichten für Sie«, sagte die Stimme, was mit der Anzeige übereinstimmte.
Der erste Anruf war um sieben Uhr erfolgt - von Onkel Harry, der mich am Abend zuvor im Fernsehen gesehen hatte; er hatte nicht mehr so sp ät anrufen wollen, während er sich andererseits nichts dabei dachte, mich so früh anzurufen. Zum Glück war ich um diese Zeit schon nach Plum Island unterwegs gewesen.
Dann folgten vier weitere ähnliche Anrufe: einer von meinen Eltern in Florida, die mich nicht im Fernsehen gesehen hatten, aber gehört hatten, ich sei im Fernsehen gewesen; einer von einer Lady namens Cobi, mit der ich mich manchmal treffe und die den Wunsch zu haben schien, eines Tages Cobi Corey zu heißen; und je einer von meinen Geschwistern Jim und Lynne, die darauf achten, dass die Verbindung zwischen uns nicht abreißt. Sicher hätte mein kurzer Fernsehauftritt noch mehr Anrufe ausgelöst, aber nur sehr wenige Leute hatten meine hiesige Nummer, und nicht alle hatten mich
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