John Corey 03 - Nachtflug
paranoide Theorien über das haben, was hier vor fünf Jahren geschehen ist.«
»Hey, mein Guter, ich bin bloß mitgefahren. Meine Frau ist hier, um der Toten zu gedenken und die Angehörigen zu trösten. Wenn hier einer Paranoia hat, dann sind Sie es.«
Mr. Griffith wirkte ein bisschen eingeschnappt, bewahrte aber die Ruhe. »Vielleicht haben Sie nicht ganz verstanden, worauf ich hinauswill. Es geht nicht darum, was hier geschehen beziehungsweise nicht geschehen ist. Es geht um Ihren Status als Agent in Diensten der Bundesregierung.«
Und er fügte hinzu: »Wenn Sie morgen ausscheiden - oder gefeuert werden -, könnten Sie diesen Fall in Ihren Mußestunden untersuchen, solange Sie wollen. Als Privatmann wäre das Ihr gutes Recht, und wenn Sie neue Beweise finden sollten, die dazu führen, dass dieser Fall von Seiten der Regierung wieder aufgerollt wird, dann kann ich Ihnen nur Gottes Segen dabei wünschen. Aber solange Sie für die Regierung tätig sind, werden Sie keinerlei Erkundigungen anstellen, niemanden befragen, keine Akten einsehen oder auch nur über diesen Fall nachdenken, auch nicht in Ihrer Freizeit. Nun, haben Sie das verstanden?«
Ich vergesse ständig, dass fast alle Special Agents Anwälte sind, aber wenn sie etwas sagen, fällt es mir wieder ein. »Sie machen mich neugierig«, sagte ich. »Hoffentlich war das nicht Ihre Absicht.«
»Ich erkläre Ihnen nur die Rechtslage, Mr. Corey, damit Sie später, falls es darauf ankommen sollte, keine Unwissenheit vorschützen können.“
»Hey, mein Guter, ich war über zwanzig Jahre Polizist, und ich lehre am John Jay College Strafrecht. Ich kenne die Scheißgesetze.«
»Gut. Ich werde das in meinem Bericht vermerken.«
»Wenn Sie schon mal dabei sind, können Sie auch gleich vermerken, dass Sie mir erzählt haben, Sie wären als Privatmann hier. Und danach können Sie mir meine Rechte vorlesen.«
Er lächelte doch tatsächlich, wechselte dann die Rolle und spielte den guten Cop. »Ich mag Sie«, ließ er mich wissen.
»Tja, Liam, ich mag Sie auch.«
»Betrachten Sie dieses Gespräch als guten Ratschlag von einem Kollegen. Es wird keinen Bericht geben.«
»Ihr Jungs lasst doch nicht mal einen fahren, ohne einen zehnseitigen Bericht zu schreiben.«
Ich glaube, jetzt mochte er mich nicht mehr. »Sie gelten als schwierig und nicht teamfähig«, sagte er. »Das wissen Sie auch. Im Moment sind Sie wegen des Falls Asad Khalil der Goldjunge. Aber das war vor über einem Jahr, und seither haben Sie nichts Spektakuläres mehr zustande gebracht. Khalil ist noch immer auf freiem Fuß, und das gilt im Übrigen auch für die Typen, die Ihnen in Morningside Heights drei Kugeln verpasst haben. Wenn Sie eine Lebensaufgabe brauchen, Mr. Corey, dann suchen Sie diese Leute, die Sie umbringen wollten. Das sollte genügen, um Sie zu beschäftigen und Ihnen Ärger zu ersparen.«
Einen Bundesagenten auszuknocken ist nicht ratsam, aber wenn sie diesen herablassenden Tonfall anschlagen, sollte ich es vielleicht doch mal machen. Bloß einmal. Aber nicht hier. »Ficken Sie sich ins Knie«, schlug ich Mr. Griffith vor.
»Okay«, sagte er, als hielte er das für eine gute Idee. »Okay, Sie können davon ausgehen, dass Sie unter Beobachtung stehen.“
»Sie können mir gestohlen bleiben«, erwiderte ich.
Er drehte sich um und ging.
Bevor ich das Gespräch mit Mr. Griffith verarbeiten konnte, kam Kate zu mir und sagte: »Die beiden haben ihre einzige Tochter verloren. Sie war nach Paris unterwegs, zu einem Sommerseminar.« Und sie fügte hinzu: »Auch nach fünf Jahren hat sich nicht das geringste geändert, und das sollte es auch nicht.«
Ich nickte.
»Was wollte Liam Griffith mit dir bereden?« fragte sie.
»Darüber darf ich nicht sprechen.«
»Wollte er wissen, was wir hier machen?«
»Woher kennst du ihn?« fragte ich, »Er arbeitet mit uns zusammen, John.«
»Welche Abteilung?«
»In der gleichen wie wir. Terrorismus aus Nahost. Was hat er gesagt?«
»Warum kenne ich ihn dann nicht?«
»Weiß ich nicht. Er ist viel unterwegs.«
»Hat er an dem TWA-Fall mitgearbeitet?«
»Darüber darf ich nicht sprechen. Wieso hast du ihn nicht gefragt?«
»Ich wollte ja. Kurz bevor ich ihm gesagt habe, er soll sich ins Knie ficken. Danach war die Gelegenheit vorbei.«
»Das hättest du nicht sagen sollen.« »Warum ist er hier?«
Sie zögerte kurz, dann erwiderte sie: »Um festzustellen, wer hier ist.« »Ist er so was wie ein Typ für Interne Angelegenheiten?« »Ich
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