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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Luft explodiert, in brennenden Trümmern ins Wasser gestürzt und hatte die See in Brand gesetzt.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie das für die Augenzeugen ausgesehen haben musste. Mit Sicherheit muss es ein Anblick gewesen sein, der so weit außerhalb aller Vorstellungskraft lag und alles übertraf, was sie je gesehen hatten, dass sie es weder begreifen noch nachvollziehen konnten.
    Ich sagte zu Kate: »Ich hatte einen Augenzeugen einer Schießerei, der gesagt hat, er wäre drei Meter vom Täter entfernt gewesen, der aus etwa anderthalb Meter Entfernung einmal auf das Opfer geschossen hätte. Tatsächlich aber hatte eine Überwachungskamera den ganzen Vorfall aufgezeichnet, und auf den Bildern sah man, dass der Zeuge rund neun Meter vom Täter entfernt war. Der Täter wiederum war etwa sechs Meter vom Opfer entfernt und gab drei Schüsse ab.« Und unnötigerweise fügte ich hinzu: »In Extremsituationen und bei traumatischen Erlebnissen begreift der Verstand nicht immer, was die Augen sehen und die Ohren hören.«
    »Es waren Hunderte von Augenzeugen.«
    »Die Macht der Suggestion«, sagte ich, »beziehungsweise Pseudoerinnerungen oder der Wunsch, dem Vernehmenden zu gefallen, beziehungsweise, in diesem Fall, der Nachthimmel und eine optische Täuschung. Such es dir aus.«
    »Das muss ich nicht. Im offiziellen Bericht hat man auf all das zurückgegriffen, mit besonderer Betonung auf optische Täuschung.«
    »Ja. Daran erinnere ich mich.« Die CIA hatte die Explosion sogar in einem höchst spekulativen Animationsfilm rekonstruiert, den man im Fernsehen gezeigt hatte und der den Lichtschweif zu erklären schien. Soweit ich mich entsann, war dieser Animation zufolge der Lichtschweif, den über zweihundert Menschen auf das Flugzeug hatten zuschießen sehen, in Wirklichkeit vom Flugzeug ausgegangen, und zwar infolge des brennenden Treibstoffs, der aus dem zerfetzten Tank strömte. In dem Film wurde das damit erklärt, dass es nicht die eigentliche Explosion war, auf die die Zeugen aufmerksam geworden waren - es war der Donner der Explosion, der nach etwa fünfzehn bis dreißig Sekunden zu ihnen drang, je nachdem, wo sie sich aufhielten. Und als sie dann in die Richtung blickten, aus der das Geräusch kam, sahen sie den brennenden Strom aus Düsentreibstoff, den man irrtümlich für eine aufwärts schießende Rakete halten konnte. Außerdem stieg der Rumpf der Maschine den Radarbeobachtungen zufolge nach der Explosion tatsächlich ein paar tausend Fuß auf, und dieser brennende Teil des Flugzeugs könnte ebenfalls wie eine nach oben jagende Rakete gewirkt haben.
    Eine optische Täuschung, jedenfalls nach Aussage der CIA. Für mich war das ausgemachter Blödsinn, aber die Animation sah besser aus, als sie klang. Ich musste mir das Video noch mal ansehen.
    Und ich musste mich wie schon vor fünf Jahren fragen, warum es die CIA war, die den Animationsfilm gemacht hatte, und nicht das FBI. Worum ging es bei dem Ganzen?
    Wir kamen zur anderen Seite der Brücke und stießen auf den William Floyd Parkway. Ich schaute auf die Uhr am Armaturenbrett und sagte: »Wir sind erst gegen elf wieder in der Stadt.«
    »Noch später, wenn du möchtest.«
    »Soll heißen?«
    »Noch einen Abstecher. Aber nur, wenn du möchtest.«
    »Reden wir über einen Quickie in einem Stundenhotel?«
    »Keineswegs.«
    Ich meinte mich zu entsinnen, dass Liam Griffith mir ausdrücklich geraten hatte, ich sollte mir diesen Fall nicht als Freizeitbeschäftigung aussuchen. Er hatte nicht gesagt, was passieren würde, wenn ich seinen Rat nicht annahm, aber vermutlich handelte es sich um nichts Erfreuliches.
    »John?«
    Ich musste eher an Kates berufliche Zukunft denken als an meine - sie verdient mehr als ich. Vielleicht sollte ich ihr verraten, was Griffith gesagt hatte.
    »Okay, fahren wir heim«, sagte sie zu mir.
    »Okay, noch einen Abstecher«, sagte ich zu ihr.

4
    Wir bogen vom William Floyd Parkway ab und fuhren auf dem Montauk Highway in Richtung Osten. Kate lotste mich durch die freundliche Ortschaft Westhampton Beach.
    Wir überquerten die Brücke über die Mönches Bay, die zu einer schmalen Wallinsel führte, wo wir auf die einzige Straße abbogen, die Dune Road, und uns in Richtung Westen hielten. Neue Häuser säumten die Straße - Häuser am Meer zur Linken, Häuser mit Meerblick zur Rechten.
    »Das hier war vor fünf Jahren noch kaum erschlossen«, sagte Kate.
    Eine beiläufige Feststellung möglicherweise, aber wahrscheinlich meinte sie

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