John Corey 03 - Nachtflug
'96-März '97«.
Ich starrte auf den Karton und fragte Mr. Rosenthal: »Hat das FBI 1996 nach diesen Belegen gefragt?«
»Ich habe ihnen gezeigt, wie die Aktenschränke geordnet sind, und sie dann allein gelassen«, erwiderte er. »Ich weiß nicht, was sie sich sonst noch angeguckt haben.«
Daraufhin holte ich den Karton aus dem Regal und stellte ihn auf den Boden.
»Ich nehme an, Sie glauben, dass dieses Paar eine Videokassette ausgeliehen haben könnte«, sagte Mr. Rosenthal.
Mit einem Mal war jeder ein Kriminalist. »Genau dieser Gedanke kam mir«, erwiderte ich. Ich öffnete den Karton, der voller Quittungshefte war. Wahrhaftig das Werk eines zwanghaft Analfixierten.
Ich holte ein paar Quittungshefte aus dem Karton, stellte fest, dass auf jedem Einband die Anfangs- und Enddaten vermerkt waren, und rechnete fast damit, auf ein fehlendes Heft zu stoßen, ersetzt durch eine Notiz von Liam Griffith, die da lautete: »Leck mich, Corey.«
»Warum heben Sie die auf?« fragte ich ihn.
»Ich habe es mir zum Grundsatz gemacht, sämtliche Unterlagen sieben Jahre lang aufzubewahren«, erwiderte er. »Man kann nie wissen, was die Finanzbehörde oder manchmal auch die Hotelbesitzer sehen möchten.« Er dachte einen Moment lang nach, dann sagte er: »Oder das FBI. Sieben Jahre sind ein sicherer Zeitraum.«
»Sicher dich ab, sag ich immer.«
Ich stieß auf ein Quittungsheft, datiert vom »12. Juni-25. Juli '96«.
Ich ging unter eine Neonlampe und blätterte die Seiten mit den Videobelegen durch. Meine Hände zitterten sogar ein bisschen, als ich den 17. Juli aufschlug.
Der erste Beleg für diesen Tag befand sich oben auf der Seite und war auf einen Kevin Mabry, Zimmer 109, ausgestellt. Kevin hatte sich Zwei Banditen ausgeliehen. Der nächste Beleg war von Alice Young, Gästecottage 3, unterzeichnet, die sich Der letzte Tango in Paris ausgeliehen hatte. Nur zu, Alice. Dann eine nicht entzifferbare Unterschrift von Zimmer 8, das in diesem Gebäude sein musste und dessen Bewohner Der Pate geliehen hatte. Ich blätterte die Seite um und las zwei weitere Einträge und Filmtitel für den 17. Juli, aber die Zimmernummer 203 war nicht dabei. Danach kam der letzte Beleg, ganz unten auf der Seite, der vom 18. Juli stammte, dem Tag darauf.
Ich stand da und starrte auf das offene Quittungsheft.
»Glück gehabt?« fragte Mr. Rosenthal.
Ich ging nicht darauf ein.
Ich blätterte eine Seite zurück und schaute auf die vorgedruckten roten Belegnummern, dann blätterte ich weiter. Drei aufeinanderfolgende Zahlen fehlten.
Ich bog das Heft auseinander und sah, dass eine Seite feinsäuberlich mit einer Rasierklinge herausgetrennt war.
»Mistkerle.“
»Wie bitte?«
Ich warf das Heft in den Karton und sagte: »Ich würde gern die Belege für die ausgeliehenen Bücher sehen.«
Mr. Rosenthal holte den entsprechenden Karton, und ich suchte das Quittungsheft für den fraglichen Zeitraum heraus. Ich blätterte die Belege durch und dachte, dass sich Don Juan oder seine Holde vielleicht ein Buch besorgt hatten, aber am 17. Juli 1996 hatte niemand aus Zimmer 203 ein Buch ausgeliehen. Ich ließ das Heft in den Karton fallen und sagte: »Gehen wir.«
Mr. Rosenthal warf einen kurzen Blick zurück auf das Chaos am Boden, als wir zur Tür gingen.
Irgendwo in meinem Hinterkopf - aber nicht zu weit hinten -war mir klargewesen, dass sich das FBI unmöglich zwei Monate lang in diesem Hotel aufgehalten haben konnte, ohne an die Leihbibliothek zu denken. Ich meine, das waren zwar keine richtigen Detectives, aber ganz hirnlos waren sie auch nicht. Verdammt.
Aber immerhin hatte ich etwas bewiesen - irgendjemand aus Zimmer 203 hatte sich eine Videokassette geliehen, daher die fehlende Seite. Eine wahrhaft großartige Schlussfolgerung, die zu einem weiteren fehlenden Beweisstück führte. Mistkerle.
Mr. Rosenthal wollte gerade die Tür zum Archivraum abschließen, als mir etwas einfiel, das Roxanne gesagt hatte. Ich blieb stehen und sagte zu ihm: »Ich habe gar keine rosa Durchschläge in den Quittungsheften gesehen.«
»Die bekommen die Gäste, wenn das Buch oder die Videokassette zurückgegeben wird.«
»Und wenn sie nicht zurückgegeben werden?«
»Dann bleiben sie im Quittungsheft, bis der Gast abgereist ist und man feststellt, dass die Leihgabe fehlt. Dann wird er zu einer monatlichen Bestandsaufnahme der fehlenden Sachen herangezogen.“
»Okay ... die Gäste aus Zimmer 203 sind also am 17. Juli hier abgestiegen, und am 18. Juli gegen
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