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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Frage, die falsche Antwort und so weiter und so fort.
    Wenn man so etwas zwanzig Jahre lang gemacht hat, bekommt man einen sechsten Sinn dafür. Daher war es nicht nur das Glück des Dummen, dass ich auf die Leihbibliothek gestoßen war; nein, es kam daher, weil John Corey hartnäckig war, blitzgescheit, aufmerksam, clever, charmant und motiviert. Motiviert vor allem.
    Ich meine, ich wurde für diese Sache nicht bezahlt, folglich brauchte ich eine andere Entschädigung. Genaugenommen wollte ich Jack Koenig diese Sache so tief in den Arsch schieben, dass die Brillantine in seinen Haaren Falten warf. Liam Griffith ebenfalls. Und einen Moment lang wünschte ich mir, Ted Nash wäre noch am Leben, damit ich sie ihm auch gleich mit in den Hintern rammen konnte.
    Auf der Uhr an meinem Armaturenbrett war es 21:10, und ich fragte mich, wie spät es in Daressalam war. Eigentlich genauso spät wie im Jemen, also früh am Morgen. Ich stellte mir vor, wie mein Engel in einem Drei-Sterne-Hotel mit Blick auf den Indischen Ozean schlief.
    »Hier ist es so herrlich, John. Ich wünschte, du wärst bei mir«, hatte sie mir mal per E-Mail geschrieben. Als ob es meine Idee gewesen wäre, in den Jemen zu gehen.
    Und mir wurde klar, dass sie mir mehr fehlte, als ich gedacht hatte. Ich war von Herzen froh, dass man sie an einen halbwegs anständigen Ort geschickt hatte und nicht in den Jemen, wo es, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, echt ätzend war.
    Ja, es hatte ein paar hartherzige Momente gegeben, in denen ich mir wünschte, sie wäre im Jemen und ich auf den Bahamas, aber die gingen rasch vorüber, gefolgt von liebevollen Gedanken an unsere Wiedervereinigung.
    Mit flotten 85 Meilen pro Stunde fuhr ich auf dem New Jersey Turnpike weiter in Richtung Norden. Ich war müde, aber wachsam.
    Ich war mir darüber im klaren, dass ich in den Archiven des Bayview Hotels möglicherweise nichts weiter vorfinden würde als Mr. Rosenthal, der sich den Kopf kratzte und sagte: »Was ist mit den Bibliotheksbelegen passiert?«
    Ich war jetzt auf dem Montauk Highway auf Long Island und näherte mich Westhampton Beach. Es war nachts um halb eins, und ein leichter Nebel zog vom Ozean und aus den Buchten landeinwärts.
    Mein Radio empfing hier draußen Signale aus Connecticut, und irgendein öffentlich-rechtlicher Sender spielte La Traviata. Ich erzähle das nicht vielen Leuten, aber ich bin mit Dom Fanelli, der Karten umsonst kriegt, in der Oper gewesen. Meiner Schätzung nach müsste ich etwa zu der Zeit am Bayview Hotel sein, wenn die fette Frau sang.
    Die fette Frau sang »Parigi, o cara«, als ich auf den Gästeparkplatz bei der Rezeption fuhr. Ich wartete darauf, dass sie zum Ende kam und tot umfiel, was sie auch tat, stellte den Motor ab und ging ins Hotel.
    Der Labor Day war vorüber, und in der Lobby war es an einem Werktag um diese Stunde ruhig. Die Doppeltür zur Bar war geschlossen, was mich sehr enttäuschte.
    Peter, mein Lieblingsrezeptionist, hatte Dienst, deshalb schenkte ich mir sämtliche Förmlichkeiten und sagte zu ihm: »Ich muss mit Mr. Rosenthal sprechen.«
    Er schaute auf seine Uhr, wie es die Leute immer machen, wenn sie irgendeiner albernen Bemerkung über die Uhrzeit Nachdruck verleihen wollen, und sagte: »Sir, es ist fast ein Uhr morgens.«
    »Wollen Sie wissen, wie spät es im Jemen ist? Ich sag's Ihnen. Es ist acht Uhr. Höchste Zeit, dass man zur Arbeit geht. Rufen Sie ihn an.«
    »Aber ... ist es dringend?«
    »Warum bin ich wohl hier? Rufen Sie ihn an.“
    »Ja, Sir.« Er griff zum Telefon und wählte Leslie Rosenthal an.
    »Haben Sie die Schlüssel zum Keller?« fragte ich Peter.
    »Nein, Sir. Die hat nur Mr. Rosenthal.« Jemand meldete sich am Telefon, worauf Peter sagte: »Mr. Rosenthal? Tut mir leid, dass ich Sie um diese Uhrzeit störe - Nein, nichts ist passiert –aber Mr ...«
    »Corey.«
    »Mr. Corey vom FBI ist wieder hier, und er möchte Sie sprechen - Ja, Sir, ich glaube, er weiß, wie spät es ist.«
    »Es ist fünf nach eins«, warf ich ein. »Geben Sie mir das Telefon.«
    Ich übernahm den Hörer von Peter und sagte zu Mr. Rosenthal: »Ich entschuldige mich aufrichtig, dass ich Sie um diese Uhrzeit anrufe, aber etwas Dringendes hat sich ergeben.«
    »Was hat sich ergeben?« erwiderte er mit einer Mischung aus Benommenheit und mühsam beherrschtem Unmut.
    »Ich muss die Archive sehen. Bringen Sie bitte Ihre Schlüssel mit.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sagte er: »Kann das nicht

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